Auch der Gambrinus-Wirt Kay Rügner verzichtet auf die Teilnahme am „Esslinger Sommer“ vom 2. bis 12. August. Dafür steigt ein Stuttgarter Eventgastronom ein.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Stuttgart - Jahrelang haben Oliver Brehmer, der Wirt der Weinstube Eißele, und sein Umfeld alles daran gesetzt, dem Esslinger Zwiebelfest und dessen Betreibern, der Zwiebelfest-Gesellschaft, das Leben schwer zu machen. Im Frühjahr 2018 hatte die Stadt angekündigt, – auch um den Streit zu beenden – vom Jahr 2021 an einen eigenen Sommerhock als Ersatz für das Zwiebelfest auf dem Marktplatz organisieren zu wollen. Bis dahin hätten die Zwiebelfestwirte noch zwei Jahre lang ihr Traditionsfest veranstalten dürfen.

 

Doch im Januar erklärten die Zwiebelfestgeschäftsführer Gerd Trautwein und Frank Jehle das Ende des Fests. In diesem und im kommenden Jahr wird es nun als Interimslösung einen von anderen Stuttgarter und Esslinger Wirten organisierten „Esslinger Sommer“ geben. Die Premiere soll, so alle Sicherheitsfragen rechtzeitig gelöst werden können, vom 2. bis 12. August stattfinden.

Wer die nun veröffentliche Vorankündigung des „Esslinger Sommers“ anschaut, stellt überrascht fest: Die Weinstube Eißele, die einst nach einem juristischen Streit mit Brehmers Vorgänger von den Zwiebelfestwirten ausgebootet worden war, wird – anders als noch im Januar angekündigt – nicht am diesjährigen Marktplatzhock teilnehmen. Und auch ein weiterer prominenter und langjähriger Kritiker der bisherigen Zwiebelfest-Gesellschafter, der Dulkhäusle- und Gambrinus-Pächter Kay Rügner, fehlt auf der endgültigen Teilnehmerliste.

Oliver Brehmer hatte in den Jahren zuvor immer wieder betont, wie wichtig für ihn als Betreiber einer Weinstube ohne Außenbereich die Freiluftgastronomie auf dem Marktplatz sei. Für seine Teilnahme am Zwiebelfest hatte sich mehrfach vehement auch der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger eingesetzt – und war für sein Engagement für einen Einzelwirt scharf kritisiert worden.

Als Grund dafür, dass Oliver Brehmer nun auf die Möglichkeit der Teilnahme am „Esslinger Sommer“ verzichtet, nennt er die Situation auf dem Arbeitsmarkt: „Momentan ist es für mich unmöglich, in ausreichendem Maß Personal zu finden, das ich auf die Menschen bei so einem Sommerfest loslassen könnte.“ Der Markt sei leer gefegt. Entsprechend unverschämt seien die Forderungen der Bewerber. Brehmer: „Viele sind einfach nicht geeignet oder sie stellen nicht erfüllbare Forderungen oder wollen schwarz arbeiten.“

Lange habe er nach Personal gesucht, nun, aber dann die Reißleine gezogen. Auch 2020 werde er beim „Esslinger Sommer“ nicht dabei sein, erklärt er. Er wolle lieber „alle Kräfte bündeln, um dann beim neuen, von der Stadt organisierten Sommerfest im Jahr 2021 dabei sein“ zu können.

Auch Kay Rügner hatte im Januar noch auf der Liste der Wirte gestanden, die das Interimsfest stemmen wollten. Rügner betont, dass er die Idee des Zwiebelfests immer „toll“ gefunden habe. Kritisiert habe er lediglich die organisatorischen Strukturen der Zwiebelfest-Gesellschaft. Seine Bewerbung für den „Esslinger Sommer“ habe er nun aber aus persönlichen Gründen zurückgezogen.

Den Verzicht der beiden Esslinger Wirte glauben die beiden Hauptorganisatoren des „Esslinger Sommers“, Salvatore Marrazzo vom Accanto und Cosmopolita und Christian List (Roter Hirsch), durch die Verpflichtung des Stuttgarter Eventgastronomen Jörg Rauschenberger wett machen zu können. Dass nun nur acht Wirte im August dabei sein werden, hat den Vorteil, dass die bisherige Fläche des Zwiebelfests auf dem Marktplatz ausreichen wird, um den Sommerhock organisieren zu können. Ursprünglich hatten die Organisatoren angekündigt, auch Teile des Rathausplatzes nutzen zu wollen.

Grundsätzlich, so erläutert der Chef des Esslinger Ordnungsamts, Gerhard Gorzellik, unterschieden sich die Pläne des „Esslinger Sommers“ nicht wesentlich von denen des Zwiebelfests. Zwar werden in diesem Sommer Zelte statt Lauben das Bild auf dem Marktplatz prägen, und vor Kielmeyers neuer Gastronomie werden keine Zelte stehen, weil Kielmeyer selber am „Esslinger Sommer“ teilnehmen werde. Aber grundsätzlich sollen die Zelte wieder das Festgelände einrahmen.

Die Stadt hingegen favorisiert für ihr eigenes Fest im Jahr 2021 weiterhin eine andere Lösung. Dann sollen die neu angeschafften Lauben in der Mitte des Marktplatzes stehen und das Publikum um diese herum flanieren können.