Der große Komiker Olli Dittrich beweist in „Frust – Das Magazin“ im Ersten sein Auge für Typen. Und die Reportage-Magazine des Fernsehens nimmt er gleich mit hoch.

Stuttgart - „Am Anfang war ja alles korrekt“, beteuert der Tierfilmer Andreas Baesecke. Aber dann musste er zwölf Bilder für einen Mützenbären-Kalender liefern. „Ich hatte schon acht Fotos, gute Fotos“, erklärt er tief melancholisch, von Reue oder Selbstmitleid zerfressen, den TV-Journalisten, die einen Fälschungsskandal recherchieren. „Aber für einen Kalender braucht man eben ....“ Es folgt eine lange Pause, und dann, halb schicksalsergeben, halb anklagend fragend, ob so ein Druck wirklich auf Tierfilmern lasten darf: „Zwölf?“ So fing das an mit den Fälschungen. Und ging irgendwie weiter, bis hin zu den spektakulären Entdeckungen des Polarzebras und der Luftqualle.

 

Baesecke wird vom durchtrieben wandlungswilligen Olli Dittrich gespielt, ebenso wie Sören Lorenz, der Moderator des Reportage-Magazins „Frust“, das die Geschichte von Baeseckes Fall präsentiert. Dittrich gibt auch die anderen Typen, die in „Frust“ vor die Kamera dürfen. Da wäre etwa der nach einem Hit abgeschmierte Popstar Platzhirsch, der nun als Bademeister in der Provinz arbeitet. Wir erfahren, wie es zu seinem Sturz kam, den er natürlich als Finden seiner eigentlichen Berufung gedeutet wissen will.

Schmerzhaft gut getroffen

Sehr denkwürdig ist auch der Boxer Butsche Roni, der eine neue Sportart entwickelt hat, die vom Olympischen Komitee nicht zugelassen wird. Ärgerlich, aber Butsche tröstet sich mit einer Sportlerweisheit: „Dabei sein ist alles“. Und besonders tragisch wirkt Dittrich als Sinsheimer Kabelfabrikantensohn Wilhelm Fischer, der Ende des 19. Jahrhunderts das erste WLAN-Netz entwickelt hat – leider bevor es Empfangsgeräte gab. Nur die Abkürzung WiFi erinnert heute noch an ihn.

Olli Dittrich zeigt in der Comedy-Serie „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“ seit dem Jahr 2004, wie viel er (bislang in 251 Episoden) aus einer einzigen Figur herausholen kann, die bei manch anderem vielleicht nach einer Handvoll Gags ausgereizt gewesen wäre. Im Halbstünder „Frust – Das Magazin“ geht er wieder mal ans andere Ende seiner Kunst. Aber er karikiert nicht nur die diversen Typen. Er persifliert auch schmerzhaft genau die Art und Weise, wie Journalisten berichten, aufbereiten und moderieren. Fast muss man ein wenig Sorge haben, ob „Frust“, wenn es erst einmal auf Youtube in die Freiheit entlassen wird, für bare Münze genommen werden könnte. Hinter allem Spaß ist „Frust“ auch eine Mahnung, dass bei Fake News eine seriöse Fassade abstruse Inhalte beglaubigen kann.

Ausstrahlung: ARD, 19. Dezember 2019, 23.45 Uhr. In der Mediathek des Senders ist „Frust – Das Magazin“ am Erstausstrahlungstag bereits ab 16 Uhr abrufbar.