Vier Siege in sechs Spielen hat Coach Dennis Zwicker mit den TSF Ditzingen geholt und dem Club den Glauben an den Klassenverbleib wieder gegeben.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

An diesem Samstag (19.45 Uhr) empfangen die TSF Ditzingen die SG Weinstadt zum Verbandsliga-Spiel. Ex-Kapitän Dennis Zwicker wurde zu Jahresbeginn als Trainer verpflichtet, um den Abstieg zu verhindern. Der 30-Jährige weiß, dass er auch unbequeme Entscheidungen treffen muss, dafür hat er eine Vorgehensweise.

 

Herr Zwicker, gegen die SG Weinstadt müssen die TSF ein dickes Brett bohren.

Von der individuellen Qualität her ist das eine sehr gute Mannschaft, aber die Motivation gegen Zweiten zu Hause anzutreten, ist enorm groß. Natürlich ist uns bewusst, dass alles passen muss, um einen Erfolg zu feiern.

Vier Siege in sechs Spielen – Sie dürften Ihre Entscheidung nicht bereut haben, als Retter einzuspringen, oder?

Überhaupt nicht. Nicht einmal nach der Auftaktniederlage gegen Böblingen oder der unglücklichen Niederlage gegen Schönbuch. Die Mannschaft zieht voll mit, das hat es mir einfach gemacht, Fuß zu fassen.

Sie sind ein Novize. Was ist da wichtig? Erfahrung oder Instinkt?

Grundsätzlich hat es mir enorm geholfen, dass ich die Leute kannte und dass man wusste, wofür ich stehe. Natürlich waren meine Erfahrungen als Spieler wichtig, sei es in Kornwestheim oder in Ditzingen. Darüber hinaus habe ich einige meiner Ex-Trainer kontaktiert und mich ausgetauscht – und sie stehen mir weiter mit Rat und Tat zur Seite, wenn ich Unterstützung brauche.

Gab’s einen Rat, den Sie von allen gehört haben? Das oberste Gebot für Trainer?

Nein, das nicht, aber ich habe den Grundsatz mitgenommen, dass man authentisch sein und sich selber treu bleiben muss. Ich glaube, das spürt die Mannschaft. Und mir ist ein intaktes Teamgefüge wichtig. Das sind die Schlüsselwerte, für die ich stehe.

Ein ehemaliger Mitspieler ist plötzlich Trainer. Gab’s da Reibungspunkte?

Bevor ich zugesagt habe, habe ich mit den Spielern gesprochen, daher habe ich nicht erwartet, dass es Reibungspunkte geben wird. Ich war ja auch einige Jahre Kapitän, deshalb ist es für keinen eine riesige Umstellung, dass ich nun derjenige bin, der auf der anderen Seite der Linie steht. Natürlich helfen in diesem Prozess auch Erfolgserlebnisse, sodass alle daran glauben, dass die Idee die man vermittelt, zum Erfolg führen wird.

Harmonie ist nötig, Konkurrenzkampf auch

Als Trainer muss man auch unbequeme Entscheidungen treffen. Können Sie anderen auf die Füße treten?

Ich will die bestmögliche Mannschaft auf dem Feld haben, das heißt, dass manche Spieler spielen, manche nicht. Aber für mich ist das nie eine Entscheidung gegen jemand, sondern für einen anderen. Das Wichtigste dabei ist die Kommunikation. Ich habe zu Beginn mit jedem Einzelgespräche geführt, wo er steht, was ich für Erwartungen habe – das versuche ich weiterzuführen. Das ist etwas, das ich aus meiner Spielerkarriere mitgenommen habe. Der Trainer trifft Entscheidungen, und er muss sie verständlich und offen kommunizieren.

Beispielsweise?

Ein Spieler darf nicht über die Sozialen Medien erfahren, dass er beim nächsten Spiel nicht im Kader ist. Das muss der Trainer machen und er muss seine Gründe darlegen, warum das so ist.

Ist Harmonie im Kader im Kampf gegen den Abstieg wichtiger oder ein knallharter Konkurrenzkampf?

Schwierige Frage. Grundsätzlich ist aus meiner Sicht eine positive Stimmung sehr wichtig, dann fällt an die tägliche Arbeit im Training grundsätzlich leichter. Natürlich muss auch ein Konkurrenzkampf herrschen, weil der zweifellos zu mehr Leistung anspornt. Also mir ist extrem wichtig, dass die positive Grundstimmung vorhanden ist, das heißt aber nicht, dass man unbequeme Dinge oder kritische Themen ausklammert.

Eine Wette auf den Klassenverbleib?

Gab es schon die Situation, in der Sie nachts wach lagen und über irgendwas im Handball nachgedacht haben?

Grundsätzlich kommt das schon vor, weil ich sehr viel über Handball nachdenke – aber gerade zu Beginn meines Engagements Anfang Januar gingen mir sehr viele Themen durch den Kopf, weil ich mir gewisse Schwerpunkte festlegen musste. Handball nimmt zwar einen ordentlichen Teil meiner Gedanken ein, aber schlaflos macht er mich nicht.

Wie schwierig ist es, Beruf, Sport und Privatleben gerecht unter allen Beteiligten aufzuteilen?

Das war die größte Frage, die ich klären musste, bevor ich zugesagt habe – weil ich schon beruflich stark eingespannt bin. Aber meine Frau unterstützt mich bei allem sehr und auch der Verein lässt mich nicht alleine mit meiner Aufgabe. Deshalb fällt es mir leichter, das gesamte Pensum zu stemmen.

Abschlussfrage. Wie viel Geld würden sie in einem Wettbüro setzen, dass die TSF Ditzingen auch in der nächsten Saison in der Verbandsliga spielen?

Sagen wir es so: Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass wir den Klassenverbleib schaffen, wenn wir die Leistung aus den letzten Spielen in den nächsten sechs auch bringen.