Luiz Henseling lebt mit einer Spenderlunge. Nun benötigt der Student eine weitere Transplantation.

Eigentlich könnte alles gut sein, weitgehend zumindest. Eine Lungentransplantation sollte dem jungen Mann ein Leben ermöglichen, das sehr viel mehr Alltag erlaubte, als es inzwischen der Fall war – so war der Plan. Doch es kam anders.

 

Seit mehreren Jahren lebt Luiz Henseling mit einer neuen Lunge. Der heute 25-Jährige hat Mukoviszidose, eine vererbte Stoffwechselkrankheit. In der Folge hatte die Lungenleistung so stark abgenommen, dass eine Transplantation unausweichlich geworden war. Doch während der Transplantation kam es zum Multiorganversagen, sein Leben hing am seidenen Faden. Er kämpfte, doch die Nieren waren so stark beschädigt, dass er seither zur Dialyse muss. Dreimal in der Woche, nachts, mehrere Stunden. Morgens um fünf liegt er dann im Bett.

„Aufstehen muss ich trotzdem um neun“, sagt der Mathestudent. Derzeit ist er im Praxissemester, er arbeitet bei einer Bausparkasse. Die auf 30 Stunden reduzierte Arbeitszeit könne er sich etwas einteilen, dazu habe er die Möglichkeit zum Homeoffice. Anstrengend sei es trotzdem, erzählt er. Denn auch wenn die Dialyse nachts sei, sei der Schlaf nicht erholsam. „Es wird ja viel gemacht mit dem Körper“, sagt Henseling über die Blutwäsche.

Unterstützer der traditionellen Benefizveranstaltung

Seit vier Jahren lebt der junge Mann aus Remshalden (Rems-Murr-Kreis) mit einer Spenderlunge. Zunächst war er selbst beim Ditzinger Lebenslauf dabei, erst lief er selbst, dann, als es die Lunge nicht mehr erlaubte, arbeitete er als Helfer beim Benefizlauf zugunsten der Mukoviszidosepatienten mit. Im Frühjahr, so hofft er, kann er sich auf die Warteliste für eine weitere Organtransplantation setzen, wenn alle medizinischen Werte eine Nierentransplantation zulassen. Doch der Student muss davon ausgehen, dass es auch mehrere Jahre dauern kann bis zur erlösenden Nachricht. Mit seiner Blutgruppe sei es schwierig, ein passendes Organ zu finden, sagt er. Deshalb kommen auch seine Eltern als Lebendspender nicht infrage.

Henseling hätte sich gewünscht, die Politik hätte sich zur Widerspruchslösung bei der Organspende durchgerungen. Dann müsste sich jeder mit dem Thema gedanklich befassen, und mehr Menschen stünden als Spender letztlich zur Verfügung, meint er. „Es gibt viel zu wenige Spendernieren.“ Und Deutschland sei eines der wenigen Länder im Eurotransplant-Raum, in dem die Widerspruchslösung nicht gilt. In diesem Fall muss man einer Organspende explizit widersprechen, hierzulande muss man ausdrücklich zustimmen. Ein Mensch könnte mit seinen Organen sieben Menschen ein Weiterleben ermöglichen, sagt Henseling. Wenn religiöse Gründe gegen eine Spende sprächen, verstehe er das. Auf eine bloße Ablehnung aber reagiere er mit „absolutem Unverständnis“.

Das persönliche Gespräch macht den Unterschied

Was er aber auch bemerkt: Vielfach änderten die Menschen ihre Haltung zur Organspende, wenn sie einen Betroffenen persönlich kennen. Deshalb erzählt er trotzdem nicht jedem seine Lebensgeschichte: Er trotzt seinem Leben so viel Normalität ab wie möglich.