Die türkische Küstenstadt Izmir und die griechische Insel Samos erschüttert ein Beben. Mehr als ein Dutzend Menschen verlieren ihr Leben, es gibt Hunderte Verletzte. Neben eingestürzten Häusern prägen Überschwemmungen das Bild vor Ort.

Istanbul - Ein Erdbeben der Stärke 6,9 hat in der türkischen Hafenstadt Izmir und auf der griechischen Insel Samos mindestens 19 Menschen das Leben gekostet. 17 Menschen seien gestorben und 709 weitere verletzt worden, meldete die türkische Katastrophenschutzbehörde am Freitag für Izmir, der Küstenmetropole mit etwa 4,5 Millionen Einwohnern. Auf Samos starben zwei Jugendliche, die von einer Mauer erschlagen wurden. Die Gesundheitsbehörden meldeten dort mindestens 19 Verletzte. Zwei von ihnen, darunter ein 14-jähriger Patient, wurden nach Athen geflogen.

 

Das Europäisch-Mediterrane Seismologische Zentrum gab die Stärke des Bebens vorläufig mit 6,9 an. Das Epizentrum habe sich 13 Kilometer nordnordöstlich von Samos befunden. Die Erschütterungen waren bis Istanbul, in die griechische Hauptstadt Athen und nach Bulgarien zu spüren.

2800 Einsatzkräfte in Izmir

Die türkische Regierung und Städte wie Istanbul schickten etwa 2800 Einsatzkräfte nach Izmir. Der türkische Rote Halbmond richtete Suppenküchen ein.

Ein kleiner Tsunami habe den Bezirk Seferihisar südlich von Izmir getroffen, gab ein in Istanbul ansässiges Institut für Erdbebenforschung bekannt. Der Tsunami traf auch Samos, Meerwasser flutete die Straßen in der wichtigsten Hafenstadt Vathi. Die Behörden riefen die Anwohner auf, sich von der Küste und potenziell beschädigten Gebäuden fernzuhalten.

Mindestens 70 Menschen seien aus Schutt und Trümmern gerettet worden, sagte Izmirs Gouverneur Yavuz Selim Kösger. Vier Häuser seien zerstört worden und mehr als zehn eingestürzt. Bei anderen seien die Schäden nicht so groß. Der Katastrophenschutz erklärte, in mindestens 17 Gebäuden suche man nach Überlebenden - die Arbeiten gingen auch nach Anbruch der Dunkelheit weiter. Etwa sechs Stunden nach dem Beben fanden Retter einen Überlebenden unter den Trümmern, wie in türkischen Medien zu sehen war.

Mit Blick auf die zwei toten Jugendlichen äußerte sich der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schockiert. Worte könnten nicht beschreiben, wie sich der Verlust von Kindern anfühle.

Beide Regierungen zeigten sich solidarisch

Trotz der politischen Spannungen zwischen Ankara und Athen zeigten sich die beiden Regierungen solidarisch. Man sei bereit zu helfen, wenn Griechenland Bedarf habe, schrieb der türkische Kommunikationsminister Fahrettin Altun auf Twitter. Mitsotakis twitterte, er habe mit Präsident Recep Tayyip Erdogan telefoniert und sein Mitgefühl ausgedrückt. Ungeachtet der Schwierigkeiten gebe es Zeiten, in denen die beiden Völker zusammenstehen müssten. Erdogan reagierte: Zwei Nachbarn, die in schwierigen Zeiten Solidarität bewiesen, seien wertvoller als viele Dinge im Leben, schrieb er.

Die Türkei und Griechenland streiten sich über Seegrenzen, Bohrrechte und Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer. Die Spannungen waren in den vergangenen Wochen und Monaten so stark, dass die Sorgen um einen offenen Konflikt zwischen den Nachbarn und Nato-Partnern immer größer wurden.