Die Betrugsmasche mit den falschen Polizisten rollt durchs Land. Es gibt Millionenschaden. Doch nicht immer triumphieren die Täter. Manchmal läuft es auch anders.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Ludwigsburg - Dieser Mann hat eine feste Überzeugung: „Wenn man der Polizei helfen kann, dann muss man auch helfen“, sagt der 79-Jährige. Dieser Mut ist löblich – wenn es sich um die echte Polizei handeln würde. Doch der Mann, den wir hier nur Herr R. nennen wollen, wäre fast zum Opfer von Betrügern geworden. Er war an falsche Polizisten geraten, die ältere Menschen um ihre Ersparnisse bringen. Eine Betrugswelle rollt über das Land – mit über 1800 Fällen und 5,3 Millionen Euro Beute allein im letzten Jahr. Der 79-Jährige war drauf und dran, 20 000 Euro draufzulegen. Doch dann kam alles ganz anders.

 

Der Fall aus Schwieberdingen im Kreis Ludwigsburg ist ein Musterfall dafür, wie es auch laufen kann. Schlecht für die Täter. Dabei hatte ein angeblicher Andreas Nowak von der Deutschen Kriminalpolizei alles im Griff, als er sein Opfer Anfang April gegen 16 Uhr anrief. Man habe einen Einbrecher geschnappt, erzählte er, und man habe in der Hosentasche einen Zettel mit Adressen gefunden, Herr R. stehe da an oberster Stelle. Ein Einbruch durch eine Bande stehe unmittelbar bevor.

Den Jagdinstinkt beim Opfer geweckt

Herr R. hat das geglaubt. Enkeltrick, falsche Gewinnmitteilungen – von allen Betrügereien hat er schon gehört, nicht aber von der Masche mit den falschen Polizisten. Und weil man der Polizei helfen soll, wenn man helfen kann, hält Herr R. die Idee für prima, den Lockvogel zu spielen. „Der Herr Nowak hat gesagt, wenn ich auf der Bank Geld abhebe, dann würde ich für die Täter interessant“, sagt der 79-Jährige, „und ich wollte diese Einbrecher fassen.“ Gemeinsam habe man noch über diese Einbrecherbanden geschimpft, und der Herr Nowak habe ihn noch dafür gelobt, dass er auch so wenig von solchen Tätern halte.

Herr R. sagt, dass der angebliche Herr Nowak sehr geschickt vorgegangen sei. Zweimal habe Herr R. gefragt, wie er denn glaubhaft machen könne, wirklich Kripobeamter zu sein. Da habe dieser angebliche Herr Nowak „was ganz Wichtiges, ich weiß nicht mehr was, dazwischengeschoben“. Seine Frage nach Bargeld, Schmuck und anderen Wertsachen habe der Herr Nowak damit begründet, dass die Kripo das vorab klären und der Versicherung melden müsse. „Der war clever“, sagt Herr R.

Ein Bankmitarbeiter des Vertrauens

Der 79-Jährige geht also zur Bank. „Und ich habe mir fest vorgenommen, mit den 20 000 Euro zum nächsten Polizeiposten zu gehen.“ Der sei nur ein paar Hundert Meter von der Bank entfernt. Der Herr Nowak hatte ihm noch mit auf den Weg gegeben, auf der Bank misstrauisch zu sein, weil es eine undichte Stelle gebe, die mit den Straftätern zusammenarbeite.

Den Bankmitarbeiter aber kennt Herr R. schon seit Jahrzehnten. „Ein feiner Mann“, sagt er. Und der erkennt auch gleich, dass Herr R. das Opfer einer Betrugsmasche werden soll. Gemeinsam verständigt man die Polizei. Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende. „Wenn man der Polizei helfen kann“, sagt Herr R., „dann muss man auch helfen.“

Und wieder spielt das Opfer den Lockvogel

Mit anderen Worten: Der 79-Jährige spielt den Lockvogel, nur andersherum. Herr Nowak hatte zuvor angeboten, die 20 000 Euro von einem Kollegen abholen zu lassen, weil die Ehefrau von Herrn R. es abgelehnt hatte, so viel Geld im Haus über Nacht aufzubewahren. Das soll den Tätern zum Verhängnis werden. Es ist 22 Uhr, als der Abholer und Nowaks vermeintlicher Kollege am Haus von Herrn R. auftaucht.

Was der Kurier nicht weiß: Die echte Polizei steht schon parat. Dann klicken die Handschellen. Der 27-Jährige stammt aus dem sieben Kilometer entfernten Asperg. „Er ist aber nicht der Anrufer“, sagt ein Polizeisprecher. Der falsche Polizist ist wegen Drogendelikten bekannt. Die Hintermänner werden Ersatz suchen müssen.