Carlo Hörr vom TSV Schmiden verpasst die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Bei der zweiten Qualifikationsrunde des Deutschen Turner-Bunds in München unterlaufen dem deutschen Meister am Reck zu viele Fehler.

München - Carlo Hörr weiß nicht wirklich, wo er ansetzen soll. Ähnlich wie am Samstag in München, als er in der zweiten Qualifikationsrunde der Turner für die Olympischen Sommerspiele die Holme am Barren, die Griffe am Pferd und die Ringe nicht zu greifen bekam, kann er die Gründe für sein Scheitern nicht so richtig fassen. „Körperlich war ich fit, ich war bestens vorbereitet. Und ich hatte auch richtig Lust auf den Wettkampf, aber dann sind mir Fehler passiert, die eigentlich sonst nicht passieren. Ich glaube, ich habe einfach zu viel nachgedacht, da passieren dann solche Sachen“, sagt der 22-Jährige vom TSV Schmiden, nachdem er es nicht ins Team des Deutschen Turner-Bunds (DTB) für Tokio geschafft hat.

 

Dreimal – am Pferd, am Barren und an den Ringen – ist Carlo Hörr im entscheidenden Mehrkampf von den Geräten abgestiegen. „Drei Stürze sind eindeutig zu viel“, sagt er kopfschüttelnd. Egal wann, aber allemal im entscheidenden Wettkampf, in dem die Teilnehmer für die Olympischen Spiele ermittelt werden. Aber trotz seiner Fehlgriffe war er in der Endabrechnung gar nicht so weit weg von der Note, die er vor etwas mehr als einer Woche als Siebter im Mehrkampf bei den deutschen Meisterschaften in Dortmund geholt hatte. 77,700 Punkte waren es für die Auftritte an Boden, Barren, Reck, Pferd, Ringen und Sprung in der Westfalenhalle gewesen, am Samstag erreichte er 77,565 Punkte und den achten Rang. „Da sieht man, was möglich gewesen wäre, wenn ich nicht dreimal einen Abgang gemacht hätte. Ich bin enttäuscht über mich. Aber ich habe auch gesehen, dass ich mit den deutschen Turnern ab Platz drei mithalten kann, wenn ich nicht runterfalle“, sagt Carlo Hörr.

Am Boden zeigt Carlo Hörr seine beste Leistung

Noch mehr Positives hat der 22-Jährige mitgenommen. Denn mit 14,000 Punkten am Boden hat Carlo Hörr seine bisher beste Wertung überhaupt an diesem Gerät bekommen: „Das gab es noch nie.“ Auch das Reck hatte Carlo Hörr im Griff, wenn auch nicht in der meisterlichen Manier, mit der er in Dortmund den Titel gewonnen hatte. „Ich war nicht ganz so gut, aber ich habe meine Leistung bestätigen können.“ Mit 13,933 Punkten war er in der Tat nicht allzu weit weg von der Siegernote 14,100. „Aber im Turnen reicht schon ein falscher Griff, um draußen zu sein.“ Erst recht, wenn er dreimal passiert.

Nicht nur insgeheim ist Carlo Hörr froh, dass er sich im Vorfeld keine großen Gedanken über eine mögliche Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio gemacht hat. Mit Japan hingegen beschäftigt er sich allerdings weiterhin. Denn die 50. Turn-Weltmeisterschaften im Kunstturnen sollen vom 17. bis zum 24. Oktober 2021 in der japanischen Stadt Kitakyūshū ausgetragen werden. „Das ist mein nächstes großes Ziel in diesem Jahr“, sagt Carlo Hörr. Davor, sollte es die pandemische Lage erlauben, soll Ende September auch die Bundesliga wieder starten, in der er für den TV Wetzgau an den Start geht.

Jetzt sind die Weltmeisterschaften im Oktober das Ziel

Derweil steht auch fest, wer in Tokio für Deutschland startet. Nach alter Gepflogenheit hat der DTB am Montag die Auswahl von Trainer Valeri Belenki für Olympia mit den offiziellen Nominierungen der Turner bestätigt. Demnach wird Lukas Dauser vom TSV Unterhaching die deutsche Männerriege bei den Olympischen Spielen in Tokio an die Geräte führen. Vom Trainer ins Team berufen wurden außerdem der Hannoveraner Andreas Toba, der in der zweiten Qualifikationsrunde in der Olympiahalle in München den internen Mehrkampf gewann, sowie Nils Dunkel (MTV 1860 Erfurt) und Philipp Herder vom SC Berlin. Als Ersatzmann fliegt noch Nick Klessing vom Stützpunkt Halle/Saale mit ins finale Trainingslager nach Joetsu City in Japan.

Carlo Hörr darf bis zum Abflug des Olympia-Teams nach Asien noch mitmachen. „Ich fahre Ende Juni für acht Tage mit ins Trainingslager nach Kienbaum. Die anderen fliegen von dort aus nach Japan, und ich fahre nach Hause.“ Daheim warten Prüfungen auf Carlo Hörr, allerdings keine sportlich-olympischen, sondern schulische. „Die Prüfungen hätte ich natürlich verschieben müssen wenn ich die Qualifikation geschafft hätte“, sagt der Student des Bauingenieurwesens.