Das Festival macht nur offenbar, was innerhalb der Branche schon länger bekannt ist: Stuttgart ist zu einer wahren Hochburg geworden, was die so genannte Pixelarbeit in der Filmbranche angeht.

Stuttgart - Wer dieser Tage durch Stuttgart läuft, sieht sie überall: junge Menschen mit Bändchen um den Hals, daran baumelt die Zugangskarte für die Internationale Konferenz für Animation, Effekte, Games und Transmedia, oder kurz FMX, Europas größte Fachkonferenz rund um digitale Bilder. Sie sind auf der Suche nach Jobs in den Bereichen Visuelle Effekte und Animation. Die Ergebnisse solcher Arbeit gibt es auf dem Trickfilmfestival zu bestaunen. Die erwarteten 80 000 Besucher können in den Innenstadtkinos und auf dem Schlossplatz die Ergebnisse bestaunen.

 

Das Festival macht nur offenbar, was innerhalb der Branche schon länger bekannt ist: Stuttgart ist zu einer wahren Hochburg geworden, was die so genannte Pixelarbeit in der Filmbranche angeht. Sowohl die Anzahl der Ausbildungsstätten, als auch die der Studios sucht deutschlandweit ihresgleichen. Dabei konkurrieren sie teilweise mit Billiglohnländern wie Indien oder China. Wer im Sog von Konkurrenz und Preisdruck nicht untergehen will, braucht stimmige Konzepte für die Zukunft.

Hollywood ist nicht alles

So wie Andrea Block. Die Absolventin der Filmakademie Ludwigsburg hat zusammen mit Christian Haas 2006 die Luxx Studios in Stuttgart gegründet. Ihre Firma mit 15 Festangestellten machte die Effekte für Filme wie „Rommel“ oder für Roland Emmerichs „White House Down“. Die Entscheidung für Stuttgart fiel ihr leicht. Hier sei die Filmindustrie gut verankert und es gebe „eine Medienpolitik, die Filme schätzt und fördert“. Die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) fördert Arbeiten besonders im Bereich visuelle Effekte und Animation jährlich mit 15 Millionen Euro. 2009 hat sie außerdem den so genannten Animation Media Cluster Region Stuttgart eingerichtet. Die Mitglieder des Verbunds für Unternehmen, die im Bereich visuelle Effekte und Animation unterwegs sind, haben bei Filmen wie Cloud Atlas, Grand Budapest Hotel oder der Serie Game of Thrones mitgewirkt.

Aber Hollywood ist nicht alles, sagt Andrea Block von Luxx Studios. Deswegen wagt Luxx Studios mit der Tochterfirma Luxx Films erstmals den Schritt in die Eigenproduktion und damit weg von der reinen handwerklichen Auftragsarbeit hin zu künstlerischer Arbeit wie Storytelling, Inszenierung und Charakter-Design.

Der geplante Animations-Film „Manou the Swift“ handelt von einem Mauersegler, der sich für eine Möwe hält. Im Frühsommer 2016 soll der Film fertig sein. Block sieht in dem selbst produzierten Streifen auch die Gelegenheit, sich neues Know-how anzueignen, beispielsweise die besonders detailgetreue Animation von Federn und Felsen. „Und vielleicht wird dadurch das ein oder andere Filmstudio auf uns aufmerksam“, hofft Block.

Pixomondo setzt auf Virtuelle Realität

Ein größerer Spieler im Geschäft mit visuellen Effekten ist Pixomondo. 2012 gewannen sie für Effekte von „Hugo Cabret“ den Oscar. Das Frankfurter Unternehmen hat 11 Filialen, beispielsweise in China, Kanada und den USA. Ein Standort ist aber auch Stuttgart. Eine bessere Förderung als in Baden-Württemberg gebe es in Deutschland nicht, sagt der Standortleiter Christoph Malessa zu dieser Wahl. Da der Markt für visuelle Effekte gerade auf internationaler Ebene ein „knallhartes Geschäft“ mit hohem Preisdruck sei, versucht Pixomondo sein Angebot zu erweitern, beispielsweise durch Industriefilme oder Projekte im Bereiche virtuelle Realität. „Nur Hollywood geht nicht“, sagt Malessa. Sonst laufe man Gefahr, zu lange auf Gelder warten zu müssen und dann die überwiegend freien Mitarbeiter nicht bezahlen zu können.

Dass Studios wie Pixomondo oder Luxx in der Region bei diesen Mitarbeitern aus dem Vollen schöpfen können, liegt auch an den exzellenten Ausbildungsstätten, beispielsweise der Filmakademie Ludwigsburg oder der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart-Vaihingen. Der Bachelor Audiovisuelle Medien etwa an der HdM nimmt pro Semester 70 Studenten. Die Zahl der Bewerber ist teilweise neunmal höher. Für Professor Bernhard Eberhardt ein Indiz für die ungebrochene Faszination des Berufsfelds. In den vergangenen Jahren sei Stuttgart eine Marke geworden, was visuelle Effekte und Animation angeht. „Luxx, Mark13, Pixomondo, das sind die Namen, die Stuttgart leuchten lassen.“