Sven Ulreich setzt sich im Fernduell der VfB-Torhüter gegen den nach Leverkusen entliehenen Bernd Leno durch.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Eigentlich heißt er Efthimios Kompodietas, doch weil dies ein ziemlich komplizierter Name ist, wird der Grieche in Diensten des VfB einfach "Effi" genannt. In den Trainingsalltag der Stuttgarter bringt der Mitvierziger seit diesem Jahr die sogenannte Life-Kinetik ein, worunter man Übungen zur Verbesserung der Handlungsfähigkeit, also auch der Reflexe, sowie der Koordination versteht.

 

Noch am Donnerstag hatte Kompodietas mit dem VfB-Torwart Sven Ulreich ein ausführliches Einzeltraining abgehalten, als der Schlussmann erst die vom Trainer mit den Fingern angezeigte Zahl und danach die Farbe eines in die Höhe gehaltenen Hütchens ansagen musste, ehe der Ball auf Ulreichs Tor geschossen wurde. Dass die Arbeit am Reaktionsvermögen Früchte trägt, dürfte der Life-Kinetik-Trainer am Samstag in der Nachspielzeit der Partie gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund mit Genugtuung beobachtet haben. Schließlich konnte Ulreich ("Ich bin froh, dass ich der Mannschaft mit meiner Leistung helfen konnte") mit einem tollen Reflex einen Kopfball des BVB-Innenverteidigers Neven Subotic abwehren - und rettete dem VfB so den glücklichen, aber nicht unverdienten Punkt.

Sechs ansehnliche Paraden gegen die Borussen

"Der Ulle hat heute weltklasse gehalten. Wie er auch die Flanken heruntergeholt hat. Das war heute die Note eins mit Sternchen", sagte der Manager Fredi Bobic - und lobte den 23-jährigen Torwart, der gegen die Borussen insgesamt sechs ansehnliche Paraden zeigte, bewusst über den grünen Klee. Schließlich ist es spätestens seit Samstag verbrieft, dass Sven Ulreich weiterhin die Nummer eins des VfB sein wird. Das Duell mit dem nach Leverkusen entliehenen Bernd Leno wird es in der Rückrunde nicht geben. Der VfB hat sich entschieden und setzt auf Ulreich, der vor allem dann häufig zu großer Form aufläuft, wenn es - wie in der Nachspielzeit gegen Dortmund - um ihn herum turbulent zugeht.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Fredi Bobic über die Stuttgarter Torwartpersonalie dennoch nicht groß reden möchte. Schließlich will der Manager seine Position in den Verhandlungen mit dem Leverkusener Sportdirektor Rudi Völler nicht schwächen. Sieben Millionen Euro an Ablöse für Bernd Leno sind das erklärte Ziel von Bobic, der das außergewöhnliche Talent des 19-jährigen Keepers aus Bietigheim kennt und dem natürlich auch nicht entgangen ist, dass der Torwart unbedingt am Niederrhein bleiben will und umgekehrt auch Bayer 04 den Schlussmann unbedingt haben möchte.

Handlungsbedarf im Sturm

"So schmeckt mir der Schluck Bier einfach besser", sagte der VfB-Manager nach dem Punktgewinn gegen seinen Ex-Club Dortmund also, ehe er sich verabschiedete. Schließlich stand am Abend noch Bobics 40. Geburtstag an, in den der Manager im kleinen Kreis - auch der Trainer Bruno Labbadia zählte zu den Gästen - in Winterbach hineinfeierte. Am Sonntagmittag spendierte Bobic dann den VfB-Profis nach dem Regenerationstraining einen Brunch in der Kabine. Seine Gedanken, wie er den Kader umgestalten könnte, hat sich Fredi Bobic bereits vorher gemacht.

"Der Wintertransfermarkt ist traditionell schwierig. Aber unsere Hausaufgaben haben wir erledigt", sagte der 40-Jährige, der hofft, die Leno-Millionen, so sie denn eingenommen werden, in den Kader investieren zu dürfen. Klar ist, dass auch Bobic vor allem im Sturm Handlungsbedarf sieht, wo Pawel Pogrebnjak sich nicht etablieren konnte und derzeit wie der Kollege Julian Schieber verletzt ist. Also spielte Cacau gegen den BVB im Angriff wieder den Alleinunterhalter - und blieb erneut unauffällig, was den Nationalspieler offensichtlich sehr beschäftigt. Während sich der Kollege Ulreich viel Lob abholte, verließ Cacau am Samstagabend grußlos die Arena.