Die Stadtbahnstrecke zwischen den Haltestellen Staatsgalerie und Hauptbahnhof, die wegen Stuttgart 21 neu gebaut werden muss, soll laut Plan erst im Februar 2023 fertig werden. Fahrgäste müssen also länger als gedacht mit Unannehmlichkeiten leben.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Fahrgäste der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) müssen sich wegen des Neubaus der Haltestelle Staatsgalerie und der anschließenden Tunnel länger auf Umwege einstellen als ohnehin schon bekannt. Ein aktueller Bauzeitenplan nennt den Februar 2023 als Fertigstellungstermin. Die letzte Prognose, wann die Bahnen auf der innerstädtischen Strecke wieder würden fahren können, lautete auf 2022. Ganz will man dieses Ziel auch nicht aufgeben. Dass die Deutsche Bahn und nicht die SSB die Arbeiten ausschreibe, habe zur Folge, dass sich auch „der derzeit angenommene Fertigstellungstermin“ verschiebe. „Die erhofften Synergieeffekte, die sich möglicherweise auf den zeitlichen Bauablauf auswirken, sind darin nicht berücksichtigt“, erklärt SSB-Sprecherin Birgit Kiefer.

 

Die Bahn übernimmt die Regie auf der Baustelle

Seit Dezember 2017 fahren keine Bahnen mehr zwischen der Haltestelle Staatsgalerie und dem zentralen Halt am Hauptbahnhof auf direktem Weg – die Züge der Linie U 14 bedienen zwar beide Haltestellen, nehmen aber einen Umweg über den Berliner Platz. Die Strecken zwischen Staatsgalerie und Hauptbahnhof müssen wegen Stuttgart 21 als Tunnel über weite Strecken neu gebaut und mit den bestehenden unterirdischen Röhren verknüpft werden. Für den nun anstehenden zweiten Bauabschnitt, der größtenteils im Bereich der Schillerstraße angesiedelt ist, setzen die SSB vier Jahre an. Beginn soll im Februar 2019 sein. „Die Anpassungen bei den Ausschreibungsunterlagen haben dazu geführt, dass die Veröffentlichung der Ausschreibung durch die DB etwas später erfolgte, als im ursprünglichen Terminplan durch die SSB vorgesehen war“, erklärt Birgit Kiefer. Wiewohl es um den Bau von Stadtbahnstrecken geht, tritt in diesem Fall die Deutsche Bahn und nicht die SSB als Bauherrin auf. Das ist der großen Nähe zur Bahnhofsbaustelle von Stuttgart 21 geschuldet. Es gebe „zahlreiche Schnittstellen, beispielsweise beim Grundwasser-Management, der Logistik, der Verkehrslenkung, und auch wesentliche räumliche und zeitliche Überlagerungen im zweiten Bauabschnitt“, so Kiefer. DB und SSB seien daher übereingekommen, „dass es vorteilhafter ist, den Rohbau der Stadtbahntunnel des zweiten Bauabschnitts aus der Hand eines Bauherrn, in diesem Fall der DB, zu vergeben und zu steuern. Den stadtbahntechnischen Ausbau wird weiterhin die SSB übernehmen“, erklärt die Sprecherin der städtischen Nahverkehrstochter.

Weit entfernt von den ursprünglichen Zeitplänen

Für den Umbau der Stadtbahnstrecken im Bereich der Haltestelle Staatsgalerie waren ursprünglich ganz andere Zeitpläne vorgesehen. In der Baugenehmigung für den Tiefbahnhof heißt es: „Lediglich in der letzten der vier Bauphasen ist eine Betriebspause von rund zwei Wochen für die Linien 9 und 14 auf dem Gleis 4 vom Hauptbahnhof zur bestehenden Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie vorgesehen.“ Der Bauablauf solle so abgestimmt werden, „dass die 14-tägige Betriebspause in einer Ferienzeit liegt. Gekommen ist es gänzlich anders. Im Mai 2016 wurde der Streckenabschnitt Staatsgalerie–Charlottenplatz komplett gesperrt, einige Linien über den Hauptbahnhof umgeleitet. Die für August 2017 vorgesehene Wiederinbetriebnahme verzögerte sich auf Dezember 2017. Seitdem ist der Ast in Richtung Hauptbahnhof gesperrt, jener zum Charlottenplatz wieder in Betrieb.

Die SSB haben Konzepte vorgelegt, bei denen betroffene Linien umgeleitet oder zweigeteilt wurden, aber alle innerstädtischen Haltestellen weiterhin angefahren werden können. Die Initiative „Unsere Stadtbahn“ zieht dennoch eine vernichtende Bilanz: „Die Stuttgarter Stadtbahn ist durch die Stuttgart-21-Baustellen derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ihre Aufgabe, die verlässliche Beförderung der Fahrgäste, nicht mehr erfüllen kann.“