Volksbanken und Sparkassen punkten bislang mit ihrer Präsenz in der Fläche. Doch nun kommt es auch im Genossenschaftssektor zu tiefen Einschnitten ins Filialnetz.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Filialschließungen sind im Bankensektor seit Jahren traurige Normalität – doch dass ein Institut auf einen Schlag sämtliche Außenstellen schließt, ist ein Novum. Diesen radikalen Schnitt plant zum 1. Dezember die kleine Raiffeisenbank im Hochtaunus, wie zuerst der Branchen-Newsletter finanz-szene.de berichtete. Am Mittwoch kündigte dann die Volksbank Freiburg an, vier Filialen komplett zu schließen und in eine reine Selbstbedienungs-Filiale umzuwandeln. In vier weiteren Filialen wird der Schalterbetrieb eingestellt, neben Selbstbedienungsgeräten wird es dort aber noch ein Beratungsangebot geben.

 

Bislang zeichnet sich der Genossenschaftssektor ähnlich wie die Sparkassen durch eine starke Präsenz in der Fläche aus. Vor diesem Hintergrund überrascht besonders die Entscheidung der Raiffeisenbank im Hochtaunus, den Filialbetrieb einzustellen.

Immer weniger Kunden gehen zum Bankschalter

Zwar wird es weiter persönliche Beratungsgespräche geben, die künftig zentral am Hauptsitz in Bad Homburg angeboten werden. Der Schalterbetrieb wird jedoch abgeschafft – Überweisungen sind nur noch online möglich, selbst Abhebungen vom Sparbuch können nur noch per Umbuchung aufs Girokonto erfolgen. Selbst ihre Geldautomaten baut die Raiffeisenbank im Hochtaunus ab. Bargeld bekommen die 16 000 Kunden des Instituts künftig nur noch an Geldautomaten anderer Banken oder an der Supermarktkasse.

Die Raiffeisenbank begründete ihre Entscheidung damit, dass die bislang vier Filialen nur noch von wenigen Kunden genutzt würden. „Zuletzt hatten wir nur noch zwei Besucher pro Stunde“, sagte Bankchef Achim Brunner dem Online-Portal biallo.de.

Auch die Commerzbank spart am Filialbetrieb

Aus ähnlichen Gründen will die Commerzbank ihr Filialnetz um weitere 50 auf 400 Standorte verkleinern. Das Vorhaben war vergangene Woche nach Beratungen des Managements mit dem Aufsichtsrat bekannt geworden. Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann, der Mitglied des Aufsichtsrates ist, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Das Kundenverhalten ändert sich. Durch den Abbau von Personal stehen außerdem nicht mehr genügend qualifizierte Berater zur Verfügung. Von daher ist es folgerichtig, die Filialzahl weiter auf rund 400 zu reduzieren.“

Vor Ausbruch der Coronakrise verfügte die Commerzbank noch über rund 1000 Filialen bundesweit. Ein Teil wurde nach zunächst pandemiebedingten Schließungen nicht wieder geöffnet. Nach einem Führungswechsel Anfang 2021 kündigte der neue Konzernchef Manfred Knof dann an, die Zahl der Filialen von 790 auf 450 zu reduzieren.

Mit der neuen Zielgröße von 400 wäre das Filialnetz der Commerzbank genauso groß wie das der Deutschen Bank, die im vergangenen Jahr rund 100 Standorte dicht machte.