Im Schnecken-Rennen um die Torjägerkanone droht ein Negativ-Rekord: Niclas Füllkrug könnte Fredi Bobic und Co. ablösen. Was sagt der Ex-VfB-Stürmer zu der Situation?

Fredi Bobic drückt Niclas Füllkrug die Daumen. Seit 27 Jahren hält er einen Titel, einen ziemlich vermaledeiten - als Bundesliga-Torschützenkönig mit den wenigsten Saisontreffern. „Ich bin nicht erpicht darauf, den Rekord für immer zu behalten“, sagte Bobic dem Sportinformationsdienst.  

 

In der Saison 1995/1996 erzielte der ehemalige Nationalspieler und Europameister von 1996 im Trikot des VfB Stuttgart 17 Tore, sieben Jahre davor teilten sich Thomas Allofs (1. FC Köln) und Roland Wohlfarth (FC Bayern) den Titel mit ebenfalls je 17 Treffern - Füllkrug steht derzeit bei 16 Toren. „Rekorde sollen ja auch gebrochen werden - und das gilt für beide Richtungen“, sagte Bobic. 

Dass die Torjägerkanone diese Saison wieder mit so wenigen Toren weggehen wird, „überrascht mich nicht. Mit Erling Haaland und Robert Lewandowski hat die Bundesliga zwei absolute Top-Angreifer verloren, die einem Klub locker 30 Tore garantieren“, sagte Bobic: „Und es wurde kein adäquater Ersatz geholt. Die Bundesliga hat keinen Weltklasse-Stürmer mehr, das muss man so klar sagen.“ 

Füllkrug profitiert in dieser Saison

Und während Haaland und Lewandowski nun in England und Spanien die Torjägerlisten anführen, wird Füllkrug nun wohl seine Chance in der Bundesliga nutzen. Der Angreifer von Werder Bremen, der wegen seinen Wadenproblemen mit der Partie bei RB Leipzig (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN) das fünfte Spiel in Serie verpassen wird, führt die Bestenliste vor Vincenzo Grifo (SC Freiburg), Randal Kolo Muani (Eintracht Frankfurt), Christopher Nkunku (RB Leipzig) und Marcus Thuram (Borussia Mönchengladbach/alle 13 Treffer) an.

„Wenn es soweit ist, dann ist es eine tolle Auszeichnung. Man muss das Ganze aber immer realistisch einordnen“, sagte Füllkrug, der acht Jahre nach Alexander Meier (Frankfurt) der erste deutsche Torschützenkönig wäre, auf werder.de. Der 30-Jährige profitiere davon, dass „wir eine offensive Spielausrichtung haben.“ Aber Füllkrug weiß „natürlich auch, dass Spieler wie Robert Lewandowski oder Erling Haaland dieses Jahr nicht dabei waren und deshalb ein, zwei Namen in der Liste fehlen.“ 

„Die beste Saison seiner Karriere“

Dennoch: Füllkrug spiele „die beste Saison seiner Karriere, er ist eine echte Neun, wie ich sie mag. Für seine Verhältnisse macht er das überragend“, sagte Bobic: „Im Moment ist er leider wieder verletzt, diese Probleme haben ihn schon öfter zurückgeworfen. Vielleicht kann er ja noch das eine oder andere Tor machen, wir werden sehen.“

Grundsätzlich müsse der Tore-Schwund aber zu denken geben. „Wir sollten in Deutschland mal wieder echte Neuner ausbilden - und nicht nur falsche Neuner“, sagte Bobic: „Diese Entwicklung, dass in den vergangenen Jahren nicht mehr auf echte Mittelstürmer gesetzt wurde, macht sich jetzt bemerkbar.“ Trotzdem wäre er seinen Titel gerne los.