Der Louvre und der Eiffelturm – die beiden Pariser Wahrzeichen kann man derzeit leider nicht besichtigen. Der Sender ZDF Info bietet eine Alternative an: Zwei gut gemachte Dokumentationen erzählen die Bau- und Entstehungsgeschichte der beiden Monumente.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Es war die Zeit, als die Museen boomten, und die Idee war genial: Mit dem Plan, den Louvre zum Grand-Louvre zu vergrößern, also nicht nur einen Teil, sondern den gesamten Gebäudekomplex der ehemaligen Königsresidenz für Ausstellungen zu nutzen, schrieben der französische Staatspräsident François Mitterrand und sein Kulturminister Jack Lang 1981 Kulturgeschichte. Den entscheidenden Kick erhielt das Projekt durch ein neues Eingangsgebäude – Ieoh Ming Peis gläserne Pyramide, die zum neuen Wahrzeichen der französischen Hauptstadt avancierte.

 

Der Doku-Kanal ZDF Info erzählt mit einer TV-Dokumentation (30. März, 18 Uhr) die spannende Baugeschichte des Pariser Louvre, eines der berühmtesten Museen der Welt. Die knapp 45 Minuten führen die vielen Verwandlungen vor Augen, die dieser „Ort der Revolten und Tragödien“ im Laufe von mehr als 800 Jahren erfuhr. Keine trockene Architekturhistorie, sondern ein temporeicher Parcours nicht nur durch die bauliche Entwicklung des heute flächenmäßig drittgrößten Museums der Welt, sondern auch durch die Geschichte Frankreichs mit ihrer Abfolge von Königen und Kaisern, von denen jeder andere Pläne für die ursprünglich im 12. Jahrhundert errichtete Militär-Bastion hatte.

Gelungenes Infotainment

Pauline Legrand präsentiert jede Menge Gemälde und Pläne, schneidet immer wieder Experten-O-Töne, etwa von I. M. Peis Sohn Chien Chung Pei, dazwischen. Trotzdem hat ihr Film überraschend viel Schwung. Daran hat die manchmal etwas reißerische musikalische Untermalung ihren Anteil, ebenso wie die Optik: Die Kamera führt durch die Pracht der endlosen Gänge und Hallen oder zeigt den Museums-Giganten am rechten Seine-Ufer immer wieder aus der Luft.

Gelungenes Infotainment ist „Der Louvre – Das Weltwunder von Paris“ aber auch dank der Digitalisierung. An einem 3-D-Modell werden die Veränderungen und Erweiterungen über die Jahrhunderte hinweg anschaulich demonstriert Da wachsen neue Gebäudeflügel in Sekundenschnelle, etwa die unter Heinrich IV. 1595 eröffnete 460 Meter lange Grande Galerie, genauso schnell verbrennen andere zu Asche, wie 1871 der mit dem Louvre verbundene Palast der Tuilerien.

Die phänomenale Glaspyramide

Am Beginn und Ende der Wissensdoku steht der Bau der Glaspyramide, mit der sich der chinesisch-amerikanische Architekt I.M Pei (1917-2019) quasi unsterblich gemacht hat. Ihm gelang ein schwieriger Spagat: das geschichtsträchtige Gebäude für die Zukunft zu rüsten, ohne jedoch das Bild des alten Palastes zu beeinträchtigen, und gleichzeitig etwas dezidiert Zeitgenössisches zu erschaffen. Pei kombinierte Pyramidenform und 673 in Aluminium gefasste Glasrauten, um Transparenz zu schaffen und verlegte den neuen Eingang mit seinem großzügigen Foyer unter die Erde. Die bautechnischen Herausforderungen, die er meisterte, waren immens – angefangen vom eigens entwickelten Glas ohne Grünstich über die der Nautik abgeschaute Stahlseil-Statik bis zum 13 Meter tief im Erdboden verschwindenden Kolben-Aufzug.

Was man zudem lernt: Architektur ist immer auch Repräsentation von Macht, genauso wie Ausdruck des Zeitgeists. Dass der nicht immer auf Anhieb erkennt, wenn Großes entsteht, offenbart die Entstehungsgeschichte des Eiffelturms, von der ebenfalls auf ZDF Info die Doku „Der Eiffelturm – Revolution in Stahl“ erzählt (30. März, 21.45 Uhr). Es ist vor allem die Geschichte des Ingenieurs und Metallbau-Pioniers Gustave Eiffel (1832–1923).

Ein Turm als Freizeitattraktion

Dessen „tollkühner Traum“, mit 300 Metern so hoch zu bauen wie kein Mensch zuvor, stößt zunächst auf wenig Gegenliebe. Erst die Pariser Weltausstellung von 1889 und die Idee des Architekten Stephen Sauvestre, den Stahl-Mast in eine stattliche Freizeitattraktion mit Salons, Theater und Restaurants zu verwandeln, lassen den Turm zum Welterfolg werden. Am 31. März 1889 hisst Eiffel die französische Flagge auf dem damals höchsten Gebäude der Welt. Ein Triumph, für den er und ein Politiker zuvor den Bauwettbewerb manipuliert hatten. Es ist nicht der einzige Skandal, der die Geschichte des Tour Eiffel überschattet.

Mathieu Schwartz peppt sein Material mit Spielszenen auf, besonders spannend sind technische Details, wie Eiffel etwa die millimetergenaue Ausrichtung der vier Pfeiler mit Hilfe von Hydraulikpumpen und Sandkisten bewerkstelligte. 18000 Einzelteile, 2,5 Millionen Nieten, 7300 Tonnen: Bis heute haben 300 Millionen Menschen den eisernen Riesen besucht. Der Architektur-Schwerpunkt von ZDF Info kommt zur rechten Zeit. Weder Louvre noch Eiffelturm sind derzeit zu besichtigen. So kann man beide Monumente wenigstens auf diese Weise genießen.