Der Rapper Trettmann bouncte am Sonntagabend im ausverkauften LKA zwischen Cloud-Rap, Dancehall und Rave und gab sich dabei souverän, lässig und cool.

Stuttgart - Schwarz-weiße Grafikelemente flimmern über die Bühnenleinwand. Zu hören ist das Wort „Kitschkrieg“ (sprich: „Kitschcreek“). Es wird noch sehr oft zu hören und zu lesen sein an diesem Abend. Es prangt auf einem Banner über der Bühne und läuft immer wieder über die Leinwand. So, als gäbe es kein schöneres Wort. Dann kommt Trettmann, ebenfalls schwarz und weiß gekleidet, mit Hoodie, Basecap und Sonnenbrille auf die Bühne und beginnt die Show. Am Sonntagabend im ausverkauften LKA feiern die Fans den Hip-Hop ab.

 

Gleich am Anfang singt der Deutsch-Rapper den Hit „Standard“, der knapp 82 Millionen Aufrufe auf Spotify hat. Später bringt er ihn ein zweites Mal. Vor allem zu Beginn des Konzerts werden die Stücke angespielt, Trettmann sagt ein paar Worte, rappt dann weiter. Der Sound kommt als Playback aus dem Off. Trettmann steht durchweg allein auf der Bühne, lässig und cool. Kollegen und Kooperationspartner wie Cro oder Henning May sind erst zu hören und auf der Leinwand im Videoclip zu sehen. Dass nach 40 Minuten die Technik versagt und die Musik ausfällt, sorgt für einen kurzen Bruch, den Trettmann allerdings souverän auffängt, indem er einfach unplugged weiterrappt und das Publikum zum Mitsingen auffordert. Nach etwa fünf Minuten geht es weiter, dann deutlich dynamischer.

Er startete mit Breakdance

Trettmann macht keine halben Sachen. Der 46-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Stefan Richter heißt, wuchs in Chemnitz auf und startete zunächst mit Breakdance. Bilder aus dieser Zeit sind beim Stück „Grauer Beton“ zu sehen. Später kamen dann Reggae und Dancehall hinzu. Den Dancehall-Einfluss hört man noch immer. Aus dieser Zeit stammt auch sein Name, der sich von „Dreadman“ herleitet. Den kommerziellen Durchbruch hatte Trettmann 2017 mit seinem dritten Studioalbum „#DIY“, das sich insgesamt 75 Wochen in den deutschen Charts hielt.

Im Herbst 2019 folgte dann mit „Trettmann“ Album Nummer vier, das direkt auf Platz 2 einstieg. Alle Tracks stammen aus der Zusammenarbeit mit dem dreiköpfigen Berliner Produzententeam Kitschkrieg, das unter anderem auch die Rapperin Haiyti produziert. Die Stücke haben jenen ganz speziellen Shisha-Pop-Sound mit moduliertem Gesang. Das Wort „Kitschkrieg“ findet sich auf Merchandise-Produkten und taucht in jedem Trettmann-Song mindestens einmal auf.

Trettmann zeigt sich gerne nachdenklich

Trettmann, den Fans „Tretti“ nennen, erzählt in seinen Liedern nicht nur vom üblichen Bling, fetten Karren und Haschischpfeifen, er zeigt sich gerne auch nachdenklich. Das kommt vor allem in dem Stück „Stolpersteine“ zum Ausdruck, gewidmet den jüdischen Opfern der Nazi-Diktatur. In einer Zeile heißt es: „Steine aus Messing auf meinem Weg/Beug mich nach vorn/Hier wohnte ne Frau mit ’nem Namen/Les’ Zahlen/Geboren in ’n Zwanziger Jahren/Abgeschoben nach Polen/Deportiert April/Ermordet in den letzten Tagen“.

Am Ende des Abends gibt Trettmann schließlich den Song „Zeit steht“ zum Besten, den er mit der Sängerin Alli Neumann aufgenommen hat. Und dann kommt nach rund 80 Minuten Konzert noch kurz Rave-Stimmung auf, die Beats funktionieren einwandfrei, überschlagen sich geradezu. „Tretti, Tretti“ rufen die Fans. Der Rapper geht ab. Bounce.