Hollywood wagt einen Neustart von Tomb Raider. Anlass genug, auf den Werdegang einer Popikone zurückzublicken: Lara Croft.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Jetzt also Alicia Vikander. 15 Jahre ist der letzte Auftritt von Lara Croft auf einer Kinoleinwand her. 2003 verkörperte Angelina Jolie zuletzt die kampferprobte Archäologin, und beim Vergleich fällt sogleich auf, dass die „neue“ Vikander-Lara deutlich natürlicher ausfällt als seinerzeit die Jolie-Version, die optisch von allem zu viel bot: zu viel Lippen, zu viel laszives Augenrollen und malizöses Lächeln, zu viel Busen. Das hatte seinerzeit allerdings seinen Grund: Die Ur-Lara stammt aus einem Computerspiel, mit einer entsprechend überzeichneten, comicartigen Erscheinung.

 

Lesen Sie hier die Kritik zum aktuellen Kinofilm Tomb Raider.

1996 sprang und schoss sich Lara zum ersten Mal als pixelgewordener feuchter Männertraum durch diverse labyrinthartige Szenerien. Die Optik, knappe Hotpants, steile Kurven und eine überdimensionale Oberweite, die Gerüchten zufolge auf einen Rechenfehler in der Programmierung zurück gehen soll, ist aber nur ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von Tomb Raider gewesen. Vor allem bot die Reihe ein völlig neues Spielgefühl, das bis heute in der Welt der Computer- und Videospiele etabliert ist und zahlreiche Nachahmer gefunden hat.

Mit U2 virtuell auf Welttournee

Interessant ist Laras Werdegang vor allem deshalb, weil sie zu den wenigen digitalen Figuren gehört, die den Sprung aus der Pixelwelt geschafft haben. Heute zählt sie zu den Ikonen der Popkultur der vergangenen zwei Jahrzehnte. Sie hatte Auftritte im Musikvideo zum Ärzte-Song „Männer sind Schweine“, und die irische Rockband U2 nahm sie zumindest virtuell auf eine ihrer Welttourneen mit. Zweimal flimmerte sie in Kinofilmen über die Leinwand.

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Das kleine Massenphänomen Lara Croft hat seinen Grund wohl darin, dass sich Jungs wie Mädchen für sie begeistern (konnten). Denn auch wenn Lara optisch einst als Männertraum über die Bildschirme hopste, bewies sie dabei Kraft und Charakter und bot ein wohltuendes alternatives Rollenmodell zu all den Prinzessinnen und kleinen Königinnen da draußen von Lillifee bis Elsa. Auch wenn es damals nur für zwei Kinofilme reichte, leistete sie ohne Zweifel Pionierarbeit für die Actionheldinnen von heute.

Da ist es nur konsequent, dass Lara nun eine zweite Chance bekommt. Ob sie sie nutzen wird? Seinerzeit krankten die Filme vor allem an der schwachbrüstigen Handlung. Eine Abenteurerin mit Übervaterproblemen und dem Auftrag, die Welt zu retten, das reicht für eine Menge Computerspiele, aber nur knapp für einen abendfüllenden Kinofilm. Nach allem, was zu lesen ist, sollten Lara-Fans an den Kino-Neustart von Tomb Raider nicht allzu großen Erwartungen haben. Immerhin: Eine Lara, die nicht mehr hinter ihren exorbitanten weiblichen Attributen verschwindet, ist ja schon einmal wohltuend.

Und einen unbeugsamen Überlebenswillen hat die zähe Amazone ja schon mehr als einmal bewiesen.