War der Kursrutsch am Aktienmarkt der Vorbote eines Crashs? Und was bedeutet das nun für Kleinanleger? Fragen und Antworten.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Nach dem Kursrutsch am Dienstag ist an den Börsen wieder Ruhe eingekehrt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloss am Mittwoch 1,6 Prozent im Plus. Die wichtigsten Fragen für Anleger.

 

War der Einbruch Vorbote eines Crashs?

Nein. Die meisten Analysten erwarten, dass es an den Aktienmärkten im Laufe des Jahres weiter bergauf geht. „Wir glauben nicht, dass dies der Anfang eines Bärenmarkts ist und dass nun alles wegkippt“, sagt beispielsweise Markus Wallner von der Commerzbank. Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg sieht „eine Korrektur, aber keine Trendwende“.

Wie kam es zum Kursrutsch?

Auslöser für den Kursrutsch waren Spekulationen, die US-Notenbank werde ihren Leitzins schneller erhöhen als bislang erwartet. Damit verlöre einer der wichtigsten Treiber der seit Jahren währenden Kurssteigerungen, die niedrigen Zinsen, an Schwung. „Die Vergangenheit zeigt aber, dass sich die Aufregung meistens schnell wieder legt, wenn die Wirtschaft trotz leicht steigender Zinsen weiter rund läuft. Manchmal dauert es nur zwei Wochen, bis es wieder aufwärts geht, manchmal auch drei Monate“, sagt Commerzbank-Analyst Wallner. „Der Kursrutsch am Aktienmarkt der vergangenen Tage stellt eine Überreaktion dar“, kommentierte auch der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier.

War es eine Computerpanne?

Dafür gibt es keine Anzeichen. An der Wall Street fühlte sich am Montag zwar mancher an den berüchtigten „Flash Crash“ von 2010 erinnert, als der Leitindex Dow Jones binnen Minuten um rund 700 Punkte einbrach. Dieses Mal ging es bis zu 1500 Punkte bergab – aber über Stunden. LBBW-Analyst Streich spricht von einem „Kaskadeneffekt“: Vermutlich seien nacheinander verschiedene Handelsprogramme aktiviert worden, die bei Unterschreiten bestimmter Preisgrenzen automatisch Verkäufe auslösen. Das Ausmaß des Kursrutsches erklärt sich Streich mit dem Ausstieg von Spezialfonds, die das Geld institutioneller Großinvestoren wie Versicherungen verwalten. Diese erlitten in den vergangenen Wochen bereits mit ihrem wichtigsten Investment – Anleihen – Verluste. Vermutlich deshalb hätten sie auf den bereits am Freitag einsetzenden Rückgang der Aktienkurse äußerst sensibel reagiert, meint Streich.

Wie sollten Kleinanleger reagieren?

Kurzfristige Schwankungen ohne überzeugenden Grund sollten sie ignorieren. „Anleger, die in Panik verfallen und während einer Korrektur verkaufen, buchen sich in der Regel hohe reale Verluste ein“, warnt Bielmeier von der DZ Bank. Commerzbank-Analyst Wallner sieht sogar Chancen für einen günstigen Einstieg in den Aktienmarkt: „Wir glauben, dass dies eine Kaufphase ist.“ Auch Henning Gebhardt, Leiter der Vermögensverwaltung bei der Privatbank Berenberg, spricht von einer „Möglichkeit zum Nachkaufen und Aufstocken von Positionen“.

Also alles kein Problem?

Doch – es wird ungemütlicher auf dem Aktienmarkt. Trotz grundsätzlich guter Aussichten werde es „nicht mehr so nett und friedlich zugehen wie in den letzten Jahren – wir erwarten mehr Kursschwankungen und Rückschläge“, sagt Wallner. Auch LBBW-Analyst Streich sagt: „Die ruhige Zeit ist um, wo allein durch die Notenbanken getrieben die Kurse gestiegen sind.“ Voraussetzung für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends seien steigende Unternehmensgewinne. Dafür sieht Streich in den USA allein schon dank der jüngsten Steuerreform gute Chancen. Einige deutsche Konzerne hätten zuletzt schwache Zahlen vorgelegt, „aber für 2018 werden höhere Gewinne erwartet“. Wallner befürchtet „Probleme nur für Unternehmen, die besonders sensibel auf Zinsänderungen reagieren“. Dazu zählten hoch verschuldete Firmen sowie die Immobilienbranche. Gleichzeitig eröffnen steigende Zinsen natürlich Chancen abseits des Aktienmarkts – noch ist die Verzinsung deutscher Anleihen und Festgeldkonten aber niedrig.