Die großen Versorger müssen in naher Zukunft hohe Investitionen tätigen – das bezahlt am Ende der Kunde. Eine Verteuerung um 25 Cent pro Kubikmeter ist realistisch.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Zum internationalen Tag des Wassers am kommenden Montag haben die beiden großen Trinkwasserversorger in Baden-Württemberg auf die gewaltigen Herausforderungen hingewiesen, die für sie der Klimawandel und weitere Umweltveränderungen mit sich bringen. An heißen Sommertagen werde das Wasser schon heute knapp, sagte Bernhard Röhrle von der Landeswasserversorgung (LW), die drei Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt.

 

Es werden deshalb hohe Investitionen notwendig. Am Bodensee steht zwar grundsätzlich immer genügend Wasser zur Verfügung, aber im Land versiegen immer mehr lokale Quellen, weshalb weitere Gemeinden ihr Wasser aus dem Bodensee beziehen wollen – schon in naher Zukunft könnte deshalb mit den derzeitigen Anlagen nicht mehr genug gefördert werden. Die Bodenseewasserversorgung (BWV), von der vier Millionen Menschen das Trinkwasser erhalten, will deshalb bei Sipplingen zwei weitere Entnahmestellen am Ufer bauen – bisher gibt es nur eine. Auch im See selbst wird dann noch an einer zweiten Stelle ein Turm auf dem Seegrund gebaut, wo Wasser angesaugt wird. Insgesamt wolle man in den nächsten 15 Jahren einen Millionenbetrag in mittlerer dreistelliger Höhe investieren, so BWV-Sprecherin Teresa Brehme. Diese Ausgaben sind auch wegen der Quagga-Muschel notwendig, einer invasiven Art, die die Rohre verstopfen kann; es müssen ganz neue Ultrafilter eingebaut werden.

Die LW sucht auch nach zusätzlichen Förderquellen

Bei der LW steht ebenfalls ein Ausbau an. Wegen des um zehn Prozent gestiegenen Wasserbedarfs aufgrund häufiger Dürren benötige man vier weitere Aufbereitungsanlagen zusätzlich zu den bestehenden zehn, betonte Bernhard Röhrle. Die Investition von 20 Millionen Euro mutet im Verhältnis zur BWV fast bescheiden an. Daneben sei man in Gesprächen, etwa mit der Stadt Heidenheim, ob man weitere Grundwasservorräte nutzen könne – für den Fall, dass die bestehenden nicht mehr ausreichen. Seit Jahren fällt der Grundwasserspiegel tendenziell.

Die Kosten der Investitionen werden am Ende natürlich auf den Verbraucher umgelegt. Derzeit verkaufen LW und BWV einen Kubikmeter Wasser (1000 Liter) für rund 60 Cent an die Gemeinden – in den nächsten 15 Jahren könnte sich der Preis um 25 Cent, also um 40 Prozent, erhöhen. Allerdings ist dann die Frage, ob die Stadtwerke alle Kosten am Ende auch 1:1 weitergeben. Im Schnitt zahlt der Endverbraucher heute gut 2,20 Euro für den Kubikmeter Trinkwasser. Die genannten 25 Cent wären in diesem Fall dann ein Plus von knapp zehn Prozent.

Wasser-Masterplan des Landes lässt auf sich warten

Das Land Baden-Württemberg erarbeitet gerade einen Masterplan zur künftigen Wasserversorgung – laut Bernhard Röhrle soll die Fertigstellung nun aber von 2023 auf 2027 verschoben werden. Das könne knapp werden, wenn dann erst mit der Planung neuer Anlagen begonnen werde: „Das Land muss mehr Geschwindigkeit aufnehmen“, forderte Röhrle.