Das Land will mit einer neuen Tourismuskonzeption die Branche zukunftsfest machen.

Stuttgart - Baden-Württemberg sollte bei seinem touristischen Angebot noch mehr auf Nachhaltigkeit, Erlebnisorientierung und Innovationen setzen. Darauf haben sich die wichtigsten Akteure der Branche in einem anderthalbjährigen Diskussionsprozess verständigt. Die Ergebnisse sind in eine neue Tourismuskonzeption des Landes eingeflossen, die der Ministerrat am Dienstag verabschiedet hat. Das 130 Seiten umfassende Papier soll als strategische Grundlage für die künftige Tourismusförderung dienen.

 

„Die Branche steht vor großen Herausforderungen“, sagte der Minister für Justiz, Tourismus und Europa, Guido Wolf (CDU). Es gelte Antworten zu finden auf Globalisierung, Digitalisierung, demografischen Wandel, Klimawandel und neue Wünsche der Gäste. Eine Erkenntnis lautet, dass Baden-Württemberg seine Destinationen in der mittlerweile unübersehbar gewordenen Angebotsfülle stärker in den Fokus rücken muss. „Schaufensterprodukte“ müssten entwickelt werden, „die für sich allein bereits einen Reiseanlass darstellen“, sagte Wolf.

Wolf will mehr Haushaltsmittel

Die Förderinstrumente müssten außerdem auf umwelt- und ressourcenschonende Maßnahmen hin überprüft werden. „Rund zwei Drittel aller Urlaubsreisen im Land haben inzwischen einen Naturbezug“, sagte der tourismuspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Reinhold Pix. Und: „Wir wollen Taktgeber dieser Entwicklung sein.“

Die Kommunalen Spitzenverbände, die sich stark in die Diskussion eingebracht haben, begrüßen die Tourismuskonzeption, fordern aber auch eine ausreichende Förderung durch das Land. Mit dem Umschichten von Mitteln des kommunalen Investitionsfonds zugunsten der Infrastrukturförderung wird es dabei nicht getan sein. „Ich will mehr Geld für die Tourismusförderung im Haushalt, das ist aber nicht Bestandteil dieser Konzeption“, kündigte Wolf an.

Bloß kein Kirchturmdenken!

Gemeindetagspräsident Roger Kehle mahnte, auch die Beherbergungsbetriebe müssten kräftig investieren: „So mancher Betrieb, der heute noch gut besucht ist, wird sich weiter anstrengen müssen, um die Ansprüche der Gäste von morgen zu erfüllen.“ Auf die Forderung der Gastronomie, die Arbeitszeitregeln flexibler zu handhaben, geht die Konzeption nur allgemein ein: „Grundsätzlich ist das Land bestrebt, eine Verbesserung der Rahmenbedingungen politisch weiterzuverfolgen und dazu mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren zu sprechen“, heißt es. Die Koalitionspartner sind sich aber nicht einig, wie stark an den Stellschrauben gedreht werden soll.

Verbesserungsbedarf sieht Wolf auch bei den Strukturen der Tourismusorganisationen: „Zum Teil ist das zu kleinteilig.“ Kirchturmdenken sei fehl am Platz. Ziel müsse vielmehr sein, die Kräfte zu bündeln und die Aufgaben besser zu verteilen. Mit einem Bruttoumsatzvolumen von über 25 Milliarden Euro sowie rechnerisch rund 390 000 Arbeitsplätzen gilt der Tourismus als bedeutender Wirtschaftsfaktor im Südwesten.