Die Idee der IG Metall, bei der Gefährdung von Arbeitsplätzen durch einen Umbruch in Unternehmen ein „Transformationskurzarbeitergeld“ zuzahlen, hat Charme, meint Ulrich Schreyer

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Dass Deutschland und insbesondere der Südwesten bei allem, was nach Zukunft riecht, ganz vorne mit dabei sein müssen – darüber sind sich die wirtschaftspolitisch Verantwortlichen im Ländle einig. Industrie 4.0, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz – das sind die bekannten Stichworte, bei denen Politik und Wirtschaft Dampf machen müssen. Auch beim Spitzengespräch zum Maschinenbau war dies nicht anders. Neue Töne aber waren von Roman Zitzelsberger, dem Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg, zu hören.

 

Wenn schon im Zuge der industriellen Transformation Arbeitsplätze bedroht sein könnten, solle dies nicht automatisch zu Stellenstreichungen führen, findet Zitzelsberger. Seine Idee: Die Einführung eines Transformationskurzarbeitergelds. Natürlich gibt es dabei noch viele offene Fragen. So etwa, was ein Transformationskurzarbeitergeld vom üblichen Kurzarbeitergeld unterscheidet oder wie lange ein solches bezahlt wird – die Umstellung eines Unternehmens ist möglicherweise ein Prozess, der länger dauert als die üblichen Konjunkturzyklen.

Mitarbeiter zu behalten lohnt sich

Dennoch aber ist die Idee bedenkenswert. Sollte es tatsächlich mit der Wirtschaft abwärts gehen, bleiben zunächst die Leiharbeiter auf der Strecke. Doch auch wie es mit den Stammbelegschaften weitergeht, ist ungewiss. Zumal dann, wenn zu einer schwächeren Konjunktur noch Brüche wie etwa die Umstellung auf Elektromobilität kommen oder immer mehr Geschäftsabläufe digitalisiert, also letzten Endes rationalisiert werden. Noch steht Deutschland nicht vor einer Krise – aber die künftige Konjunkturentwicklung ist so eindeutig nicht. Eindeutig dagegen ist eine Lehre aus der letzten Wirtschaftskrise um 2008/2009. Damals hat es sich ausgezahlt, die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken statt zu entlassen – die Firmen profitierten davon, dass sie an Bord waren, als es wieder aufwärts ging. Ähnlich könnte es beim Umbau in den Unternehmen aussehen. Auch deswegen hat Zitzelsbergers Idee Charme.