Lars Bender spielt in Leverkusen im Mittelfeld. In der Nationalmannschaft stellt ihn der Bundestrainer Joachim Löw auf die rechte Außenverteidiger-Position. Auch das kann er, wie er beim Spiel gegen Dänemark beweist.

Danzig - So viele Kurzmitteilungen hat Lars Bender am späten Abend erhalten, dass sein Handy „fast explodiert“ sei. Nicht alle konnte er gleich beantworten – seinem Leverkusener Vereinstrainer jedoch, dem schrieb der Nationalspieler sofort zurück. Ob er jetzt nicht auch bei Bayer  hinten rechts spielen könne, hatte Sami Hyypiä schnippisch gefragt. Keine Chance, schrieb Bender zurück, „wenn ihr einen neuen Mann für dieses Position haben wollt, dann müsst ihr schon einen kaufen“. Er spiele weiterhin im Mittelfeld – „da lasse ich gar nichts aufkommen“.

 

In der deutschen Nationalmannschaft aber, da ist aus dem zentralen defensiven Mittelfeldspieler auf wundersame Weise ein rechter Außenverteidiger geworden. Weil der Münchner Jérôme Boateng gegen Dänemark gelbgesperrt war, spielte Bender zum ersten Mal auf dieser Position – abgesehen von gerade einmal 16 Minuten im Leverkusener Dress. Er zeigte nicht nur eine erstaunlich abgeklärte Vorstellung, ihm gelang auch noch das Tor zum 2:1-Sieg. „Diesen Abend“, sagte Bender hinterher, „werde ich nicht so schnell vergessen.“

Sechs Wochen ist es inzwischen her, als der gebürtige Rosenheimer erfahren hat, dass ein Verteidiger in ihm schlummert. Im Fernsehen verfolgte er die Bekanntgabe des erweiterten EM-Kaders in Raststatt, bei der der Bundestrainer Joachim Löw zur allgemeinen Überraschung erstmals davon sprach, dass er sich Lars Bender auch auf der rechten Außenposition in der Viererkette vorstellen könne. Als „interessante Idee“ wertete der 23-Jährige damals diese Überlegung – konnte sich aber „gar nicht vorstellen, wie das ist, dort zu spielen“.

Schon im Training auf die neue Position gestellt

In den Trainingslagern auf Sardinien und in Südfrankreich bekam er einen ersten Eindruck. Löw stellte ihn in den Einheiten regelmäßig hinten rechts auf und erklärte anschließend, dass er für diese Position alles mitbringe: ein gutes Zweikampfverhalten, Spielintelligenz, Zug nach vorne. Allerdings verursachte der Bundestrainer auch einige Verwirrung, indem er in  diesem Zusammenhang immer wieder über Sven Bender sprach, den Zwillingsbruder von Borussia Dortmund. Der jedoch wurde schließlich aus dem endgültigen Kader gestrichen. Zurück blieb nur Lars Bender, den die besten Wünsche seines Bruders nach Polen und in die Ukraine begleiteten: „Wir freuen uns über alles, was der andere in seiner Karriere erreicht.“

Seinen Plan hat Lars Bender längst übererfüllt. Im endgültigen Kader wollte er sein – das ist gelungen; einen Einsatz wollte er bekommen – und ist schon in den ersten beiden Spielen gegen Portugal und die Niederlande eingewechselt worden. Gegen Dänemark durfte er nun erstmals von Beginn an spielen – und schoss sein erstes Länderspieltor. „Dass mir da vorne der Ball vor die Füße rollt: Schicksal“, sagt Bender.

Ein absoluter Siegertyp

Er sei „ein Siegertyp“ und zeige „keinen überzogenen Respekt vor den Gegnern, auch wenn er vor eine völlig neue Aufgabe gestellt wird“, sagt Löw über den Mann des Abends und berichtet davon, dass Bender nicht nervös geworden sei, als ihm mitgeteilt wurde, dass er in der Startformation steht: „Er hat sich gefreut – das sagt alles über ihn.“

Fragt sich nur, ob Lars Bender auch im Viertelfinale gegen Griechenland im Team bleibt, wenn Boateng wieder einsatzberechtigt ist. Löw hält sich die Entscheidung offen, der Leverkusener mag keine Ansprüche formulieren: „Ich werde versuchen, mich weiter anzubieten. Für den Trainer ist es wichtig zu wissen, dass er auf mich setzen kann, wenn er mich braucht.“ Was er Jérôme Boateng voraushabe, wird Bender dann noch gefragt und antwortet sachlich korrekt: „Ich habe ein Tor mehr.“