Frust beim Geschäftsführer Jürgen Schweikardt, Freude beim Trainer Jürgen Schweikardt: Nach einem turbulenten Tag und Ärger über die sehr kurzfristige Änderung der Zuschauerzahl gewinnt der TVB Stuttgart 31:23 gegen TuSEM Essen.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - „Soll ich jetzt ins Aluminium beißen? Der Verein kann ja nichts dafür.“ Der Dauerkarteninhaber mit dem blau-weißen Schal um den Hals nahm die Nachricht am Haupteingang der Porsche-Arena zwar sehr enttäuscht, aber mit Verständnis zur Kenntnis. Sehr kurzfristig war vor dem Handball-Bundesligaspiel des TVB Stuttgart gegen Aufsteiger TuSEM Essen vom Ordnungsamt der Stadt Stuttgart nach Absprache mit dem Gesundheitsamt entschieden worden, dass statt der am Vortag genehmigten 930 Zuschauer nur 500 Besucher in die Halle dürfen, ausschließlich Sponsoren sowie acht Trommler des Fan-Clubs. Grund war die hohe 7-Tage-Inzidenz in Stuttgart.

 

Starke Leistung des TVB

Der Trainer Jürgen Schweikardt konnte sich zwar über die gute Leistung und den ungefährdeten 31:23 (18:12)-Heimsieg freuen, der Geschäftsführer Jürgen Schweikardt aber ärgerte sich mächtig: „Wir sind fassungslos über die Nachricht, die uns erst am Mittwoch Mittag erreicht hat. Noch am Dienstag Nachmittag wurden uns die 930 Zuschauer für das Spiel mit der vorliegenden relevanten Zahl, der 7-Tages-Inzidenz, bestätigt. Diese nicht einmal 24 Stunden alte Genehmigung wurde am späten Mittwoch Vormittag zurückgenommen“, sagte Schweikardt. Nicht nur für die Fans, die sich den Abend eingeplant hatten war das sehr ärgerlich. „Auch für unsere Mitarbeiter der Geschäftsstelle, die die letzten 48 Stunden Tag und Nacht durchgearbeitet haben, ist diese Entscheidung extrem ernüchternd.“

Nur Sponsoren in der Halle

Der Verein hatte eine organisatorische Mammutaufgabe zu bewältigen, musste auf die Schnelle versuchen, allen 430 Dauerkarteninhabern, die gerade Tickets zugelost bekommen hatten, via E-Mail und Social-Media-Kanälen wieder abzusagen. Verständlicherweise bekam ein nicht unerheblicher Teil die Nachricht nicht mit und machte sich auf zur Halle.

Stadt bittet um Verständnis

Die Stadt Stuttgart bedauerte die kurzfristige Änderung, bat aber um Verständnis: „Die Lage ist dynamisch. Das Überschreiten des kritischen Schwellenwertes von 35 Neuinfektionen pro 100 000 in sieben Tagen hat sich erst am Dienstag Abend offenbart. Am Mittwoch hatten wir gar den höchsten jeweils ermittelten Tageswert von 78 Neuinfektionen“, teilte Pressesprecher Sven Matis auf Nachfrage mit. Das würde sich eben auch auf den Sport auswirken. Matis weiter: „Wir haben die Lage analysiert und hielten auf Basis des Hygienekonzepts 500 Zuschauer für zulässig. Für Fans und Verein mag die Entscheidung hart sein, aber bei diesem Infektionsgeschehen ist sie aus unserer Sicht vertretbar.“

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Schweikardt konnte sich bei allem Verständnis für die Pandemiebekämpfung einen Seitenhieb Richtung Politik nicht verkneifen: „Wir wissen, dass die Gesundheit an erster Stelle steht. Doch der TVB und der ganze Profisport braucht ein minimales Maß an Planbarkeit. Eine Genehmigung, die wir 30 Stunden vor Beginn der Veranstaltung erhalten, müssen wir uns verlassen können,“ sagte der 40-Jährige, der mit seinem Team schon am kommenden Samstag (20.30 Uhr) in Balingen antritt.

Kristjansson bester Werfer

Gegen Essen ließ sein Team nichts anbrennen. Beim rundum souveränen Sieg zeigte Johannes Bitter eine starke Partie im Tor. „Wir hatten nach dem schlechten Start bei den Rhein-Neckar Löwen etwas gutzumachen“, sagte Bitter. Vorne trafen die Rückraumspieler Viggo Kristjansson (8/1), Dominik Weiß (7) und Adam Lönn (6) am besten für den TVB. An einem Tag, der speziell für einen Mann sehr turbulent war: Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt.

Torschützen

TVB Stuttgart: Kristjansson 8/1, Weiß 7, Lönn 6, Zieker 4, Peshevski 2, Pfattheicher 2, Häfner 1, Röthlisberger 1.

TuSEM Essen: Zechel 8, Durmaz 4, Müller 4, Firnhaber 3, Klingler 2/2, Becher 1, Ellwanger 1.