Carlo Hörr vom TSV Schmiden ist auf dem Weg zu seinen ersten Turn-Weltmeisterschaften. Der 23-Jährige wird im japanischen Kitakyūshū den Mehrkampf bestreiten.

Fellbach -

 

Carlo Hörr ist selbstbewusst in die interne Qualifikation für die Turn-Weltmeisterschaften gegangen. „Ich wusste, dass ich vom Niveau her die anderen schlagen kann“, sagt der amtierende deutsche Meister am Reck. Tatsächlich hat der 23-Jährige vom TSV Schmiden beim Qualifikationswettkampf in Kienbaum in der vergangenen Woche den Sprung ins deutsche Team geschafft. Mit Andreas Bretschneider, Felix Remuta, Dario Sissakis und Glenn Trebing ist Carlo Hörr auf dem Weg zu den Welttitelkämpfen, die am nächsten Montag im japanischen Kitakyūshū beginnen.

Pure Vorfreude vor dem Turnier

„Auf diesen Moment habe ich mein ganzes Leben lang hingearbeitet“, sagt Carlo Hörr, und aus ihm spricht die pure Vorfreude. Für seinen sportlichen Traum hat er sich in diesem Sommer nur ein paar Tage Urlaub gegönnt, sich lieber voller Eifer ins Training gestürzt. „Ich habe mich ganz auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaften fokussiert und alles hineingelegt“, sagt der TSV-Turner der bei den nationalen Titelkämpfen im Juni in Dortmund überraschend, aber verdient am Königsgerät Reck gesiegt hatte.

Schon am Montag ist Carlo Hörr im Zug nach Frankfurt gesessen, und am Dienstagabend bereits im Flugzeug nach Japan. Die Anreise zu den Weltmeisterschaften der Turnerinnen und Turner ist beschwerlich. Elf Stunden dauert der Flug nach Tokio, dann noch einmal zwei Stunden die Flugreise nach Kitakyūshū. Carlo Hörr will jede Sekunde der Reise genießen. „Es sind meine ersten Weltmeisterschaften überhaupt, Ich will mitnehmen, was geht, das ganze Umfeld.“ Im Rahmen halt der von den Olympischen Spielen im Sommer in Tokio übernommenen Corona-Regeln. „So wie ich gehört habe, ist alles ziemlich streng. Wir dürfen uns nur im Hotelzimmer aufhalten und müssen nach dem Training sofort wieder ins Hotel. Das ist natürlich schade, aber das ist jetzt eben einfach so“, sagt Carlo Hörr.

Testwettkampf mit Kampfrichter

Bevor sich die deutsche Riege, zu der als einzige weibliche Vertreterin Pauline Schäfer-Betz aus Chemnitz gehört, am Montag in Frankfurt getroffen hat, gab es noch einen Testwettkampf mit Kampfrichter für alle. „Bei mir lief es gut, die Vorbereitung war überhaupt super. Die Form stimmt, jetzt muss ich das Ganze nur noch nach Japan bringen“, sagt Carlo Hörr. Die Platzierung, die letztlich dabei herausspringe, sei ihm gar nicht so wichtig. „Aber ich will meine guten Leistungen aus diesem Jahr bestätigen.“

In der vom Deutschen Turner-Bund ausgelobten Qualifikation für die Welttitelkämpfe hat sich der 23-Jährige als Einziger einen Startplatz im Mehrkampf erturnt. Der TSV-Turner ist an allen sechs Geräten – Boden, Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren und Reck – gefordert. Die erste Hürde für den Alleskönner ist die Vorrunde, die am Dienstag und Mittwoch nächster Woche ausgetragen wird. „Wenn ich gut durchkomme, ist ein Platz im Finale der besten 24 Turner am Freitag drin.“ Große Chancen, über die Qualifikation auch eines der Gerätefinals zu erreichen, die am Samstag und Sonntag bevorstehen, rechnet sich Carlo Hörr nicht aus. „Ich bin schon eher der Mehrkämpfer. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es für mich auf diesem Niveau zum Einzug unter die Top Acht an einem Gerät reicht.“