Die Sanierung und Erweiterung der Glemstalschule Schwieberdingen-Hemmingen ist fast in trockenen Tüchern. Läuft alles nach Plan, beginnen im April nächsten Jahres die Arbeiten. In das Vorhaben investieren die beiden Gemeinden so viel Geld wie in bisher kein anderes.

Hemmingen/Schwieberdingen - Beim Thema Glemstalschule zogen die Hemminger Gemeinderäte in der Vergangenheit nicht so harmonisch an einem Strang wie jetzt: Einstimmig gab das Gremium am Dienstagabend der Sanierung und Erweiterung der gemeinsamen Gemeinschaftsschule mit und in Schwieberdingen grünes Licht. Das Mammutprojekt, für dessen Umsetzung die Stuttgarter Firma Goldbeck Süd den Zuschlag bekommt, kostet die zwei Gemeinden rund 28 Millionen Euro.

 

„Das ist eine Investition in einer Größenordnung, die bisher nicht dagewesen ist, ein planerischer wie finanzieller Kraftakt auch in den Folgejahren“, sagte der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU). Er ist froh, nun „am Ende einer langen Wegstrecke angekommen“ zu sein. Dass auch der Gemeinderat Schwieberdingen und danach am Montag der Gemeindeverwaltungsverband als Schulträger die Beschlüsse absegnen, dürfte eine reine Formsache sein.

Schule bekommt ein völlig neues Gesicht

Der „bestgeeignetste Entwurf“ des als Sieger auserkorenen Bieters Goldbeck gibt der Glemstalschule ein völlig neues Gesicht. Das Bestandsgebäude bleibt erhalten, „es wird aber nicht wiederzuerkennen sein“, sagte der Rathauschef Thomas Schäfer. Die Fassaden sowohl des bestehenden Baus als auch des Neubaus mit Lernflur werden in Holzoptik gestaltet, ein Glassteg verbindet die Gebäude. Deren Eingänge und Foyers werden großzügig und hell sein. Draußen entstehen unter anderem ein gemeinsamer Campus mit der Hermann-Butzer-Grundschule, Sitzmöglichkeiten an der Glems, ein Multifunktionssportfeld und ein Calisthenics-Park mit Sportgeräten.

Wegen Corona erhalten entgegen früherer Pläne alle Klassenzimmer und Fachräume Waschbecken mit Warmwasseranschlüssen. Smartboards ersetzen Kreidetafeln und verhindern staubige Hände, weshalb Waschbecken in allen Räumen nicht vorgesehen waren. Das kostet die Gemeinden etwa 390 000 Euro mehr. Ein Posten, der den festgelegten Kostendeckel von ursprünglich 23 Millionen Euro leicht anhob. Ebenso befürworten die Beteiligten den Verbindungssteg, der mit rund 248 000 Euro veranschlagt ist.

Bauzeit verkürzt sich um ein Jahr

Auch wenn die Kosten inzwischen um beinahe fünf Millionen Euro gestiegen sind: Am Ende werde man finanziell „fast eine Punktlandung“ hinlegen, sagte Thomas Schäfer. Weil die fertigen Gebäude hohe Energiestandards erfüllen, gibt es eine Bundesförderung von rund 4,1 Millionen Euro, außerdem eine Schulförderung vom Regierungspräsidium Stuttgart. Die Höhe ist laut dem Bürgermeister noch unklar. Barbara von Rotberg (FDP) nannte die fast fünf Millionen mehr einen „Happen“. Zuschüsse, sagte sie, sollten Kosten eigentlich reduzieren.

Dagegen steht zum jetzigen Zeitpunkt schon fest, dass die Schule gut ein Jahr früher als geplant modernisiert und erweitert ist – im Sommer 2024. Der Hemminger Rathauschef sprach von einem „unschätzbaren Mehrwert“. Geht es nach Goldbeck, starten nächsten April die Bauarbeiten. Zunächst entsteht der Neubau für die Klassen neun und zehn, die Naturwissenschaften und Technik. Danach wird das Bestandsgebäude in einen Zug modernisiert. In der Zeit lernen die Schüler in Containern.

Rektorin: Schule sei kein schwieriges Pflaster

An den Planungen für die Sanierung und Erweiterung war auch die Schulgemeinschaft beteiligt. „Das ist ein gutes Konzept. Es kommt dem, was wir uns vorgestellt haben, ziemlich nahe“, sagte die Rektorin Silke Benner. Sie leitet seit dem vergangenen Schuljahr die Glemstalschule. Sie habe immer die Sorge gehabt, dass der teuerste Entwurf auch der beste sei. Ebenso unbegründet waren ihr zufolge auch die Warnungen, dass sie als neue Rektorin der Glemstalschule ein „schwieriges Pflaster“ vorfinde.

Eine Schule mit einer unschönen Vergangenheit

Kleinkrieg
 Die Glemstalschule hat langwierige Querelen hinter sich, die auch die Sanierung und Erweiterung verzögerten, „Störfeuer, die nicht hätten sein müssen“, wie es Hemmingens Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU) am Dienstag im Gemeinderat formulierte. Im Jahr 2016 stritten die Gemeinden, ob die Schule eine gymnasiale Oberstufe bekommen soll: Schwieberdingen war dafür, Hemmingen dagegen – mit Ausnahme der SPD-Fraktion. Ebenso wollten damals die Rektorin und der Elternbeirat, dass Glemstalschüler auch Abitur machen können. Hinzu kamen Vorwürfe des Elternbeirats, wonach in der Schule Brand- und Amokschutz fehlen. Im Jahr 2018 wurde die Vierzügigkeit ohne gymnasiale Oberstufe beschlossen. „Das ist eine vertane Chance“, sagte der SPD-Fraktionschef Wolfgang Stehmer. Gleichwohl sei unstrittig, dass die Modernisierung nötig sei.

Neustart
Mit der Rektorin Silke Benner und einer neuen Elternbeiratsvorsitzenden wurde es ruhig an der Schule mit derzeit 492 Schülerinnen und Schülern – 672 können es nach dem Umbau sein. Sabine Waldenmaier (Freie Wähler) findet die Planung angesichts der Schülerzahlen „großzügig“. Der CDU-Fraktionschef Walter Bauer hofft auf höhere Übergangszahlen nach dem Umbau. Es gibt aktuell 72 Fünftklässler, 112 sind aber möglich, denn es kann aufgrund der Vierzügigkeit vier statt drei erste Klassen geben. Der Bürgermeister Schäfer: „Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Schule, wenn sie erweitert und saniert ist – und die politischen Diskussionen beendet sind – wieder attraktiver sein sollte.“ Dies zeigten Erfahrungen aus anderen Schulen vor und nach einer Sanierung. Weiter seien deutlich „Rückläufer“ aus Gymnasien zu verzeichnen, die in Klasse sechs und sieben auf die Glemstalschule wechseln.