In Ludwigsburg soll südlich des Westportals eine direkte Verbindung zwischen Busbahnhof, Gleisen, mhp-Arena und Weststadt entstehen. Dafür müsste sich das Unternehmen Nestlé von Flächen trennen, und auch auf der anderen Bahnhofsseite lauern Hürden.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Eine zweite Unterführung soll den Fußgängerverkehr am Ludwigsburger Bahnhof in geordnete Bahnen lenken. Das hat die Stadt Ludwigsburg am Donnerstag auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt. An dieser Stelle bestehe dringender Handlungsbedarf, weil die Zahl der Fahrgäste am Bahnhof in den vergangenen Jahren stark angestiegen sei, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. Was dazu führe, dass die bereits existierende Unterführung zu den Gleisen und in die Weststadt zu beengt geworden sei und nicht mehr ausreiche. „In Hauptverkehrszeiten herrscht dort ein Riesen-Gedränge.“

 

Voraussetzung für das Projekt ist, dass sich die Firma Nestlé von Flächen ihres Fabrikgeländes an der Westseite der Gleise trennt, weil dort Platz für den Ausgang der Unterführung benötigt wird. „Wir sind in sehr guten und konstruktiven Verhandlungen“, sagt Spec. Tatsächlich steht Nestlé den Überlegungen grundsätzlich offen gegenüber.

Schon bei der Realisierung des im Jahr 2009 fertiggestellten Bahnhof-Westportals hatte das Unternehmen eine entscheidende Rolle gespielt und Flächen an die Stadt abgegeben. Seit fast 150 Jahren wird in dem Werk entlang der Gleise Ersatzkaffee hergestellt. 20 000 Quadratmeter und mehrere Gebäude umfasst das Industrieareal, und ganz so viel benötigt Nestlé offenbar nicht mehr.

Nestlé will am Standort festhalten, diesen aber verkleinern

„Wir überlegen ständig, wie wir den Standort optimieren und modernisieren können“, sagt der Werksleiter Thomas Mathar. Denkbar sei, Maschinen innerhalb des Geländes so zu verlagern, dass Gebäudeteile freigeräumt werden können. Auch Mathar betont: „Wir haben uns diesbezüglich mehrfach mit der Stadt ausgetauscht und arbeiten in dieser Frage eng mit dem Rathaus zusammen.“ Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, Nestlé wolle den Standort Ludwigsburg komplett aufgeben, doch der Werksleiter dementiert: „Das ist im Moment nicht geplant.“

Je nach Umfang der internen Umstrukturierungen bei Nestlé könnten sich auf dem Fabrikgelände auch andere Optionen auftun, die weit über den Bau einer Unterführung hinausgehen. Sollte die Firma ganze Gebäudeteile nicht mehr benötigen, könnte sie diese verkaufen oder vermieten – wie heute schon die Immobilie am südlichen Ende des Grundstücks, das von einer EDV-Firma genutzt wird.

Er könne noch nicht auf Details eingehen, sagt Spec, aber es gebe eine Vielzahl von Möglichkeiten, die auch für die Stadt interessant seien. „Wir spüren, dass diese Gegend zunehmend attraktiv für innovative Unternehmen wird, und für solche Unternehmen haben historische Gebäude immer einen besonderen Reiz.“ Die Stadtverwaltung jedenfalls wolle bei der Weiterentwicklung der Flächen am Bahnhof eine aktive Rolle spielen, wenn auch eher als Vermittlerin zwischen Nestlé und potenziellen Nutzern. Dass die Stadt die frei werdenden Immobilien selbst kauft, ist unwahrscheinlich: Der Fokus der Verwaltung liegt stärker auf der Unterführung.

Wird der hässliche Franksteg bald nicht mehr gebraucht?

Immerhin versichert die Stadt seit geraumer Zeit, dass sie den Bahnhof zu einem sogenannten Wohlfühlbahnhof umwandeln will, was angesichts des tristen Ist-Zustands zuletzt eher für Heiterkeit sorgte. Besonders unbeliebt ist bei Bahnfahrern der Weg über den sogenannten Francksteg. Doch diese Brücke über die Gleise – mit der Anmutung eines wackligen Dauerprovisoriums – könnte obsolet werden, sobald die Unterführung Realität wird. Man werde den Steg nun erst einmal weiter instandhalten und dann die weitere Entwicklung abwarten, sagt Spec.

Denn nicht nur auf der West-, auch auf der Ostseite der Gleise müssen noch Hürden – beziehungsweise Gebäude – aus dem Weg geräumt werden, wenn auch deutlich kleinere. Der Eingang zur Unterführung soll zwischen Francksteg und Bahnhofsgebäude liegen, mithin direkt am Busbahnhof, der in den kommenden Jahren aufwendig umgestaltet werden soll. Noch allerdings befindet sich dort ein Gebäuderiegel für Läden und Buden, und zumindest ein Teil davon müsste für die Unterführung weichen. Auch hier gilt: Die Flächen gehören nicht der Stadt. „Wir können dort nicht frei planen, aber wir treiben das Thema jetzt voran“, sagt Spec. In zwei bis drei Monaten werde man klarer sehen und das Vorhaben mit den Stadträten besprechen.