Wasser und Wege (10): Mit dem SSB-Bus fahren wir bequem aus dem Kessel und dann zum Katzenbacher Hof. Zurück in die City geht es zuerst bergauf und dann steil bergab.

Stuttgart - Ein Familienvater mit seinen beiden Knirpsen, eine Mutter und ihr Sohn, zwei Männer im besten Alter – sie alle nutzen an diesem sonnigen Samstagmorgen in Stuttgart ein spezielles Angebot im öffentlichen Nahverkehr der Landeshauptstadt. Vom 25. März bis 30. Oktober befördert der SSB-Bus der Linie 92 an Wochenenden und Feiertagen nicht nur Fahrgäste, sondern auch deren Fahrräder vom Rotebühlplatz mitten in der City zum Forsthaus II ins Naherholungsgebiet an der Solitude. Dafür hat der Omnibus einen speziellen Anhänger mit Platz für 15 Räder. Die Mitnahme der Räder ist kostenlos.

 

Raus aus dem Kessel und direkt ins Grüne zu kommen ist damit für Radfahrer viel einfacher – ansonsten sind sie auf S-, Stadt- oder Zahnradbahn angewiesen. Oder darauf, sich schweißtreibend Stuttgarts Anstiege hinaufzuquälen. Seit dem vergangenen Jahr verkehrt der Radtourer, er reiht sich damit ein in das VVS-Angebot der Wander- und Freizeitbusse in der Region, die während der Sommermonate im Schwäbischen Wald, im Bottwartal, zum Stromberg und zur Burgruine Reußenstein auf der Schwäbischen Alb fahren.

Ein- und Ausladen nur an den Endhaltestellen

Doch zurück nach Stuttgart: 22 Minuten braucht der Bus mit dem knallgelben Anhänger, in dem die Fahrgäste ihren Drahtesel ohne große Schwierigkeiten verstauen und mit Gummibändern fixieren können, vom Rotebühlplatz bis zum Forsthaus II. Es werden zwar alle Haltestellen der Linie 92 bedient, aber nur an den Endpunkten ist das Ein- und Ausladen der Räder möglich. Vom Forsthaus II aus gibt es zahlreiche Rad- und Wandertouren, etwa zum nahen Schloss Solitude oder in den Rot- und Schwarzwildpark. Auch die SSB empfehlen für Familien mit Kindern zwei kurze und erlebnisreiche Strecken, die zusammen mit  einem Kinderrätsel ganz einfach von der Homepage (ssb-ag.de/radtourer) heruntergeladen werden können.

Wir aber absolvieren eine fast 20 Kilometer lange Schleife, die uns wieder zurück zum Rotebühlplatz führt. Die Strecke kann leicht abgeändert werden, so dass diejenigen, denen die Tour zu lang oder der letzte Teil zu steil ist, die Rückfahrt in den Kessel mit dem Radtourer erledigen können. Dafür ist er ja schließlich da.

Vom Bärenschlössle zum Katzenbacher Hof

Unsere ersten Ziele sind die Parkseen, die man auf dem schnurgeraden Bärensträßle nach wenigen Minuten erreicht. Wer einen kleinen Umweg abseits dieser „Hauptverkehrsstraße“ machen will, kann gleich am Anfang rechts abbiegen und am Bernhardsbach entlangradeln – die erste Berührung mit dem Tour-de-Region-Thema Wasser. Beim Forsthaus geht es wieder zurück auf das Bärensträßle, auf dem wir das Bärenschlössle (großer Biergarten) und die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert zur Behebung des Wassermangels künstlich angelegten Parkseen erreichen: Bärensee, Neuer See und Pfaffensee. Auf dem Bärensträßle (oder etwas länger über Schlösslesallee, Calwer Sträßchen und Diebsteigweg) geht es hinunter zur Glems und nach dem Steg über die Magstadter Straße gleich rechts auf den Bandtälesweg. Unterhalb des Uni-Instituts für – das passt – Siedlungswasserbau folgen wir dem Katzenbach und dann dem grünen Radelthon-Schild nach rechts, über das freie Feld zum Max-Planck-Institut, das wir links liegen lassen und immer geradeaus bis zum Katzenbacher Hof radeln, den wir nach einer gut halbstündigen, gemütlichen Radelei erreichen. Dort gibt’s alles, was man für eine zünftige Rast benötigt: Biergarten, Spielplatz und vieles mehr.

Auf der Rückfahrt nehmen wir rechts den Sandweg, der uns leicht bergab zum Katzenbacher See führt. Auf dem Büsnauer-Rain-Sträßle erreichen wir die Büsnauer Straße, die auf dem breiten Gehweg kurz bergab und nach rechts auf den Feldweg führt, der zwischen den Regenrückhaltebecken in den Wald mündet. Jetzt geht es auf dem Burgstallweg und dann am Rand der Uni bergauf bis in den Wald hinein, wo wir nach rechts auf die Pflanzschulstraße abbiegen. Wir überqueren die B 14 einmal und nach einer Abfahrt zum Schattenring ein zweites Mal, ehe wir nach rechts auf die Bürgerallee abbiegen. Auf diesem breiten Waldwege erreichen wir den Hasenberg – nach einem letzten Anstieg.

Zum letzten Mal Wasser: der Gänsepeterbrunnen

Von nun an geht es auf der Hasenbergsteige steil bergab. Wem das zu lang oder zu steil ist, der kann die Karlshöhe ansteuern, unterhalb fahren wir am Johann-Sebastian-Bach-Platz nach einer weiteren Stunde wieder in den Kessel – und bestaunen den Gänsepeterbrunnen, der uns wie der Feuersee, an dem vorbei wir zum Rotebühlplatz rollen, zum letzten Mal daran erinnert, wie vielfältig uns auch auf der zehnten, der letzten Strecke der Tour de Region 2016, das Thema Wasser begegnet ist.