Die beliebte ZDF-Serie geht in die letzte Staffel – der Hauptdarsteller für Hardy Krüger jr. ärgert sich über den Zwangsabschied vom „Forsthaus Falkenau“. Die Serie wird abgesetzt, der Sender will sich verjüngen.

Stuttgart - Katzenjammer“ ist ein treffender Titel: Von Freitag an zeigt das ZDF zwölf neue Folgen des Dauerbrenners „Forsthaus Falkenau“ (19.25 Uhr), doch die 24. Staffel ist auch die letzte. Dabei hat der Sender die Serie erst vor zwei Jahren runderneuert und den Schauplatz vom Bayerischen Wald an den beschaulichen Ammersee verlegt. „Zur kontinuierlichen Modernisierung eines TV-Programms“, rechtfertigt der Mainzer Sender die Absetzung des seit 1989 ausgestrahlten Klassikers, gehöre auch der gelegentliche Abschied von langlaufenden Formaten: „Sonst gäbe es keine Sendeplätze für Neuentwicklungen.“ Das gleiche Schicksal hat im Frühjahr schon die noch zwei Jahre ältere Serie „Der Landarzt“ getroffen.

 

Während der „Landarzt“-Hauptdarsteller Wayne Carpendale die Einstellung mit Fassung trug und die Zuschauer aufrief, auch der letzten Staffel die Treue zu halten, machte der „Falkenau“-Star Hardy Krüger jr., der die Hauptrolle 2006 von seinem Vorgänger Christian Wolff übernommen hatte, seinem Unmut öffentlich Luft. Er habe viele Beschwerden von Fans der Serie bekommen, „die nicht verstehen, warum sie eingestellt wird“ – eine Haltung, die der Schauspieler teilt, schließlich habe „Forsthaus Falkenau“ regelmäßig über vier Millionen Zuschauer erreicht, und die würden jetzt „gewissermaßen im Regen stehen gelassen“, so Krüger.

Während der Dreharbeiten hätten die Mitwirkenden vor und hinter der Kamera nicht gewusst, dass sie gerade die letzten Folgen drehen. Auch das findet Krüger nicht anständig vom Sender: Es sei „enttäuschend, ganz beiläufig zu erfahren, dass die Serie, in die man so viel Arbeit gesteckt hat, eingestellt wird.“ Das ZDF habe in dieser Angelegenheit „sehr wenig Anstand“ gezeigt: „Das ist eine Art, die ich sehr rückgratlos finde. Das hat keinen Stil.“

Jetzt schauen auch Jüngere zu

„Forsthaus Falkenau“ wird daher auch keinen richtigen Schluss haben: Staffel 24 endet, als würde es im nächsten Jahr weitergehen. Krüger ist überzeugt, die Serie hätte „auch in den nächsten fünf Jahren noch sehr gut laufen“ können, zumal die neuen Folgen „schneller, moderner und spannender“ seien. Er begründet seine Kritik an der Absetzung nicht zuletzt mit der Quotenentwicklung der Serie. Das ZDF habe gefordert, die Zuschauer müssten im Schnitt jünger werden, und genau das habe man geschafft: Der Anteil des jungen Publikums sei um neun Prozent gestiegen. „Wir haben unser Bestes gegeben und aus einer Heimatserie eine Familienserie gemacht. Aber für manche Redakteure scheint sie dennoch nicht mehr zeitgemäß zu sein.“

Das gilt womöglich auch für den Intendanten. Als Thomas Bellut vor eineinhalb Jahren seinen Posten als neuer ZDF-Intendant antrat, gab er seiner Amtszeit eine klare Vorgabe: Das Zweite solle jünger werden. „Die Zielgruppe des ZDF ist die ganze Gesellschaft“, sagte Bellut, deshalb müsse man „verstärkt jüngere Zuschauer erreichen.“ Er versicherte damals allerdings, es werde „keine krampfhaften Verjüngungsversuche geben, sondern eine konsequente Modernisierung, die alle Altersgruppen anspricht.“ Die ersten „kleinen Schritte“, mit denen das Programmschema „optimiert“ werden sollte, bestanden in der Absetzung der Klassiker.

Die Absetzung wirkt fürs Stammpublikum wie ein Affront

Auf den ersten Blick wirken die Maßnahmen nicht nur wie ein Affront gegenüber dem Stammpublikum, sondern auch unnötig; schließlich waren die beiden Serien jahrzehntelang zuverlässige Quotenlieferanten. Der ZDF-Sprecher Alexander Stock versichert allerdings, man habe sich keinesfalls leichtfertig von alten Zöpfen getrennt: „Serien- und Reihenformate werden hin und wieder durch neue ersetzt, das war schon immer so. Manche Sujets und Themen überleben sich einfach.“ Das Durchschnittsalter des ZDF-Publikums liegt bei 61 Jahren. Bellut hat sich vorgenommen, diesen Schnitt auf sechzig zu senken. Die moderate Verjüngung solle aber nicht auf Kosten des Stammpublikums erfolgen: „Wir wollen unsere Zuschauer behalten und unsere Programme gleichzeitig auch für Jüngere attraktiv machen“, heißt es.

Was damit gemeint ist, zeigen die potenziellen Nachfolger der Klassiker: Krimiserien wie „Schafkopf – A bissel was geht immer“ oder „Garmisch-Cops“ orientieren sich am regional ausgerichteten „Heiter bis tödlich“-Rezept der ARD. „Garmisch-Cops“ erreichte immerhin aus dem Stand über 4,3 Millionen Zuschauer; im Sommer sind zwölf weitere Folgen gedreht worden. Norbert Himmler, Belluts Nachfolger als Programmdirektor, freut sich über die „neuen, spannend erzählten, zeitgemäßen und anregenden Formate“ und versichert, nur so könne das ZDF seinen Status als „führender Anbieter deutscher TV-Serien“ behalten: „indem dieses Genre sehr gepflegt und gleichzeitig langsam, aber stetig weiterentwickelt wird.“