Bei der Polizei sind am Wochenende weitere Anzeigen von Übergriffen auf dem Schlossplatz und in dessen Umgebung in der Silvesternacht eingegangen. Es wurden Taschendiebstahle, Raubüberfälle und sexuelle Übergriffe gemeldet.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Stuttgarter Polizei liegen inzwischen gut 30 Anzeigen zu Vorfällen in der Silvesternacht vor. Die Betroffenen meldeten Taschendiebstähle, Raub und sexuelle Belästigungen oder Nötigungen. Die Polizei hat bisher einen Tatverdächtigen festnehmen können, er sitzt in Untersuchungshaft. In vielen Fällen wurde das Aussehen der Täter als nordafrikanisch oder arabisch beschrieben. Hinweise, dass sich Gruppen junger Männer aus diesen Herkunftsländern in Stuttgart gezielt trafen, um Straftaten zu begehen – wie es in Köln der Fall war – , hat die Stuttgarter Polizei bisher keine, so ein Sprecher.

 

Im Fall des festgenommenen Mannes, der als Asylbewerber in Deutschland lebt, hat die Polizei nun zwei Handys beschlagnahmt, die er bei sich hatte. Eine Streife hatte den Mann auf frischer Tat ertappt, als er eine junge Frau belästigte. Ob die bei ihm gefundenen Mobiltelefone gestohlen sind, prüfen die Ermittler. Im Fall zweier 18-jähriger Frauen, die von einer Gruppe von 15 Männern umringt und bedrängt worden waren, gibt es keine neuen Hinweise auf die Täter – außer besagter Beschreibung.

Die Anzeigen gingen erst nach Neujahr ein

Der Polizei waren nach der Silvesternacht zunächst nur zwei schwerwiegende Fälle von Übergriffen bekannt: der Fall des festgenommenen Mannes, der eine Frau genötigt hatte, und der Überfall auf die beiden 18-Jährigen. Nach dem Zeugenaufruf der Polizei meldeten sich weitere Opfer.

Die Polizei kann noch nicht sagen, ob es sich bei den Tätern immer um Männer aus derselben Gruppe gehandelt hat oder ob unterschiedliche Gruppen auf dem Schlossplatz und in der Innenstadt Straftaten begingen. Auch sei das Vorgehen unterschiedlich gewesen. Nach Angaben der Polizei wurden nur wenige Fälle gemeldet, in denen Frauen bewusst umringt wurden – was in Köln häufig geschehen sein soll.

Es mehren sich unterdessen aber Hinweise, dass in Stuttgart in jener Nacht Gruppen unterwegs waren wie in Köln – wenn auch in wesentlich geringerer Anzahl. So meldete die Bundespolizei nun zum Beispiel einen Zwischenfall in der Klett-Passage. Dort schritten Polizisten ein, nachdem sie wegen eines Streits innerhalb einer größeren Gruppe verständigt worden waren. Etwa 20 Männer, deren Aussehen ebenfalls als nordafrikanisch und arabisch beschrieben wird, scharten sich um die beiden 15 und 25 Jahre alten Streithähne aus ihren Reihen. Die Polizei konnte die beiden Tatverdächtigen festnehmen, wobei sie aber mehrfach den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray habe ankündigen müssen, teilt der Sprecher der Bundespolizei auf Anfrage mit. Die fünf Beamten der Bundespolizei hätten sich mit „einfacher körperlicher Gewalt“ gegen die Sympathisanten der Festgenommenen durchgesetzt – sie also weggedrängt. Zwei Opfer des vor der Auseinandersetzung geschehenen Raubüberfalls erlitten leichte Verletzungen.

Die Bundespolizei meldete den Vorfall seinerzeit nicht. „Das lag daran, dass der Bericht über den Zwischenfall der Pressestelle nicht vorlag. Das ist unglücklich gelaufen“, sagt der Pressesprecher Jonas Große. Normalerweise würden solche Taten in den Pressebericht aufgenommen.