Russudan Meipariani präsentiert an diesem Freitag in St. Maria mit „Umarme mich“ ein meditatives Programm zu den Themen Nähe und Einsamkeit

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Fremd ist, was deine Lippen sagen,/fremd ist dein Haar,/ fremd ist dein Kleid . . . – als Rainer Maria Rilke die Zeilen seines Gedichts „Fremd“ schrieb, hatte er einen viel größeren Lebenszusammenhang im Blick als wir es in den zwei Corona-Jahren haben. Und dennoch: Viele beschreiben ihre Erfahrungen, die sie in den vergangenen anderthalb Jahren gemacht haben, mit ähnlichen Worten.

 

Die aus Georgien stammende Musikerin Russudan Meipariani hat dazu eine Art Gegenprogramm entwickelt: „Umarme mich“ heißt ihr jüngstes Projekt, das sie an diesem Freitag, 10. September, um 20 Uhr in St. Maria an der Tübinger Straße vorstellt. Am Samstag gibt es eine weitere Aufführung in der Esslinger Stadtkirche St. Dionys und am Sonntag in Fellbach in St. Maria Regina, jeweils um 20 Uhr.

Meipariani hat in Stuttgart schon einige ihrer Musikprojekte vorgestellt, etwa im Linden-Museum. „Wir wollen hier mal ein neues Format proben, nicht nur ein Konzert im klassischen Sinn spielen“, sagt sie. Die derzeitige Situation macht das gut möglich: Da längst noch nicht so viel Publikum in die Kirche darf wie vor Corona, wurde die Kirchenbestuhlung entfernt, dadurch ist jetzt mehr Flexibilität möglich bei der Konzeption von Veranstaltungen in diesem Kirchenraum. „Wir drei Musiker positionieren uns in der Mitte des Kirchenschiffs“, so Meipariani, „das Publikum sitzt um uns herum.“

Literarisches aus Deutschland und Georgien

Ihre Musik wirkt wie ein meditativer Strom, der Minimal Music ähnlich, in dem sie mit ihrer klaren Stimme ungewöhnliche Akzente setzt. Hinzu kommen ein Klavier und zwei Streichinstrumente. Und im Falle von „Umarme mich“ wird auch viel Literarisches verarbeitet, sei es aus Georgien, aus Deutschland oder den Nachbarländern. „Im Mittelpunkt von ,Umarme mich‘ steht eine etwa zehnminütige Komposition“, so Meipariani, „die mehrmals wiederholt wird“. Freilich nicht exakt, denn in jeder Wiederholung kommen neue literarische Einschübe dazu wie eben das eingangs zitierte Gedicht von Rilke. Und zugleich blitzen noch einmal jene Gedichte auf, die zuvor schon erklungen sind. Das sind also gewissermaßen Variationen. Dazu sind auf einer Leinwand Kunstwerke zu sehen, die thematisch das Spiel optisch bereichern. Dazu zählen auch Bilder von Edvard Munch.

Vertraute Klänge hören

Und das ist das Ziel: „Mit den Wiederholungen, den Variationen und den Bildelementen wollen wir erreichen, dass sich die Zuhörer bald wohlfühlen in dieser Aufführung, da sie ja nicht nur mit Neuem, sondern auch mit gerade Gehörtem zu tun haben“, so Meipariani. Und dann gibt es ja noch die thematische Klammer: Zum einen Sinnlichkeit, Nähe und Bindung, zum anderen Einsamkeit und Isolation. Und dazu passt die gute Zusammenarbeit mit vertrauten Künstlern wie Natalie Meipariani, Giga Khelaia, Clemens Schmidlin und Ulrike Bohnet.