Die auf Maschinen zur Holzbearbeitung spezialisierte Dürr-Tochter Homag übernimmt den Maschinenbauer System TM. Sie will sich damit den Wachstumsmarkt Massivholzbau erschließen.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Bietigheim-Bissingen - Homag mit Sitz in Schopfloch/Schwarzwald kauft den auf Systeme zur Massivholzbearbeitung spezialisierten Maschinenbauer System TM aus Odder (Dänemark). Das 1977 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 130 Mitarbeiter und macht etwa 30 Millionen Euro Umsatz.

 

„Der Erwerb ist ein wichtiger Schritt für Homag, um zum weltweit führenden Systemlieferanten von Produktionstechnik für den Massivholzsektor zu werden“, kommentiert Dürr-Chef Ralf Dieter die Übernahme. Das Massivholzsegment sei ein Wachstumsmarkt, heißt es in einer Mitteilung von Dürr. Hergestellt würden verleimte Bauteile aus Brettsperrholz, das im Hausbau als nachhaltiger Werkstoff der Zukunft gilt. Mit der starken Finanzposition von Dürr sei man in der Lage, Zukäufe zu tätigen und Geschäftschancen für den Aufschwung nach der Pandemie zu sichern, so Dieter.

Die zum Dürr-Konzern gehörende Homag-Gruppe ist im Massivholzsegment bereits mit ihrer Tochtergesellschaft Weinmann aus St. Johann (Kreis Reutlingen) vertreten und will diese Aktivitäten in einem neuen Geschäftsfeld (Construction Elements Solutions) bündeln. Mittelfristig soll dieses einen Umsatz im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erreichen.

Wachstumsmarkt abseits der Möbelproduktion

„Der Massivholzsektor ist kleiner als das Geschäft mit der Möbelindustrie, hat aber sehr gute Wachstumsperspektiven“, sagt Josef Zerle, Geschäftsführer des Mittelständlers Weinmann (rund 160 Mitarbeiter) und Experte für den Massivholzsektor bei Homag. Künftig habe man den Großteil der  Prozesskette  vom Sägewerk bis zum fertigen Holzhaus in der Hand –  dazu zählen etwa auch die CNC-Fenstertechnik (Kappsägen kommen von System TM) und  Anlagen für Massivwandsysteme aus Brettsperrholz.

„Wir müssen das Haus von hinten nach vorne denken“, sagt er. Beispiele: Welche Software benötige man, damit im Sägewerk schon von vornherein der richtige Einschnitt gemacht und möglichst wenig Holz verbraucht werde? Reichen für die Statik 22 Millimeter Schichtstärke oder braucht man 25 Millimeter? Weinmann liefert seine Maschinen an Fertighaushersteller,  aber auch Zimmereibetriebe.

Bauherren wollten ein erschwingliches Haus bauen, das stabil, nachhaltig, gesund und gedämmt sein soll, sagt Experte Zerle. Bei Holz sei das der Fall. Bauen mit Holz gilt als  klimafreundlich. Experten zufolge bindet  ein Holzhaus bis zu 80 000 Kilogramm CO2. Zudem sei das auch bei der Nachverdichtung in Städten interessant, weil mit vorgefertigten Holzmodulen auf bestehenden Gebäuden relativ unproblematisch  zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden könne, so Zerle.

Zudem ist Holz ein nachhaltiger Werkstoff, alle fünf Sekunden wächst in den deutschen Wäldern das für den Bau eines Einfamilienhauses benötigte Holz nach. Mit dem neuen Geschäftsfeld will sich Homag einen Wachstumsmarkt abseits der Aktivitäten in der Möbelproduktion erschließen und sieht enormes Zukunftspotenzial. In den USA etwa sind ab 2021 Holzgebäude mit bis zu 18 Stockwerken erlaubt, in Frankreich müssen ab 2022 die Hälfte der öffentlichen Gebäude in Holzbauweise erstellt werden. „Massivholz ist nachhaltig und wird die Zukunft des Bauens prägen“, sagt Homag-Vorstandsvorsitzender Pekka Paasivaara.

Homag übernimmt 80 Prozent

Homag übernimmt zunächst 80 Prozent der Anteile an System TM, sie stammen größtenteils von der Eigentümerfamilie Thoergersen. 20 Prozent verbleiben beim Management. Den Kaufpreis nennt Dürr nicht, lediglich dass er „im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ liege. System TM nimmt laut Dürr mit seinen Maschinen rund um das Sortieren und Keilzinken von Massivholz-Elementen eine führende Position ein. Größter Markt sei Nordamerika mit 20 Prozent Umsatzanteil.

Bei größeren Massivholzprojekten arbeitet Homag mit weiteren Partnern zusammen – wie schon jetzt mit dem Bayern ansässigen Weltmarktführer für Abrundmaschinen Hundegger. Homag ist mit rund 1,2 Milliarden Euro ein wichtiger Umsatzbringer im Dürr-Konzern. Dessen Umsatz lag 2019 bei gut 3,9 Milliarden Euro.