Brennpunkt Baden-Württemberg: Der Rockerkrieg zwischen türkischen und kurdischen Banden wird vor allem im deutschen Südwesten ausgetragen.

Stuttgart - Baden-Württembergs Polizei will schärfer gegen die rockerähnlichen Gruppen „Osmanen Germania“ und „Bahoz“ vorgehen. „Für uns gibt es da nur eine Null-Toleranz-Politik“, sagte der Präsident des Landeskriminalamts, Ralf Michelfelder, den „Stuttgarter Nachrichten“ (Mittwoch). „Wir haben die Signale deutlich auf „Stopp“ gestellt.“ Von den etwa 400 polizeibekannten „Osmanen“ in Deutschland lebten mehr als hundert in Baden-Württemberg. Der Südwesten sei ein eindeutiger Brennpunkt, sagte LKA-Vizepräsident Klaus Ziwey.

 

Bei Razzien in der vergangenen Woche in drei Bundesländern waren allein in Baden-Württemberg 18 Objekte durchsucht, fünf Beschuldigte der Osmanen festgenommen sowie ein umfangreiches Waffenarsenal sichergestellt worden. Zuletzt war es ruhiger im die Gruppen geworden. Dennoch befürchten die Ermittler laut LKA-Spitze, dass die von türkischen Migranten dominierten „Osmanen“ und die kurdisch geprägten „Bahoz“ den in der Türkei herrschenden ethnischen Konflikt auch offen in Deutschland austragen könnten.

Die LKA-Spitze berichtete, Mitglieder der „Osmanen“ verträten eine „klare, türkisch-nationalistische Ideologie“. Zudem registrierten die Ermittler zahlreiche Straftaten: „Das Spektrum reicht von Gewalt-, Drogen- und Rotlichtlichtdelikten bis zum Waffenhandel. Für uns ist das der Einstieg in die organisierte Kriminalität“, berichtete Ziwey. Vor zwei Jahren hätte sich laut LKA das erste „Osmanen“-Chapter (Verein) gegründet, ein Jahr später waren es neun.

Gegen Mitglieder der beiden Gruppen laufen den Angaben zufolge inzwischen 50 Ermittlungsverfahren, 20 Festnahmen hat es schon gegeben. Diverse Gerichtsverfahren laufen - wahlweise wegen versuchten Totschlags oder wegen gefährlicher Körperverletzung. Laut Michelfelder und Ziwey konzentriere man sich jetzt darauf, die Finanzströme und Netzwerke der „Osmanen“ und „Bahoz“ aufzuklären. Es gebe auch schon Erfolge: „Wir erleben, dass Mitglieder die Gruppe verlassen“, sagte Michelfelder. Auch hielten „Osmanen“- und „Bahoz“-Mitglieder sich in der Kommunikation zurück.