Die Kommunen in der Region Stuttgart setzen bei der Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine auch auf die Bevölkerung. Dabei zeigt sich: Wohnraum, Patenschaften und Sprachkenntnisse sind erwünscht. Sachspenden weniger.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Der Krieg in der Ukraine bedeutet auch: In den kommenden Wochen und Monaten werden viele Geflüchtete nach Deutschland kommen. Bis zuletzt war der Zulauf in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Baden-Württemberg zwar noch moderat, doch das könnte sich schnell ändern. Deshalb setzen die Kommunen in der Region Stuttgart schon jetzt auf die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung – und stellen diverse Portale ins Netz, wo Menschen Unterstützung anbieten können. Dabei kristallisiert sich heraus: Einzelne Sachspenden und vor allem Kleiderspenden sind zunehmend unerwünscht, weil es schlicht zu viele werden. Umso gefragter ist Wohnraum für Geflüchtete sowie andere Hilfsangebote.

 

Ludwigsburg rät von Sachspenden ab

Wie der Esslinger Landrat auch, rät die Stadt Ludwigsburg inzwischen von Sachspenden ab. „Nach Rücksprache mit den sozialen Trägern empfehlen wir Geldspenden an eine der großen Hilfsorganisationen“, sagt die Pressesprecherin Meike Wätjen. Bei der Stadt seien bereits viele Hilfsangebote eingegangen, einige Ludwigsburgerinnen und Ludwigsburger würden auch privaten Wohnraum anbieten. Dabei unterstütze die Stadtverwaltung, „es konnten schon einige Familien aus der Ukraine vermittelt werden“. Diese seien in Gästezimmern, in Einliegerwohnungen oder in leer stehenden Wohnungen untergekommen.

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Der städtische Fachbereich Gesellschaftliche Teilhabe, Soziales und Sport ist für Hilfsangebote – zum Beispiel die Zurverfügungstellung von Wohnraum –, Fragen und Anregungen aus der Bevölkerung erreichbar, per Mail unter fluechtlingsarbeit@ludwigsburg.de, telefonisch unter 07141/9 10 45 14.

Landkreis Böblingen bündelt Hilfsangebote

Im Kreis Böblingen wurde eine zentrale Telefonnummer eingerichtet für Hilfsangebote. Dort können sich Menschen melden, die ein Zimmer oder eine Unterkunft anbieten, außerdem Menschen, die die ukrainische oder russische Sprache beherrschen. Zudem werden Geflüchtete beraten, wenn sie Fragen zu ihrem Aufenthalt, zu Leistungen oder zum Asylrecht haben. Die Telefonnummer lautet: 07031-6 63 38 38, außerdem gibt es eine Homepage mit verschiedenen Hilfsangeboten.

Des Weiteren koordiniert die Waldorfschule in Böblingen Hilfsangebote für Menschen aus der Ukraine, wie beispielsweise Unterkünfte, Patenschaften oder Fahrten. Eine Russisch-Lehrerin der Waldorfschule, die seit vielen Jahren engen Kontakt zu der Partnerschule im ukrainischen Odessa pflegt, hatte Hilferufe von den dort lebenden Familien erhalten, die sie zunächst an die Familien weiterleitete, deren Kinder zuletzt 2019 zum Schüleraustausch in Odessa waren. Inzwischen reicht der Kreis der Helferinnen und Helfer aber weit über die Waldorfschule hinaus. Mehr Informationen zu der Aktion sowie zur Möglichkeit Unterstützung anzubieten, gibt es hier online.

Oberbürgermeister in Waiblingen sucht Wohnraum

In Waiblingen ruft der Oberbürgermeister Andreas Hesky die Bevölkerung ebenfalls dazu auf, freien Wohnraum zu melden und bei der Versorgung der geflüchteten Menschen zu helfen. Wer privaten Wohnraum zur Verfügung stellen kann, soll eine Mail an oberbuergermeister@waiblingen.de schicken und darin angeben, für wie viele Personen der Platz geeignet sei, wo er sich befinde und wie lange er genutzt werden könne.

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Zur Unterstützung und Begleitung von Flüchtlingen können sich Engagierte an das Netzwerk Asyl Waiblingen wenden, per Mail an ute.ortolf@waiblingen.de oder per Telefon unter: 07151/50 01 23 30.

Stadt Stuttgart hat Koordinierungsstab eingerichtet

In der Landeshauptstadt ist am 1. März ein sogenannter Koordinierungsstab Ukraine eingerichtet worden. Die Leitung übernimmt der Oberbürgermeister Frank Nopper. Neben den Bemühungen der Liegenschaftsverwaltung, passende Objekte zur Unterbringung von Geflüchteten zu suchen und zu prüfen, bittet Frank Nopper auch Privatpersonen um Hilfe. Man rufe dazu auf, „leer stehende Wohnungen an unsere Taskforce zu melden, damit wir so viele Wohnungen wie benötigt bereitstellen können.“

Ein Team mit Vertretern der Stadtverwaltung und aus der Zivilgesellschaft soll die Hilfsangebote von Stuttgarter Initiativen, Organisationen, Unternehmen sowie Stiftungen bündeln. Sie werden dann auf der städtischen Homepage veröffentlicht. Auch Privatpersonen oder „Menschen aus der Ukraine, die auf städtische Hilfe setzen“, können sich an das Team wenden. Die Homepage und die Nummer der Hotline sollen „baldmöglichst“ veröffentlicht werden, heißt es vonseiten der Landeshauptstadt.

Aichtal hat eigenes Portal aufgesetzt

In Aichtal (Kreis Esslingen) wurde bereits am vergangenen Wochenende eine Online-Plattform für Hilfsangebote eingerichtet. Dort kann gemeldet werden, wenn jemand ein Zimmer, eine leer stehende Wohnung hat oder als Flüchtlingspate seine Hilfe anbietet. „Wir haben schon mehr als 80 Hilfsangebote erhalten“, sagt der Oberbürgermeister Sebastian Kurz. Der Großteil stamme von Menschen, die Paten werden wollten, aber auch zahlreiche Unterkünfte seien angeboten worden, sodass man Stand 4. März in Aichtal 50 Personen allein in privaten Räumlichkeiten unterbringen könnte. Hilfsangebote für Aichtal können online hier gemeldet werden.

Mehrere Hotels stellen Zimmer zur Verfügung

In der Esslinger Eventlocation Habitat werden ab sofort Hotelzimmer für Flüchtlingsfamilien und Schutzsuchende aus der Ukraine kostenfrei zur Verfügung gestellt. Und auch das Sporthotel Aramis in Gäufelden (Kreis Böblingen) bietet den Großteil seiner 32 Zimmer für Geflüchtete aus der Ukraine an.

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