Quentin Tarantinos Gewaltorgien „Pulp Fiction“ und „Kill Bill“ machten sie bekannt. Doch mit 50 kann Uma Thurman auf drei Jahrzehnte Hollywood mit allen Facetten zurückblicken.

Los Angeles/New York - Häufig postet Uma Thurman auf Instagram Glamour-Shots von Auftritten, Cover von Modeheften oder Fotos von ihrem Leben in New York City. Doch die dreifache  Mutter zeigt sich auch mitten in einsamer Natur, mit ihren Kindern am Strand oder dem Hund im Wald. Eine gute Woche vor ihrem 50. Geburtstag ist es der Blick aus dem Landhaus auf verschneite Bäume. „Schlafender Frühling und Hoffnung“, kommentiert sie die Szene mit einem Herz-Emoji. Sie fühle mit ihren Mitmenschen. „Zusammen werden wir durchhalten“, schrieb Thurman Ende März zu einem Bild von indianischen Gebetsfiguren.

 

Ihren Geburtstag feiert sie am 29. April, mitten in der Corona-Pandemie, die ihren Heimatstaat New York schwer getroffen hat. „Stay Home“-Vorschriften und Abstand halten machen ein großes Fest zunichte. Eine Anfrage bei Thurmans Sprecherin, wie der Star den Tag begehen werde, blieb ohne Antwort.

Unvergessener Twist

Einen großen Auftritt im schwarzen Abendkleid hatte die Schauspielerin im Januar bei der „National Board of Review“-Gala in New York, als sie Quentin Tarantino den Regie-Preis für seinen Film „Once Upon A Time in Hollywood“ überreichte. „Neben meinen Eltern und meinen Kindern hattest du den größten Einfluss auf mein Leben“, würdigte sie den Kult-Regisseur.

Mit der bluttriefenden Gangster-Farce „Pulp Fiction“ hatte Tarantino 1994 die junge Schauspielerin über Nacht berühmt gemacht. Mit schwarzem Pagenkopf und verruchtem Blick, statt blonder Eleganz, wird Thurman zu Mia Wallace, Frau eines Gangsterbosses. Unvergesslich: der Twisttanz von Mia und dem Auftragskiller Vincent Vega (John Travolta) und Mias Comeback nach einer Überdosis Heroin. Der kultige Auftritt brachte Thurman, gerade 24 Jahre alt, die erste und bis jetzt einzige Oscar-Nominierung ein.

Gnadenlose „Black Mamba“

Knapp zehn Jahre später holte Tarantino seine Muse für die zweiteilige Rache-Saga „Kill Bill“ vor die Kamera. In der Gewaltorgie mimt Thurman die Profikillerin und gnadenlose Braut „Black Mamba“, die sich nach einem Gemetzel bei ihrer Hochzeit an alten Rivalinnen und ihrem Ex-Boss (David Carradine) rächt.

Die Gewalt in Thurmans Erfolgs-Filmen steht im krassen Gegensatz zu ihrer familiären Prägung. Ihren Namen verdankt sie einer Hindu-Göttin. Ihr Vater, Robert Thurman, ist ein bekannter Buddhismus-Professor. Die Familie verbrachte Zeit im indischen Uttarakhand, wo sie auch der Dalai Lama besuchte. Ihre Mutter Nena von Schlebrügge, deutsch-schwedischer Herkunft, machte Ende der 1950er Jahre als Topmodel in New York Karriere, wandte sich dann aber spirituellen Aufgaben zu.

Wie ihre Mutter wurde auch Uma jung als Fotomodell entdeckt, doch schon als Teenager trat sie vor die Kamera. In dem Drama „Gefährliche Liebschaften“ (1988) um Intrigen des französischen Adels wird sie von Vicomte de Valmont (John Malkovich) verführt. In „Henry & June“ (1990) um eine erotische Dreiecksbeziehung spielt sie die Ehefrau des Schriftstellers Henry Miller.

Böse, betrogen, getötet

Thurman hat kein Genre ausgelassen. In dem Superhelden-Film „Batman & Robin“ (1997) war sie der weibliche Bösewicht „Poison Ivy“, in der Liebeskomödie „Couchgeflüster“ (2005) trifft sie auf Meryl Streep als Therapeutin, in „Zufällig verheiratet“ (2008)  wird sie selbst zur Beziehungs-Ratgeberin.

Bei der Berlinale 2012 stellte sie mit Co-Star Robert Pattinson das Kostümdrama „Bel Ami“ vor. Zwei Jahre später feierte dort Lars von Triers „Nymphomaniac“, mit Thurman als betrogene Ehefrau, seine Deutschlandpremiere. Mit dem umstrittenen Regisseur drehte sie auch den Horror-Thriller „The House That Jack Built“ (2018) um einen Serienmörder (Matt Dillon). Thurman muss als erste dran glauben, als sie in sein Auto steigt.

Mit 22 Jahren hatte Thurman bereits ihre erste Ehe mit dem zwölf Jahre älteren Briten Gary Oldman hinter sich. Beim Dreh zu dem Science-Fiction-Thriller „Gattaca“ (1997) lernte sie ihren zweiten Mann, Ethan Hawke, kennen. Sie heirateten ein Jahr später, doch 2004 kam es zum Bruch. Sohn Levon ist 18, Tochter Maya, eine angehende Schauspielerin, 21 Jahre alt. Mit 42 Jahren wurde Thurman zum dritten Mal Mutter. Töchterchen Luna stammte aus ihrer Beziehung mit dem Finanzier Arpad Busson.

Opfer von Weinstein

Vor zwei Jahren war Thurman mit Vorwürfen gegen Produzent Harvey Weinstein an die Öffentlichkeit gegangen. Der „New York Times“ berichtete sie über sexuelle Übergriffe in einem Londoner Hotel, die sich nach ihrem gemeinsamen Film „Pulp Fiction“ (1994) abgespielt haben sollen. Kolleginnen wie Salma Hayek, Ashley Judd, Gwyneth Paltrow und Mira Sorvino haben Weinstein Übergriffe und Einschüchterungen vorgeworfen. Das hatten die weltweite #MeToo-Debatte über Missbrauch ausgelöst. Weinstein war im Frühjahr in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung für schuldig befunden und zu 23 Jahren Haft verurteilt worden.

Schon vor ihrem 50. Geburtstag hat Thurman die nächste Rolle in der Tasche. Im März kündigte der Videostreaming-Dienst Apple TV+ die neue Dramaserie „Suspicion“ an. In dem Thriller soll sie eine prominente Geschäftsfrau spielen, deren 21-jähriger Sohn aus einem New Yorker Hotel entführt wird.