Vor 150 Jahren wurde auf dem Bodensee der erste Trajektverkehr auf dem Kontinent eingerichtet.

Friedrichshafen - Es ist dieser bitterkalte Winter 1962/1963, der dem Bodensee eine der seltenen Seegfrörnen beschert, die Wasseroberfläche also komplett zufrieren lässt. Ein Sturm tobt, Wellen überrollen den Bug des Eisenbahnfährschiffs „Schussen“. Blitzschnell verwandelt sich dort das Wasser zu Eis. Der Blutdruck von Kapitän Helmut Wochner steigt. Er weiß: Die „Schussen“ ist kein hochseetaugliches Schiff. Die Männer an Bord frieren wie die Hunde. Doch Aufwärmen ist im nächsten Hafen nicht möglich. Die zehn Waggons mit Getreide aus Oberschwaben, die in Friedrichshafen auf die Fähre gebracht wurden, müssen im schweizerischen Romanshorn so schnell wie möglich wieder runter vom Schiff. Maximal 40 Minuten haben die Männer Zeit. Danach müssen sie den Bug mit Pickeln vom Eis befreien. „Eine unglaubliche Schinderei“, wie sich der heute 93-jährige Wochner aus Friedrichshafen erinnert.