Der Vorfall in Göppingen ist schrecklich – taugt aber nicht als Beispiel für Missmanagement, resümiert unsere Autorin Karen Schnebeck.

Göppingen - Dass in Krankenhäusern Medikamente verwechselt werden, kommt immer wieder vor, aber selten mit einem so schrecklichen Ende: In der Göppinger Klinik am Eichert hat eine Krankenschwester mutmaßlich sechs Patienten falsche Infusionen verabreicht, zwei von ihnen starben. Dennoch taugt dieser spezielle Fall nicht als Beispiel für die Misere an deutschen Krankenhäusern, als Beleg für überarbeitete Pflegekräfte und schlecht organisierte Medikamentenvergaben. Denn zumindest nach dem aktuellen Stand der Informationen war die Station vorschriftsgemäß mit Pflegekräften besetzt. Außerdem hat die Klinik bereits auf ein System umgestellt, das die Verwechslung von Medikamenten durch Barcodes und elektronische Anweisungen verhindern soll. Im Moment spricht alles dafür, dass die tödliche Verwechslung in Göppingen allein auf menschlichem Versagen beruht.

 

Erheblicher Imageschaden

Nichtsdestotrotz wird der Fall für die Klinik einen erheblichen Imageschaden zur Folge haben. Neben all dem menschlichen Leid bedeutet das auch eine Katastrophe für die Finanzen der Klinik, die eigentlich demnächst für 330 Millionen Euro neu bauen will. Ihr sind bereits im vergangenen Jahr Patienten abhanden gekommen, weil sich herumgesprochen hatte, dass sie mit resistenten Keimen zu kämpfen hatte. Der aktuelle Fall verschlimmert die Lage noch.