Ein Tübinger Verleger greift dem anderen unter die Arme: aus Klöpfer & Meyer wird Klöpfer, Narr.

Tübingen - Als Retter will er sich nicht verstanden wissen. Eher als Mäzen oder Idealist, sagt Gunter Narr mit einem verschmitzten Lächeln, er hätte es nicht ertragen können, wenn einer der renommiertesten literarischen Verlage in Baden-Württemberg untergeht. Narr, 79 Jahre alt und Chef des wissenschaftlich ausgerichteten Narr-Francke-Attempto-Verlags mit seinen 30 Mitarbeitern, hat sich in letzter Minute angeboten, Klöpfer & Meyer eine Zukunft zu schenken. Ein Tübinger Verleger greift dem anderen unter die Arme, schon lange sind die beiden Männer befreundet, einander verbunden. Er habe einfach helfen müssen, sagt Gunter Narr, das Verlagswesen sei seit Jahren im Umbruch, man werde von den Entwicklungen getrieben, der Digitalisierung, von sich verändernden Vertriebsstrukturen – und viele kleine Verlage überlebten das harte Geschäft nicht. Überall Insolvenzen.

 

Er sei glücklich über die Verkündung der Verlagshochzeit, sagt Hubert Klöpfer beim Pressegespräch am Dienstagvormittag im Studio des SWR in Tübingen. Der Crémant sei schon getrunken, das Herbstprogramm bereits in Arbeit. Fast hätte der 68-Jährige den Glauben daran verloren, dass er eine Nachfolgeregelung für sein Lebenswerk findet. Zwei Jahre lang hatte er intensive Gespräche mit Interessenten geführt, war von München nach Berlin gereist, hatte Zeitungsannoncen geschaltet und sich mit anderen Verlegern getroffen. Doch es schien aussichtslos, trotz anregender Treffen kam es nie zu einer Einigung – bis eines Tages Gunter Narr anrief.

Unter neuem Namen – Klöpfer, Narr – geht es weiter

Unter neuem Namen – Klöpfer, Narr – wird eine GmbH gegründet, der alte Verlag nach 27 Jahren und rund 500 erschienenen Titeln aufgelöst. Der Neustart soll mit Privatkapital der Narr-Familie gelingen. Seniorchef Gunter Narr, Geschäftsführerin Sonja Narr und der gemeinsame 31-jährige Sohn Robert Narr, Prokurist im Unternehmen und zuständig für den IT-Bereich, stehen gemeinsam hinter dem literarischen Rettungsprojekt. „Es gibt keinen Zweiten von dieser Qualität im Land“ schwärmt Gunter Narr über die Publikationen von Klöpfer & Meyer, die von Gedichtbänden bis zu Politromanen reichten. Sein Sohn Robert, der perspektivisch Hauptgesellschafter von Klöpfer, Narr sein wird, hat einen etwas betriebswirtschaftlich geprägteren Blick: „Wir sehen nicht die große Rendite, aber es macht uns glücklich.“

Beibehalten werden die bisherigen programmatischen Schwerpunkte Belletristik und Essayistik. Auch würde allen Autoren weiterhin eine Heimat angeboten, kündigt Hubert Klöpfer an, der als Programmverleger in den kommenden Jahren die inhaltlichen Akzente setzen und sich dann zurückziehen wird. Neu sei eine Öffnung im Sachbuchbereich, der Firmensitz des Neulings wird Tübingen-Hirschau sein, und es soll insgesamt mehr Titel geben.