Pole Dance, Zumba, Barre Concept: Fitness- und Tanztrends mixen bekannte Bewegungsformen zu neuen Stilen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Ein wohlklingender englischer Name, das Versprechen, noch mehr Kraft und Ausdauer zu bekommen und noch schneller schlank zu werden – fertig ist der neue Fitnesstrend. Die Figur und die Anmut einer Primaballerina verspricht das Trainingsprogramm Barre Concept. Experten nennen es natürlich Workout. Die Mischung aus Ballett, Yoga, Pilates und funktionellem Training lässt in höherem Alter noch Kleinmädchenträume wahr werden. Wer mit drei Jahren an Pirouetten oder Plié gescheitert ist, bekommt beim Barre Concept eine zweite Chance.

 

Und natürlich hat es weitere Vorteile. „Das Training hat eine Struktur, die den ganzen Körper kräftigt“, sagt Nicole Hofrichter, die den Kurs im Fitnessstudio Palestro in der Rotenwaldstraße 40 leitet. Die Arme würden mit der Hantel trainiert, Beine und Gesäß an der Ballettstange. Barre Concept ist – wie der Name sagt – ein Training „an der Stange“.

Neue Trends versprechen oft schnelles Abnehmen

Zumba, Barre Concept, Pole Dance – das klingt einfach besser als Gymnastikkurs in der örtlichen Mehrzweckhalle. Angesagt sind diese Trendprogramme auch aus anderen Gründen: „Zumba hat Aerobic abgelöst. Viele wünschen sich nach der Arbeit ein simples Training, bei man nicht mitdenken muss, sondern abschaltet“, weiß Hofrichter. Zumba kombiniert Tanz, Aerobic, Intervalltraining und lateinamerikanische Klänge und wirbt damit, dass die Frau „tonnenweise Kalorien verbrennt“.

Neue Fitnesstrends entstehen oft aus der Kombination altbekannter Bewegungsformen. „Weil es ständig neue medizinische Erkenntnisse gibt“, erklärt Hofrichter dieses Phänomen. Außerdem habe längst eine Veränderung in den Köpfen stattgefunden: Die Gesundheit stehe beim Sport im Vordergrund. Die Idee für Barre Concept stammt aus den USA, wo übrigens die meisten verrückten Trendsportarten wie Nacktyoga oder Workout im Matsch herkommen. Entwickelt hat es in Deutschland die Münchnerin Sabine Haydecker.

Claudia Mahon hat wie Hofrichter bei ihr die Ausbildung absolviert. Sie unterrichtet dieses „sehr feminine Training“ schon länger an der Ballettschule Seeger in der Esslinger Straße 40. Eine Stunde dauert die Einheit. Länger ist zu anstrengend: „Man macht bis zu 100 Wiederholungen. Danach sind die Muskeln quasi traumatisiert“, sagt die Yogalehrerin. Anfangs sei der Muskelkater programmiert. Aber der Weg zur Primaballerina-Figur eben auch. Ganz ohne Trend bekommt man die immer noch beim klassischen Ballett . „Das kommt nie aus der Mode, und man kann es wirklich noch in jedem Alter lernen“, sagt die Chefin der Schule im Bohnenviertel, Christina Seeger. Beim Ballett geht es für sie aber nicht um sportlichen Ehrgeiz, sondern um Training mit dem eigenen Körper, um Ausdruck.

Balletttänzerin kann man in jedem Alter noch werden

In ihren Kursen sind viele Anfängerinnen zwischen 20 und 40. Mehrere Kurse bietet sie speziell für ältere Damen an, die noch nie an der Stange standen. „Die sind überglücklich und erfüllen sich einen Kindheitstraum“, sagt Seeger. Ihre älteste Teilnehmerin ist 75 Jahre alt.

Für Pole Dance ist man da fast zu alt. Überhaupt Pole Dance. Das klingt eher nach Rotlichtmilieu als nach Sport, aber der Tanz an der Stange hat sein Nachtclubimage längst abgelegt. Frauen betreiben ihn gerne, weil er ebenfalls einiges kombiniert: Für die Figuren braucht man Kraft, für eine anspruchsvolle Choreografie Ausdauer. Und es bedarf einer gewissen Eleganz, damit ein Tanz an der Stange ästhetisch aussieht – sexy, aber nicht billig.

Hotpants und Mega-High-Heels haben dabei laut Caroline Messick einen funktionellen Wert: Der direkte Hautkontakt sei nötig, um sich an der Stange halten zu können. Und ja es ist erotischer, als sich in der ollen Jogginghose an der Stange zu verrenken. „Hohe Schuhe strecken die Beine“, sagt die Trainerin. Sie tanzt seit zwei Jahren, gelernt hat sie bei der Stuttgarter Pionierin Ariane Matthes bei Pole Dance Stuttgart in Vaihingen in der Kupferstraße 36. Der 25-Jährigen gefällt die Kombination aus Sport und Tanz: „Joggen fand ich langweilig, Fitnessstudios mag ich nicht.“

Das Nachtclub-Image hat die Sportart inzwischen abgelegt

Einfacher geht Sport aber auch: Laut „Spiegel Online“ soll nun „Authentic Urban Retro Running“ in sein. Bei dieser Disziplin laufe man „ohne Hilfsmittel wie Stöcke oder Getränkegurte“ durch die Straßen, gerne „todesmutig in den Klamotten vom letzten Jahr“. Anfänger nennen es Joggen.