Der Leonberger Tiathtlet Gerhard Weiland hat nach nur etwas mehr als zwei Wochen nach seinem Start beim Ironman in Hawaii südlich von Athen einen Wettkampf über die Mitteldistanz bestritten.

Die einen sagen, das oder der ist ja verrückt. Die anderen denken, das oder der ist ja clever. Gerhard Weiland hat sich daran gewöhnt und damit abgefunden, dass alle, die er über sein Vorhaben informiert hat, ihn in die erstere Kategorie einordnen. Er selbst hält es eher mit der zweiten Variante – obwohl auch er sich von leichten Zweifeln nicht ganz frei sprechen konnte.

 

Sieg in der Altersklasse M60-64

Am Ende hat er recht behalten. Nur etwas mehr als zwei Wochen nach seinem Start beim Ironman auf Hawaii, den er in 13:30,06 Stunden absolvierte und damit in der Männerwertung 60 bis 64 auf Platz 111 landete, hat der 62-Jährige mal eben einen halben, einen sogenannten 70.3 Ironman, nachgelegt. Sein Ziel: die Altersklassenwertung zu gewinnen und sich damit für die 70.3-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr im finnischen Lahti zu qualifizieren.

Der Gedanke dabei: „Zwei Wochen nach Hawaii gibt’s keinen anderen Verrückten wie mich, der so etwas macht. Die ganzen superstarken Triathleten sind nicht da, und ich nehme meine Bestform noch mit, dann reichen vielleicht auch 90 Prozent, um das Ding zu gewinnen.“

Erkältung zwischen beiden Wettkämpfen

Und die haben gereicht. Nach 5:09,32 Stunden blieb die Uhr für ihn stehen. Damit war er fast genau fünf Minuten schneller als der zweitplatzierte Grieche Andreas Sakellariou.

Der Schauplatz des Wettbewerbs: Vouliagmeni, 20 Kilometer entfernt von Athen an der ägäischen Küste. Holger Weiland hatte sich diesen Termin schon Mitte des Jahres notiert, denn da war ja noch die zweite Überlegung: „Im nächsten Jahr bin ich 63 Jahre alt, da wird es noch schwerer, sich in meiner Altersklasse für die WM zu qualifizieren.“

Dumm nur, dass der selbstständige Versicherungsmakler nach Hawaii erst einmal wegen einer Erkältung außer Gefecht gesetzt war. Doch irgendwie fügte sich dann doch noch alles. Pünktlich am Morgen des Wettbewerbs waren die Symptome komplett abgeklungen. Gesundheitliche Bedenken kamen bei dem Ausdauersportler nicht wirklich auf. „Ich habe zwar kurz überlegt, ob ich überhaupt hingehen soll, aber ich kenne meinen Körper und weiß, wann ich ihn überfordere“, sagt Gerhard Weiland.

Nach dem Schwimmen auf Platz drei

Also ging es bei Sonnenaufgang mit Neoprenanzug ins 22 Grad warme und sehr klare Mittelmeer. Nach 34 Minuten hatte er die 1,9 Kilometer in der Vari-Bucht absolviert und war damit Drittschnellster seiner Altersklasse. „Für mich sind diese guten Schwimmzeiten immer wieder ein Wunder, da ich die Kraultechnik erst mit 35 Jahren bei der Triathlonabteilung der Skizunft Kornwestheim erlernen durfte“, freute sich der Athlet.

Mit einem schnellen Wechsel verbesserte er sich gleich auf Rang zwei. Die 90,1 Kilometer lange Radstrecke entlang der Küste mit 490 zu bewältigenden Höhenmetern kam dem Leonberger entgegen. Mit 6:44 Minuten Vorsprung vor dem nächsten Konkurrenten seiner Altersklasse machte sich Gerhard Weiland an den Halbmarathon.

Die Schwierigkeit dabei: weil seine Frau nicht vor Ort war und auch keine andere Begleitung, konnte er nicht einschätzen, an welcher Stelle er im Wettbewerb liegt. Fragen hilft. Als Gerhard Weiland in der zweiten Runden von einem Engländer überholt wurde, bekam er schon einen Schreck, den anvisierten Altersklassensieg womöglich abschreiben zu müssen. „Erste oder zweite Runde?“, lautete deshalb seine Frage. Als die Antwort „erste Runde“ kam, sorgte das noch einmal für einen zusätzlichen Motivationsschub.

Übernachtung in Lahti bereits gebucht

Der Leonberger ließ sich den Erfolg in der Altersklasse nicht mehr nehmen. Alles andere wäre auch keine Option gewesen. Schließlich hatte er vier Tage Übernachtung mit Stornierungsoption in Lahti bereits gebucht. Wohl wissend, dass die Kapazitäten in der 120 000-Einwohner-Stadt schnell erschöpft sein werden, wenn dort die Weltmeisterschaft am 26. August kommenden Jahres stattfindet. Die einen sagen, das oder der ist ja verrückt. Die anderen denken, das oder der ist ja clever.