Alle lebenden US-Präsidenten versammeln sich in der Kathedrale von Washington, um George H.W. Bush zu gedenken. Die Spannung zwischen dem Clinton/Obama-Lager und Donald Trump war deutlich zu spüren.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Washington - Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet, die Miene eisig: Hillary Clintons Gesicht sprach Bände. Alle lebenden US-Präsidenten und ihre Frauen waren zur Trauerfeier für den am Freitag verstorbenen 41. Präsidenten George H.W. Bush in die Kathedrale von Washington gekommen. Nicht jeder in der ersten Reihe des Kirchenhauses dürfte sich allerdings ganz wohl in seiner Haut gefühlt haben.

 

Es war das erste Mal seit langem, dass Amtsinhaber Donald Trump auf seine Vorgänger traf: Bei der Beerdigung von Senator John McCain Anfang September war Trump persona non grata.

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Nachdem die Trumps als letzte in die Bank rutschten, verstummten die vorher angeregten Gespräche unter den Präsidentenpaaren. Während Barack und Michelle Obama und Bill Clinton Trump und seiner Frau Melania die Hand gaben und ein „Good Morning“ murmelten, schaute Hillary Clinton stur geradeaus. Jimmy Carter und seine Frau Rosalynn wurden von Trump augenscheinlich ignoriert.

Trump hat zu Obamas und Clintons ein schlechtes Verhältnis

Trump hat sowohl zu Bill und Hillary Clinton als auch zu Barack und Michelle Obama ein angespanntes Verhältnis: Praktisch alle haben wiederholt den Twitter-Zorn des amtierenden Präsidenten zu spüren bekommen.

Michelle Obama schrieb in ihrer Autobiographie „Becoming“, sie nehme Trump vor allem seine Rolle in der so genannten „Birther“-Bewegung übel: Trump hatte seinerzeit die Verschwörungstheorie befeuert, Barack Obama sei nicht in den USA geboren und damit unrechtmäßig Präsident gewesen.

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Hillary Clinton, im Wahlkampf 2016 Trumps Gegenkandidatin für die Demokraten, muss sich bis heute die „Lock her up“-Sprechchöre („Sperrt sie ein“) der Trump-Anhänger gefallen lassen. Im Wahlkampf hatte Trump außerdem ziemlich tief in die politische Trickkiste gegriffen und angebliche Missbrauchsopfer von Bill Clinton aus dem Hut gezaubert.

Auch die Bushs gehen auf Distanz

Aus den Bänken, die für die große Bush-Familie reserviert waren, erhob sich George W. Bush, um Trump zumindest die Hand zu schütteln. Auch die Beziehungen zwischen Trump und den Bushs sind belastet. Jeb, zweitältester Sohn von George H.W. Bush, hatte sich 2016 um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner beworben und sich dabei immer wieder Auseinandersetzungen mit Trump geliefert, der ihn zum Beispiel als „low energy Jeb“ („Niedrig-Energie-Jeb“) titulierte.

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George W. Bush, 43. Präsident der Vereinigten Staaten, hatte im Gegenzug ebenfalls keine Mördergrube aus seinem Herzen gemacht: „That was some weird shit“ („Das war allerhand verrückter Mist“) sagte er beispielsweise über Trumps Rede bei dessen Amtseinführung im Jahr 2017.

George H. W. Bush hatte sich aber trotzdem dafür ausgesprochen, dass Trump an seiner Trauerfeier teilnimmt, weil es ihm laut US-Medienberichten aus Respekt vor dem Amt wichtig war. Trump hatte sich in seiner Rhetorik in den vergangenen Tagen auffällig zurückgehalten. Bei der Trauerfeier selbst sprach er nicht. Seine Miene wirkte häufig wie eingefroren, beinahe unbeteiligt, die Arme hielt er beinahe die ganze Zeit verschränkt.