Die Erregung über den Krippenkönig in Ulm ist importiert und macht keine Sünde wieder gut, kommentiert unsere Kolumnistin Sibylle Krause-Burger.

Ulm - In Ulm, um Ulm herum und weit darüber hinaus tobt gerade ein Gesinnungsstreit. Empörung schäumt hoch, Shitstorms ergießen sich, Gelehrte geben ihren Senf dazu. Eine Krippenfigur erregt Anstoß. Das holzgeschnitzte Ensemble, seit 1992 allweihnachtlich im Münster aufgebaut, wird dieses Jahr ohne die drei Könige aus dem Morgenland die Gläubigen erbauen. Denn Melchior, der sehr sichtbar schwarze Dritte, gilt als kolonialistische Zerrfigur, durch dessen Darstellung Menschen „beschämt“, „herabgesetzt“, „beleidigt“ würden, wie das Evangelische Dekanat Ulm vermutet. Also weg mit allen dreien. Das beschloss der Kirchengemeinderat. Nun zetern die einen über den Verrat an der Tradition. Die anderen feiern ihre fromme Einigkeit in der Abwehr des Rassismus. Ja, es muss doch das Gute über das Böse siegen. So weit so gut, so weit so klar.