Daimler, der Autokonzern aus Stuttgart, und der Fahrtenvermittler Uber aus den USA machen gemeinsame Sache. Doch was sagen die Taxifahrer aus Stuttgart?

Stuttgart - Am Taxistand des Stuttgarter Hauptbahnhofs müssen die Autos nicht lange warten. Soeben ist wieder ein Zug angekommen, und der Bedarf nach Taxen ist groß. Harry Bühler lässt die Tür halb offen, während er in der Schlange weiter nach vorne rollt: „Sollen sie das doch machen.“ Er hält wenig von der angkündigten Kooperation der Konzerne Uber und Daimler.

 

Bis jetzt funktioniert Uber über eine App: Der Kunde gibt per Handy seinen Standort ein und die Applikation sucht einen Fahrer in der Nähe. Der Unterschied zu Mitfahrzentralen ist, dass die Fahrer hauptberuflich für das Unternehmen arbeiten. 20 Prozent des Fahrpreises gehen als Vermittlungsgebühr an das US-Unternehmen.

Kein Platz vorm Bahnhof für weitere Taxis

In anderen europäischen Ländern hat die 2009 in San Francisco gegründete Start-up-Firma bereits für Streit gesorgt. Dort standen Fahrer vor der Wahl für einen niedrigeren Lohn bei Uber zu arbeiten oder von der Konkurrenz verdrängt zu werden. Ende Dezember blockierten deshalb freiberufliche Chauffeure in Frankreich die Zufahrten zum Pariser Flughafen Charles de Gaulle.

Viele Taxifahrer in der Landeshauptstadt haben von Uber noch nie gehört. „Ich kann mir nicht vorstellen, inwiefern das für mich ein Problem sein sollte“, sagt Mahir Düzci. „Wo sollen die sich denn hinstellen? Hier stehen schon genug Taxen“, ergänzt Bühler.

Ein anderer Fahrer, der namentlich nicht genannt werden will, zeigt auf eine ältere Dame, die, bepackt mit vielen Taschen, auf ein Taxi zusteuert„Die Leute bei Uber sind IT-Fachleute. Die können vielleicht einen Algorithmus programmieren, der am schnellsten ein Auto findet. Aber was ist mit der Oma, die ein Taxi zum Doktor braucht? Die wird wohl kaum die App aufrufen, um sich einen Uber-Wagen zu bestellen.“

Besorgnis wegen autonomer Fahrten

Wie lange überhaupt noch ein Fahrer vorfährt, wenn ein Taxi gerufen wird, ist ungewiss. Am Dienstag hatte der Stuttgarter Konzern Daimler verkündet, dass man autonome Fahrzeuge bereitstellen wolle, die Uber seinen Kunden über App anbieten könne. „Als Erfinder des Automobils wollen wir auch beim autonomen Fahren ganz vorne dabei sein.“, sagte Daimler Chef Dieter Zetsche.

Bis jetzt hat Uber einen schweren Stand in Stuttgart: Die Taxizentrale hatte gegen das Unternehmen geklagt und damit verhindert, dass Uber seinen Sonderdienst Uber Pop in Stuttgart betreiben darf. Dabei bieten Privatpersonen ihre Dienste mit dem eigenen Auto an .

Momentan sorgen sich die Taxifahrer ohnehin eher um das autonome Fahren als um die Konkurrenzsituation. „Wenn es doch mal kracht, weil das selbstfahrende Auto nicht perfekt funktioniert, wer zahlt dann? So etwas muss doch alles noch einmal geklärt werden“, sagt Harry Bühler. Aman Pandjscheri ist bisher sehr gelassen: „In mehreren Jahrzenten ist es vielleicht schon möglich vieles zu automatisieren, aber nicht von jetzt auf gleich. Noch ist die Technik nicht so weit .“ Düzci glaubt nicht einmal daran. „Ich halte selbstfahrende Autos für eine komische Idee. Ich kann mir das nicht vorstellen. Taxifahrer braucht man immer noch.“

Harry Bühler ist mittlerweile in der Schlange weit nach vorne gerückt. „Ich fahre seit 1987 fast ununterbrochen Taxi. Ich kenne die Stadt und das Gewerbe. Nur, weil Daimler und Uber jetzt enger zusammenarbeiten wollen, wird sich hier so schnell nichts ändern.“ Neue Kunden sind in Sicht. Bühler schließt die Tür und wartet auf den nächsten Auftrag.