In der reichlich makabren Komödie „Arthurs Gesetz“ mit Jan Josef Liefers bricht ein unterdrückter Kleinbürger aus. Er verliebt sich und wird zum Mittelpunkt schauriger Geschehnisse.

Stuttgart - Arthur Ahnepol (Jan Josef Liefers) ist der typische naive Antiheld, ein Kleinbürger, der so unscheinbar ist, dass er in der Kneipe übersehen wird. Vermutlich sehnt er sich schon sein ganzes Leben danach, einen Zipfel vom Glück zu erhaschen. Stattdessen hat ihn das Schicksal mit einer Tyrannin gestraft. Um ihren hohen Lebensstandard zu finanzieren, hat Gattin Martha (Martina Gedeck) ihren Arthur eines Tages zu einem unerhörten Opfer überredet: Er hat sich bei der Arbeit die Hand abgesägt, um anschließend Versicherungsgeld zu kassieren.

 

Dummerweise ist die Aktion von einer Überwachungskamera aufgezeichnet worden, weshalb er keinen Cent bekommen hat. Nun muss er sich regelmäßig beim Jobcenter einfinden, um sich von einer arroganten Sachbearbeiterin (Nora Tschirner) demütigen zu lassen.

Lösungen bringen neue Probleme

Als er an seinem Geburtstag die Kneipe Zum Kronleuchter aufsucht, dort von der reizenden Jesse (Cristina do Rego) angesprochen wird und schließlich in ihrem Bett landet, ist dies der Beginn jener Kettenreaktion, auf die der Serientitel „Arthurs Gesetz“ anspielt: Jede Lösung erzeugt prompt ein neues Problem, diverse groteske Todesfälle inklusive.

Kreativer Kopf hinter der Serie ist Benjamin Gutsche, dem der erfahrene Regisseur Christian Zübert („Lammbock“, „Dreiviertelmond“, „Hin und weg“) zur Seite steht. Die schwarze Komödie „Arthurs Gesetz“ ist allerdings komplett anders als bisherige Zübert-Werke, wie schon die Bilder verdeutlichen. Bei den Innenaufnahmen im Haus von Arthur und Martha hat Kameramann Ngo The Chau für ein Licht gesorgt, das sich am besten mit „Gelsenkirchener Barock“ beschreiben lässt. Das Eigenheim wirkt wie eine Gruft, in der Arthur lebendig begraben ist, was dem allerdings erst bewusst wird, als er sich in Jesse verliebt.

Nicht jedermanns Geschmack

Die junge Frau hat zwar ein großes Herz, macht’s aber trotzdem nicht umsonst. Als ihr Zuhälter das Geld mit Gewalt eintreiben will, löst Arthur das Problem auf seine Weise: Er füllt den Mann mit Bauschaum ab. Liefe diese Serie bei ARD oder ZDF, würden vermutlich viele Menschen spätestens jetzt umschalten, denn Zübert zeigt, warum Handwerker von Ausschäumen sprechen, wenn sie das Zeug verwenden. Um sich der Leiche zu entledigen, bittet Martha ihre Zwillingsschwester Muriel (ebenfalls Gedeck) um Hilfe – auch wenn die ausgerechnet Polizistin ist.

Makabre Scherze sind erfahrungsgemäß nicht jedermanns Geschmack, weshalb die einen „Arthurs Gesetz“ witzig finden werden, die anderen dagegen bloß bemüht. Weil sich insbesondere an schwarzen Komödien die Geister scheiden, trauen sich ARD und ZDF nur selten an Stoffe jenseits der ausgetretenen Erzählwege, wenn doch, sind sie meist nicht sonderlich erfolgreich. Gutsche und Zübert haben sich offensichtlich vorgenommen, über alle möglichen Stränge zu schlagen, was allerdings zur Folge hat, dass ihre Serie mitunter übers Ziel hinausschießt.

Große Sauereien

Das beginnt beim verwirrenden Make-up von Nora Tschirner, die kaum zu erkennen ist, und endet bei Gedecks ähnlich dick aufgetragenem Spiel. Vielleicht wollte Gedeck auf diese Weise aber nur die Unterschiede zwischen der skrupellosen Martha und der skrupulösen Muriel hervorheben. Verklärende Rückblenden offenbaren zwar, dass es auch mal bessere Zeiten zwischen dem Ehepaar gab, aber die Schwester wäre fraglos die richtigere Frau für Arthur.

Den größten Spaß machen die vielen originellen Einfälle – und die liebevoll ausgedachten Todesfälle. So lernt zum Beispiel Möchtegern-Gangster Holger (David Bredin), der zwischenzeitlich aufgrund einer der vielen absurden Kollateralschäden zum wandelnden Scheinwerfer wird, warum man beim Russischen Roulette besser keine echten Patronen verwenden sollte. Dass die Unglücksfälle regelmäßig mit großer Sauerei einhergehen, versteht sich fast von selbst; einige Dialoge sind ebenfalls ziemlich versaut.

Ausstrahlung: TNT Comedy,
20.15 Uhr. Der Sender ist in TV-Paketen von Telekom, Sky, Vodafone und Unitymedia enthalten