Seit April fordert daher auch Gazprom den vollen Preis. Kiew indes will nur den ermäßigten Tarif zahlen und auch nur dann, wenn Gazprom sich zuvor bereit erklärt, über neue Preisnachlässe zu verhandeln. Wenn nicht, so sagte der Energieminister Juri Prodan, werde man Moskau vor dem Internationalen Schiedsgericht in Stockholm verklagen.   Gazprom-Chef Alexej Miller erwiderte, Vertrag sei Vertrag, und Prodan habe den Kontrakt von 2009 selbst mitverhandelt. Auf Klage werde Russland dennoch vorerst verzichten. Wenn Kiew seine Schulden bezahlt habe, könne man sogar über neue Rabatte reden. Spielraum gäbe es jedoch nur bei den Exportzöllen.

 

Der Gasstreit belastet das seit der Annexion der Krim durch Russland ohnehin schwer angespannte Verhältnis beider Länder zusätzlich. Am Sonntagabend donnerte der Chefpropagandist des Kreml, Dmitri Kisseljow, im russischen Staatsfernsehen, die Führung in Kiew lasse sich die Strafexpedition gegen die prorussischen Separatisten in der Ostukraine täglich drei Millionen US-Dollar (2,2 Millionen Euro) kosten. Dies sei in etwa so viel, wie die Ukraine täglich für russische Gaslieferungen zu berappen habe. Da Kiew am Rande des Staatsbankrotts balanciere, komme das Geld aus dem Westen: Die USA und Europa sponserten Völkermord, statt ihr Mündel dazu anzuhalten, die Schulden für russische Gaslieferungen zu bezahlen.    

Russland will derweil einen Resolutionsentwurf zur Ukraine-Krise in den UN-Sicherheitsrat einbringen. Wie Außenminister Sergej Lawrow in Moskau sagte, verlangt Russland die Einrichtung eines „Hilfskorridors“, damit „friedliche Bürger“ die umkämpften Gebiete in der Ostukraine verlassen können. Zudem müsse die Lieferung von Hilfsgütern ermöglicht werden. Die Resolution verlangt, dass Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz „jede Unterstützung“ erhalten. Das höchste UN-Gremium sollte den Entwurf noch am Montag erhalten.