Rund 200 Stuttgart-21Gegner haben die Feier zum Anstich des Tunnels Bad Cannstatt mit lautstarkem Protest begleitet. Bahn-Chef Rüdiger Grube sagte, es gehe bei Stuttgart 21 "nicht mehr um das Ob, es geht um das Wie".

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Am Freitagnachmittag hat die Bahn den zweiten Tunnelanschlag in Stuttgart gefeiert. Vom sogenannten Zwischenangriff Nord, zwischen Pragfriedhof und Nordbahnhof, führt die geplante Strecke künftig unterirdisch nach Bad Cannstatt. Bahn-Chef Rüdiger Grube war gegen den ausdrücklichen Willen seiner Berater nach Stuttgart gekommen. Mehrere Hundert Stuttgart-21-Gegner haben die Ankunft der Gäste begleitet.

 

Während die Mehrheit der rund 300 Gäste der Tunneltaufe vom Spalier der Demonstranten mit Pfiffen begrüßt wurden, kam Rüdiger Grube in einer dunklen Limousine auf Schleichwegen zur Tunneltaufe. Aus dem Kreis der Projektpartner war Grube der einzige, der bei seiner Rede nicht auf Angriffe verzichtete. „Meine Berater haben gesagt, ich solle nicht nach Stuttgart reisen, weil die anderen auch nicht gekommen sind“, sagte Grube. Eine Anspielung darauf, dass weder Landesverkehrsminister Winfried Hermann noch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (beide Grüne) zur Feier erschienen waren. In Bezug auf die andauernden Proteste gegen das umstrittene Projekt sagte Grube: „Es geht bei Stuttgart 21 nicht mehr um das Ob, es geht um das Wie.“

Zur künftigen Arbeit in Stuttgart gab der Bahn-Chef ein Versprechen ab: „Wenn etwas von den ursprünglichen Plänen abweicht, werden wir es sofort offenlegen“, so Grube. Man wolle bis zum Ende völlig transparent arbeiten.

Tunnelpatin für die unterirdische Strecke nach Bad Cannstatt ist Simone Herrmann, die Frau des Regionalpräsidenten Thomas Bopp (CDU). Sie wurde von Grube auf spezielle Art begrüßt: „Ein Glück, dass wir in Stuttgart zwei Frauen mit Namen Her(r)mann haben“ – eine erneute Spitze in Richtung des Verkehrsministers.

Der Minister lässt sich nicht blicken

Als Vertreter des Ministers sprach Ministerialdirigent Elmar Steinbacher für die Landesregierung. Der Abteilungsleiter nannte den Zeitplan der Bahn bei Stuttgart 21 „ambitioniert“. Verzögerungen und Kostensteigerungen seien nicht im Interesse der Projektpartner, so Steinbacher. Aus diesem Grund unterstütze die Landesregierung das Vorhaben, sagte er und fügte an: „Ich appelliere an die Bahn, sich frühzeitig an die Bürger und die zuständigen Institutionen von Land und Stadt zu wenden. Da lässt sich noch vieles verbessern.“

Der Stuttgarter Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) war spürbar um eine harmonische Atmosphäre bemüht. „Tunnelbau ist immer Teamwork“, sagt er. „Diese Zusammenarbeit wird auch zwischen den Projektpartnern immer besser“, fügte Schairer hinzu. Wie schon seine Vorredner, hob auch der Bürgermeister die Vorteile des Projekts heraus. „Ich hoffe, dass die Stadtbezirke Nord und Ost, die derzeit von den Bahngleisen getrennt werden, zusammenwachsen“, sagte er. „Bei diese Stadtreparatur müssen wir die Bürger so gut wie möglich einbinden.“

Projektgegner taten ihren Unmut über das Milliardenprojekt entlang des Zugangs kund, den Ehrengäste abschreiten mussten, und hinter dem mehr als drei Meter hohen Bauzaun. Dieser geriet bedrohlich ins Wanken, kurz nachdem sich Grubes Ankunft herumgesprochen hatte. Die Polizei, die in erster Linie die Zugangswege zum Gelände und die umliegenden Straßen bewacht hatte, rückte nun aufs Gelände ein und sicherte die Absperrung von hinten. Am Ende der Veranstaltung stellten sich laut Polizei etwa 40 Projektgegner in den Weg, als der Bahn-Chef abfahren wollte. Kurzzeitig blockierten sie die Ausfahrt.

Die Tunnel von und nach Bad Cannstatt gehören zu dem Planfeststellungsabschnitt 1.5. Fernzüge sollen später einmal von Cannstatt über die Neckarbrücke und unter dem Rosensteinpark Richtung Hauptbahnhof fahren.

Tag der offenen Baustelle

Am heutigen Samstag zeigt die Bahn den Zwischenangriff Nord der Öffentlichkeit. Von 10 bis 16 Uhr ist die Baustelle geöffnet. Der Ort ist mit dem Auto nicht zu erreichen. Von der Haltestelle Eckartshaldenweg ist der Fußweg beschildert.