Als US-Botschafter in Deutschland ist Richard Grenell durch seine heftige Kritik an der Bundesregierung aufgefallen. Nun holt US-Präsident Trump den 53-Jährigen als Geheimdienstkoordinator ins Weiße Haus.

Berlin - Richard Grenell liebt seine Hündin Lola, die USA – und Provokationen. Seit seinem Amtsantritt als US-Botschafter in Berlin ging der 53-Jährige keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, griff die Bundesregierung regelmäßig scharf an und ließ keinen Zweifel an seiner Loyalität zum US-Präsidenten. Donald Trump dankt es Grenell nun mit der Berufung zum geschäftsführenden Geheimdienstkoordinator. „Rick hat unsere Land außerordentlich gut repräsentiert“, verkündete der Chef im Weißen Haus am Mittwochabend auf Twitter seine Entscheidung, Grenell nach Washington zu holen: „Ich freue mich darauf, mit ihm zu arbeiten.“

 

Trotz fehlender Erfahrung in dem Metier soll Grenell künftig die Arbeit der 17 verschiedenen US-Geheimdienste organisieren, was die oppositionellen Demokraten prompt kritisierten. Er löst den ebenfalls nur geschäftsführenden Amtsinhaber Joseph Maguire ab. Ob Grenell auch dauerhaft nach Washington wechselt, bleibt abzuwarten. Dem müsste der US-Senat zustimmen. Grenell selbst betonte am Donnerstag auf Twitter, dass er das Amt nur kommissarisch übernehme und Trump bald einen anderen Kandidaten benennen werde.

Grenell schert sich nicht um diplomatische Gepflogenheiten

In Berlin dürfte jedoch manch einer aufatmen, wenn Grenells Schreibtisch auch dauerhaft im Weißen Haus stünde. Denn in hierzulande ist er bisher vor allem Undiplomat in Erscheinung getreten, dem es nicht nur egal ist, dass er in seinem Gastland vielen auf die Füße tritt. Grenell betrachtet genau dies sogar als seine Aufgabe, wenn die Politik der Bundesregierung nicht im Sinne Washingtons ist – und das kommt häufig vor. Schon an seinem ersten Tag als Botschafter forderte er deutsche Firmen auf, sich unverzüglich aus dem Iran zurückzuziehen. Wirtschaftsvertreter reagierten mit Befremden, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz und frühere deutsche Botschafter in den USA, Wolfgang Ischinger, riet dem Neuankömmling: „Erklären Sie die Politik Ihres eigenen Landes und machen Sie Lobbyarbeit – aber sagen Sie dem Gastland nie, was es zu tun hat, wenn Sie keinen Ärger wollen.“ Der patriotische Provokateur Grenell nahm sich dies nicht zu Herzen, im Gegenteil.

Früherer „Fox News“-Kommentator geißelt Politik der Bundesregierung

Immer wieder meldete sich der frühere Kommentator des stramm konservativen US-Senders Fox News seitdem mit Kritik an der Bundesregierung zu Wort. Grenell forderte nicht nur einen härteren Kurs gegenüber dem Iran, er geißelte auch wiederholt die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 oder eine mögliche Beteiligung des chinesischen Huawei-Konzerns am Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland.

Zudem drohte er mit der Verlegung von US-Soldaten aus Deutschland nach Polen als Reaktion auf die aus Sicht der US-Regierung zu niedrigen deutschen Ausgaben für Verteidigung. „Es ist wirklich beleidigend zu erwarten, dass der US-Steuerzahler weiter mehr als 50 000 Amerikaner in Deutschland bezahlt, aber die Deutschen ihren Handelsüberschuss für heimische Zwecke verwenden“, schäumte Grenell vergangenes Jahr.

Grenell war schon als Sicherheitsberater im Gespräch

Mit seinen ständigen Einmischungen in die deutsche Politik erntete der US-Gesandte zunehmend Empörung. Der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki forderte sogar, Grenell zur „persona non grata“ zu erklären und aus dem Land zu werfen. „Wer sich als US-Diplomat wie ein Hochkommissar einer Besatzungsmacht aufführt, der muss lernen, dass unsere Toleranz auch Grenzen kennt“, schimpfte der FDP-Politiker.

Grenell hat jedoch auch diplomatische Erfolge vorzuweisen. Als Trumps Balkan-Beauftragter half er etwa, eine Annäherung zwischen Serbien und dem Kosovo zu vermitteln. Der im US-Bundesstaat Michigan geborene Grenell ist ein bekennender Christ, als Homosexueller setzt er sich international für die Rechte von Schwulen und Lesben ein. Schon seit längerer Zeit fällt sein Name, wenn in der durch ständige Personalwechsel gekennzeichneten US-Regierung mal wieder ein wichtiger Posten zu besetzen ist. Zuletzt war der Botschafter im Gespräch, als Trump im September seinen nationalen Sicherheitsberater John Bolton gefeuert hatte. Nun also Geheimdienstkoordinator.

Unbequem für Deutschland auch auf dem neuen Posten

Auf dem Posten könnte Grenell für Deutschland genauso unbequem sein wie bisher. „Grenell hat nun eine Schlüsselstellung inne und entscheidet maßgeblich darüber, welche US-Geheimdienstinformationen mit wem geteilt werden“, sagte die FDP-Außenpolitikerin Renata Alt unserer Zeitung. Die Bundestagsabgeordnete aus Nürtingen verwies auf die Drohungen, die Geheimdienstkooperation mit den Staaten einzuschränken, die Huawei-Technik im 5G-Netz verbauen.