Beim Treffen rechter Republikaner betont der Ex-Präsident, wie gut er sich mit dem russischen Machthaber Putin verstehe, und fabuliert über den dritten Weltkrieg

Als der Mann nach mehr als 100 Minuten endlich zum Schluss kommt, springen seine Fans im Saal von den Stühlen. Den Zuschauern zu Hause vor dem Fernsehen aber brummt vermutlich der Schädel. Donald Trump will die Innenstädte der USA neu aufbauen und die Straßen nach Patrioten umbenennen. Er kündigt eine Geburtsprämie für einen neuen Babyboom an und fordert einen Pulitzerpreis für den ultrarechten Fox-News-Moderator Tucker Carlson. Er fantasiert über russische Panzer, die das Nato-Hauptquartier „mit einem Schuss“ in Schutt und Asche legen, und sieht das eigene Land in der Hand von Marxisten und Verrückten. Aber zum Glück hat er den Durchblick: „Ich kann sehr einfach den dritten Weltkrieg verhindern.“

 

Trump-Reden haben selten rote Fäden

Die Reden des Ex-Präsidenten haben selten einen roten Faden. Aber der Monolog, den er am Samstagabend bei der CPAC-Tagung (Conservative Political Action Conference) der rechten Republikaner in Washington vom Stapel lässt, klingt selbst für seine Verhältnisse wild. „Die Menschen mögen es, wenn ich mich vom Manuskript entferne“, hat er gesagt: „Das ist etwas riskant, macht aber mehr Spaß.“ Spaß ist genau das, was seine Zuhörer haben wollen. Vor der Konferenzhalle werden T-Shirts von Joe Biden mit Hitlerbärtchen verkauft.

Eine brave Veranstaltung war das Treffen der Konservativen nie. Aber inzwischen ist die viertägige Veranstaltung ein Jahrmarkt für Maga-Schlachtenbummler (Make-America-Great-Again-), Rechtsextreme und Verschwörungsideologen entwickelt, dessen Höhepunkt der Auftritt von Trump ist. Sein mutmaßlich aussichtsreichster innerparteilicher Herausforderer im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur, Ron DeSantis, ist genauso wenig gekommen wie Ex-Präsident Mike Pence oder Kevin McCarthy, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, und Senatsminderheitsführer Mitch McConnell. Immerhin hat am Vortag Trump-Herausforderin Nikki Haley gesprochen.

Mit 62 Prozent landet Trump in einer Umfrage unter den Teilnehmern wenig überraschend klar auf dem ersten Platz beim Rennen ums Weiße Haus. „We want Trump“ (Wir wollen Trump) steht auf den Schildern, die das Publikum während der Rede in die Fernsehkameras streckt. Trumps Vortrag ist eine Mischung aus seinen rechten Evergreens, Seitenhieben gegen die traditionellen Republikaner, Pöbeleien über Biden und Verneigungen vor dem russischen Machthaber Wladimir Putin. Die Rede beginnt mit dem apokalyptischen Gemälde eines Landes im Niedergang. „Sie sind hinter euch her – und ich stehe ihnen nur im Weg“, formuliert der Redner dann seinen Leitgedanken.

Narzisstische Fantasie

Im Grunde aber geht es nur um Trump: Unter ihm standen die USA in Blüte, äußere Feinde hatten Respekt, die Wirtschaft florierte, und Nato-Regierungschefs schickten angeblich sofort Milliarden-Schecks, nachdem er ihnen drohte, sie bei einem feindlichen Angriff nicht mehr zu verteidigen. Je länger die Rede dauert, desto mehr verschwindet die Wirklichkeit hinter der narzisstischen Fantasie, in der dauernd irgendwelche Generäle ehrfürchtig „Yessss, Sir!“ zu ihm sagten.

Doch jenseits der üblichen Lügen birgt der Auftritt eine alarmierende Botschaft: Mehr noch als zu seiner Regierungszeit sieht Trump die Nato inzwischen als rein ökonomisches Zweckbündnis, und die anderen Partner sind für ihn Schmarotzer. Deren militärischen Schutz will er künftig an die Bedingung knüpfen, dass sie den USA Vorzugskonditionen im Handel einräumen. Das Geld für die Ukraine will er lieber zur Sicherung der eigenen Grenze zu Mexiko einsetzen. Den Ukraine-Krieg will Trump sofort beenden: „Das wird nicht länger als einen Tag dauern.“ Wie das passieren soll, verrät er nicht. Nur dass er mit Putin „sehr gut klargekommen“ sei, betont er. Seine Anhänger im Saal hören das gerne. Die Ukrainern haben indes Anlass zur Sorge. Und viele Alliierten dürften sich fragen, wie das Bündnis mit einem Oberbefehlshaber Trump aussähe.