Der Fernsehsender Sky greift tief in die Tasche: Insgesamt 2,55 Milliarden Euro zahlt der Rupert-Murdoch-Sender für die TV-Rechte an der Bundesliga.

Frankfurt - Im Blitzlichtgewitter setzten Verhandlungsführer Christian Seifert und Reinhard Rauball ein fast schelmisches Grinsen auf. Hätten es sich bei den beiden Herren am Podium um aktive Fußballer gehandelt, wäre in diesem Moment auch eine Umarmung wie beim Torjubel angebracht gewesen. Die Genugtuung über den neuen Medienvertrag der Deutschen Fußball-Liga (DFL) versteckten die Bosse beim Pressetermin am Frankfurter Flughafen nicht, schließlich war den Verhandlungsführern ein Volltreffer geglückt, mit dem selbst Christian Seifert, der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, nach eigenem Bekunden „nicht gerechnet“ hatte.

 

Die Vermarktung der Inlandsrechte für die neue vierjährige Rechteperiode 2013 bis 2017 ist in der Summe insgesamt 2,511 Milliarden Euro schwer und bringt den 36 Profivereinen in der ersten und zweiten Bundesliga stolze 628 Millionen Euro durchschnittlich. Der Betrag steigert sich von 560 Millionen Euro in der Saison 2013/14 bis auf 673 Millionen Euro in der Saison 2016/17. Die bisherigen Einnahmen aus der nationalen Vermarktung der Fernsehrechte lagen bei 412 Millionen Euro.

Für den Fernsehkonsument bleibt alles beim Alten

Das Gute an diesem Coup: Der Fernsehkonsument muss seine Sehgewohnheiten nicht groß ändern. Die ARD bleibt mit der Zusammenfassung der Samstagsspiele in der „Sportschau“ der bedeutendste Anbieter auf dem Free-TV-Sektor, im Pay-TV-Segment stellt Sky erneut den wichtigsten Partner. Als neuer Mitspieler tritt der Axel-Springer-Verlag auf, der das neu aufgelegte Paket M erwarb. Dieses erlaubt es dem Verlag, von allen Fußballspielen mehrminütige, bis Mitternacht kostenpflichtige Clips im Webfernsehen und Mobilfunk anzubieten.

Die Hauptursache für die immense Preissteigerung – die Erlöse steigen um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum laufenden Vierjahresvertrag – liegt darin, dass sich mit Sky Deutschland und der Deutschen Telekom zwei Großunternehmen ein fast wahnwitziges Wettbieten um die Live-Rechte der 306 Bundesligaspiele lieferten. Letztlich ersteigerte Sky nicht nur das Broadcast-Paket für die Verbreitung per Kabel und Satellit, sondern auch die Rechte für Web-TV, Mobilfunk und internetgestütztes Fernsehen IPTV – über diese Plattform hatte zuvor die Telekom für vergleichsweise läppische 25 Millionen Euro ihr Angebot „Liga total!“ geschaltet.

Sky muss tief in die Tasche greifen

Der dauerdefizitäre Deutschland-Ableger Sky mit seinen drei Millionen Abonnenten greift dafür ganz tief in die Tasche und zahlt nach eigenen Angaben künftig 485,7 statt bisher 250 Millionen Euro jährlich. Damit hängt die Fußball-Bundesliga noch mehr am Tropf von Rupert Murdochs Medienimperium. Befürchtungen, der Bezahlsender könne sich verhoben haben, zerstreute Seifert mit dem Hinweis, Sky sei „ein absolut verlässlicher Partner“. Die Stimmung in dem Unternehmen sei nach dem gestrigen Zuschlag prächtig, hieß es. „Wir planen unsere Partnerschaft mit der Bundesliga nicht für die nächsten zwei, drei Jahre, sondern für die nächsten 20, 30 Jahre“, sagte Sky-Chef Brian Sullivan schon vor Monaten. Der Fußball sei eine wichtige Säule des Programms. Das dürfte der DFL gefallen haben. Die Vereine wollten vor allem mehr Geld. Zugleich wollten sie aber auch Sicherheit und Verlässlichkeit.

Der unterlegene Telekommunikationsriese zeigte sich dagegen in einer ersten Reaktion von Marketingchef Christian Illek enttäuscht. „Wir sind angetreten, um zu gewinnen. Ich persönlich sitze hier und bin sehr enttäuscht“, sagte er. Sein Unternehmen sei an „die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren“ gegangen, und Illek äußerte die Hoffnung, „von Sky noch ein Angebot zu erhalten“. Doch das Aus von „Liga total!“ dürfte kaum noch abzuwenden sein, glauben Branchenkenner. Ansonsten bleibt vieles beim gewohnten Prozedere: Bei der ARD laufen auch sieben Live-Spiele (Eröffnungsspiele, Relegationsspiele und Supercup) und die Sonntagsspiele, Sendebeginn kann – möglicherweise weiterhin in den Regionalprogrammen – bereits um 21.15 Uhr sein.

Das Topspiel am Samstag wird im Sportstudio gezeigt

Für das Topspiel am Samstagabend hat nach wie vor das ZDF im „Sportstudio“ den ersten Zugriff. Der Münchner Privatsender Sport 1 hat sich wie bisher neben der Nachverwertung der ersten Liga auch die Rechte für das Montagsspiel der zweiten Liga und deren Zusammenfassungen am Freitag und Sonntag erkauft.

Nach Meinung von Liga-Präsident Rauball sei „ein Riesensprung“ geglückt. „Das ist das Ergebnis von 20 Monaten harter Arbeit des Teams um Christian Seifert.“ Zuletzt hatte sich dessen sechsköpfige Delegation im Hotel „Hessischer Hof“ an der Frankfurter Messe einquartiert. Rauball wertete den mit Hilfe eines ausgeklügelten Ausschreibungsverfahrens und einer eigens entwickelten Software zustande gekommenen Rekordvertrag als „Ritterschlag“ für den seit 2005 an der DFL-Spitze tätigen 42-jährigen Seifert, der sich als Chefverkäufer der Ware Fußball etabliert hat.

Den Fußball-Managern klappt die Kinnlade runter

Die außerordentliche DFL-Mitgliederversammlung dauerte kürzer als ein Fußballspiel; die Zustimmung erfolgte einstimmig und „einige Kollegen saßen mit offenen Mündern da“, verriet der Augsburger Manager Andreas Rettig, der wie so viele von „einem Sensationsergebnis“ sprach. Selbst der kritische Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge sprach von „einem Meilenstein“, und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach drückte Hochachtung vor dem Verhandlungsergebnis aus.

Inklusive der ebenfalls prosperierenden Auslandsvermarktung fließen künftig 700 Millionen Euro jährlich an den deutschen Profifußball. Wie das Geld künftig verteilt wird, darüber stehen nun innerhalb des Liga-Verbandes demnächst die Verhandlungen an. Wichtig sei, mahnte auch Rauball an, „dass die Liga verantwortungsvoll mit dem erhöhten finanziellen Spielraum umgeht“. Keinesfalls dürfe das Kapital „inflationär allein an die Spieler und Berater“ fließen.