Die städtische Tochter gibt vorerst kein Biogas an Neukunden ab. Neue Verträge über herkömmliches Erdgas schließt sie wieder ab. Doch die Preiserhöhung hat es in sich.

Stuttgart - Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) haben den Aufnahmestopp für neue Erdgaskunden wieder aufgehoben, doch neue Verträge speziell über Biogas schließt das städtische Unternehmen immer noch nicht ab. Damit ist die Sofortmaßnahme ein Stück weit zurückgenommen, die die SWS kurz vor Weihnachten wegen der aktuellen Turbulenzen auf den Strom- und Gasmärkten ergriffen hatten.

 

„Wir mussten damals einen Cut machen, um angemessen zu reagieren“, sagt SWS-Sprecherin Karoline von Graevenitz. Mit dem Aufnahmestopp sei man zu dem Zeitpunkt auch nicht allein gestanden. Viele Unternehmen seien von den Entwicklungen auf den Märkten ebenfalls überrascht und zu so einem Handeln gezwungen worden.

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Beschaffungskosten extrem gewachsen

Strom und Gas waren im Einkauf teurer geworden. Unternehmen reagierten und erhöhten die Preise, manche kündigten Kunden gar die Verträge. Verbraucher suchten Alternativen – unter anderem bei den SWS zu den damaligen Preisen. Man habe aber die Energiemengen vorab nicht für so viele Kunden beschafft, sondern für die Bestandskunden und für die bis dahin erwartbare Zahl von Neukunden, argumentierten die SWS, Von Ende November an meldeten sich aber 3500 Interessenten mehr als gewohnt.

Manche von ihnen wurden noch zu den damals geltenden Konditionen bedient. Aber jetzt heißt es: „Aufgrund des unerwartet hohen Zuwachses an Neukunden und den extrem hohen Beschaffungskosten mussten wir kurzfristig das Ökostrom- und Erdgas-Angebot für Neukunden an die aktuelle Marktlage anpassen.“ Das sei notwendig gewesen, weil man für die rund 34 000 Bestandskunden bei Strom und Gas die benötigten Energiemengen weiter zu den vereinbarten Preisen bereitstellen wolle.

Preissteigerungen von bis zu 90 Prozent

Neukunden müssen beim sogenannten Arbeitspreis nun viel mehr bezahlen. Ökostrom – und nur solchen verkaufen die SWS – kostet pro Kilowattstunde nun 49,85 statt 29,95 Cent. Das ist gut 66 Prozent mehr. Beim Erdgas berechnen die SWS den Neukunden nun 14,85 Cent pro Kilowattstunde statt 7,85 Cent – ein Plus von gut 89 Prozent.

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Zeitlich überschnitten hatte sich der Aufnahmestopp vor Weihnachten mit einer Werbeaktion für Neukunden nach dem gewohnten Preisgefüge. Dabei waren auch noch Werbeprämien versprochen worden. Bei den SWS heißt es dazu, die Verwerfungen an den Energiemärkten hätten sich unvorhersehbar und dynamisch entwickelt, die Werbeaktion mit gedruckten Werbemitteln habe man nicht sofort stoppen können.