Ob Handball, Eishockey, Fußball, Hockey oder Rugby: Die Rhein-Neckar Region feiert Erfolge im Spitzensport. Das hat vor allem mit Personen wie dem Milliardär Dietmar Hopp zu tun.

Stuttgart - Manchmal ist ein Unglück die Triebfeder für eine Erfolgsgeschichte. Für den Sport in der Rhein-Neckar-Region geschah so etwas vor knapp 20 Jahren, im Sommer 1998. Der traditionsreiche Eishockeyverein Mannheimer ERC, der seit ein paar Jahren als Mannheimer Adler firmierte, stand einmal mehr vor einem finanziellen Scherbenhaufen. Misswirtschaft und sportliche Fehlplanungen hatten zu einer existenzbedrohenden Überschuldung geführt. Finanzielle Drahtseilakte gehörten in dieser Zeit zum MERC wie krachende Schlagschüsse und energische Bodychecks.

 

Die Fans waren daran gewöhnt, dass ihr Verein regelmäßig vor der Pleite stand. Neu war im Sommer 1998 allerdings, dass ein 17-Jähriger für die Rettung sorgte. Er war ein großer Fan der Adler, hatte ein paar Jahre lang selbst Eishockey gespielt und überredete seinen Vater, dem Club zu helfen. Etwa zehn Millionen Mark investierte der Papa, um die Mannheimer vor dem Untergang zu retten. Der Vater hieß: Dietmar Hopp. Und mit seiner Finanzspritze startete ein Aufschwung des Sports in der Region, weit über die TSG Hoffenheim, den Herzensclubs von Dietmar Hopp, hinaus.

Vor zehn Tagen sicherten sich die Handballer der Rhein-Neckar Löwen zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten die deutsche Meisterschaft. An diesem Samstag bekommen die Löwen das Symbol ihres Erfolges ausgehändigt, nach dem abschließenden Saisonspiel gegen die MT Melsungen wird ihnen die Meisterschale überreicht. Mehr als 13 000 Menschen werden in der SAP-Arena in Mannheim noch einmal ausgelassen feiern und das Gefühl aufsaugen, die Besten zu sein. Der Handballverein aus der Rhein-Neckar-Region musste viele Jahre darauf warten, bis es endlich etwas zu feiern gab, weshalb die Meisterpartys noch etwas impulsiver als anderswo sind.

Am Anfang der Erfolgsserie steht Dietmar Hopp

Die Handballer, deren Ursprung in Kronau und Östringen liegt, sind in der Republik die Nummer eins in ihrer Sportart, und befinden sich in bester Nachbarschaft. Nicht nur die Handballer sind deutschlandweit führend, auch im Hockey, im Rugby oder im Eishockey liegt der Rhein-Neckar-Raum vorne. Die Erfolge der TSG Hoffenheim haben die Region selbst im Fußball an die nationale Spitze geführt.

Den Anfang dieser Erfolgsserie machte die Rettungstat von Dietmar Hopp vor annähernd 19 Jahren. Denn nur sie machte den Einstieg von Sohn Daniel bei den Mannheimer Adlern ein paar Jahre später möglich. Der baute mit finanzieller Unterstützung des Vaters die Multifunktionshalle SAP Arena, die 2005 eingeweiht wurde und der Grundstein für die Erfolge der Adler und der Löwen ist. Ohne entsprechende Spielstätte und ohne die finanzielle Unterstützung aus dem Hause Hopp wären die Vereine nicht in der Lage gewesen, an die nationale Spitze zu gelangen (Löwen) oder zu bleiben (Adler). Heute ist Daniel Hopp Geschäftsführer bei den Adlern und Gesellschafter bei den Löwen.

„Wir sind der Familie Hopp für ihr Engagement sehr dankbar und wissen um die Bedeutung für den Sport in Mannheim und der Region“, sagt Peter Kurz. Der Mannheimer Oberbürgermeister partizipiert direkt und indirekt von der Liebe der Familie Hopp für den Sport. SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp investiert einen beträchtlichen Teil seines Vermögens über eine Stiftung in Medizin und Kultur, doch das Engagement im Sport hat die größte öffentliche Wirkung. In die Fußballer und die Infrastruktur der TSG Hoffenheim hat er in den zurückliegenden Jahren knapp 250 Millionen Euro gesteckt. Eine mögliche Qualifikation für die Champions League ist der vorläufige Höhepunkt des Tuns.

Der Sport als Spielfeld

Im Sog der Familie Hopp gibt es viele Unternehmen in der Region, die sich ebenfalls im Sport engagieren. Das hängt einerseits damit zusammen, dass Menschen oft da dabei sein wollen, wo die Erfolgsaussichten gut sind. Andererseits liegt das an direkten und indirekten Abhängigkeiten der Firmen von SAP und der Familie Hopp. Der Einfluss der Hopps in der Rhein-Neckar-Region ist beeindruckend und findet nicht nur Befürworter: Für den Sport ist er allerdings eine glückliche Fügung.

Dietmar und Daniel Hopp stehen für den sportlichen Aufschwung im Rhein-Neckar-Raum, aber sie sind nicht die einzigen Mäzene, die in der Metropolregion außergewöhnliches für den Sport leisten. Das ist ungewöhnlich und der entscheidende Faktor für den Erfolg in dem Ballungsraum Mannheim-Heidelberg-Ludwigshafen.

Vor ein paar Wochen gewann der Mannheimer Hockey Club zum ersten Mal die Feldmeisterschaft bei den Männern. Die Frauen verloren das Finale zwar, siegten ein paar Monate zuvor aber beim Europapokal in der Halle. Mit großer Freude war Klaus Greinert bei beiden Triumphen dabei. Der ehemalige Hockey-Nationalspieler ist kein Exzentriker, der Unternehmer genießt schweigend. Der gebürtige Berliner Greinert kam über seine Frau Jutta, eine geborene Röchling nach Mannheim, stieg in das Familienunternehmen ein (Kunststoffverarbeitung/1,6 Milliarden Euro Umsatz), führte es erfolgreich als Vorsitzender der Geschäftsführung, und engagierte sich beim Mannheimer HC. In keinem Hockeyclub der Republik wird derart professionell gearbeitet, die Infrastruktur sucht seinesgleichen.

Manchmal kommen sich die Akteure in die Quere

Ganz ähnlich stellt sich die Situation beim Heidelberger RK dar. Im Rugby ist der Club seit einem Jahrzehnt das Maß aller Dinge. Bei den Männern, den Frauen und im Nachwuchsbereich gilt es, den HRK zu schlagen, um eine Meisterschaft zu gewinnen. Die Männer können an diesem Wochenende zum neunten Mal hintereinander ins Endspiel um die Meisterschaft einziehen. Der Mann hinter den Erfolgen heißt Hans Peter Wild und gehört zu den reichsten Menschen des Landes. In der Nähe von Heidelberg stehen die Wild-Werke, deren bekanntestes Produkt das Getränk „Capri-Sun“ ist. Der ehemalige Rugby-Spieler unterstützt den Sport in seiner Heimatstadt seit vielen Jahren und führte den HRK zurück in die nationale Spitze.

Es ist ein Club der reichen Männer, der den Sport in der Region nachhaltig nach vorne gebracht hat. Manchmal kommen sich die Akteure dabei in die Quere. So ist beispielsweise die Freundschaft zwischen Hopp Senior und Wild zerbrochen, weil letzterer den Bau des TSG-Fußballstadion in der Nähe von Heidelberg mit Erweiterungsplänen der Wild-Werke torpedierte. Es ging bei dem Konflikt nicht nur um ein Stück Land, es ging um die Befindlichkeiten der Milliardäre. Möglicherweise ist der Sport ein Spielfeld, auf dem sich die Herren eine indirekte Auseinandersetzung liefern. Für die Fortentwicklung der Clubs ist das förderlich – weil nachhaltig gedacht wird.

Sportliche Aufschwung zwischen Rhein und Neckar bleibt

Dietmar und Daniel Hopp, Klaus Greinert und Hans Peter Wild – sie alle eint trotz gelegentlichen Konkurrenzdenkens die Liebe zum Sport. Und sie alle eint zudem die Auffassung für ihr Mäzenatentum. Da geht es nämlich nicht in erster Linie um schnellen sportlichen Erfolg, sondern um die Weiterentwicklung der Sportart. Dietmar Hopp unterhält mit seinem Verein „Anpfiff ins Leben“ mehr als zehn Nachwuchszentren in der Region, in denen die Kinder nicht nur Fußball, Handball oder Eishockey erlernen können, sondern auch schulische und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen können. Die „Wild Rugby Academy“ geht ganz ähnlich vor und beim Mannheimer HC gibt es im Nachwuchsprogramm längst auch ein ganzheitliches Konzept. Die Basisarbeit kombiniert mit der geschaffenen Infrastruktur ist in dieser Breite einmalig in Deutschland.

Das alles wird dafür sorgen, dass der sportliche Aufschwung zwischen Rhein und Neckar bestehen bleiben wird. Neben den umjubelten Titeln im Seniorenbereich gewinnen die Klubs im Nachwuchs noch viel mehr Meisterschaften, die Dominanz bei den Kindern und Jugendlichen ist teilweise noch größer. Die sportlichen Triumphe stehen also nicht auf tönernen Füßen, sondern auf einem stabilen Fundament. Die Erfolgsgeschichte im Rhein-Neckar-Raum wird weitergehen.