Der Suizid einer 14-jährigen Schülerin in Kenia erschüttert das Land. Sie war von ihrer Lehrerin im Unterricht bloßgestellt worden – wegen ihrer Menstruation.

Nairobi - Am Wochenende ist die 14-jährige Jackline Chepngeno in einem weißen Kindersarg in ihrem Heimatdorf im Bezirk Bomet im Westen von Kenia zu Grabe getragen worden. Es sollte das Ende sein einer tragischen Entwicklung, aber die politische Diskussion über den Fall der Schülerin nimmt nun erst Fahrt auf.

 

Das Mädchen hatte im Unterricht erstmals ihre Periode bekommen, ein Blutfleck beschmutzte ihre Schuluniform, woraufhin die Lehrerin sie vor der Klasse als „schmutzig“ bloß stellte und nach Hause schickte. Jackline berichtete ihrer Mutter von dem Vorfall, später ging sie zum Wasser holen – kam aber nie zurück. Das Kind hatte sich – offenbar aus Scham – an ihrem Leso, dem traditionellen Wickelrock, an einem Baum aufgehängt. Die Eltern zeigten den Fall bei der Polizei an, doch die blieb tagelang untätig, weshalb aufgebrachte Dorfbewohner unter Protest das Schulgelände stürmten. In der Politik hat der Fall Wellen geschlagen. „Schulen werden mit Binden ausgestattet. Es widerspricht jeder Logik, eine Schülerin nach Haus zu schicken um welche zu holen“, sagte Geoffrey Omoding, der Verwaltungskommissar des Bezirks Bomet. Seit 2012 sollte es eigentlich eine kostenlose Verteilung von Tampons an Kenias Schulen geben, doch obwohl der Staat dafür jährlich umgerechnet vier Millionen Euro zur Verfügung stellt, sind laut Medienberichten rund drei Millionen Schülerinnen in Kenia unversorgt. „Wegen bürokratischer Hürden erreichen die Binden vielfach nicht die Schülerinnen“, kritisiert der Abgeordnete Julius Meli von der URP-Partei in der Zeitung „Daily Nation“.

Diese Woche soll der Bildungsausschuss des Parlaments sich mit der Bindenverteilung durch zwei Firmen befassen. Laut dem Kinderhilfswerk Unicef leiden auch in Ländern wie Bangladesch Mädchen neben der fehlenden hygienischen Versorgung während der Monatsblutung unter Stigmatisierung. „Der Grund ist meist Unwissenheit und eine Tabuisierung des weiblichen Zyklus“, sagt die Sprecherin Yvonne Laudien. Unicef verteile Hygiene-Sets oder unterstütze Projekte, in denen Frauen Binden selbst herstellten. In manchen Ländern, etwa im Tschad, werden wiederverwendbare Binden verteilt.