Umfrage an Schulen in der Corona-Krise Stimmung in den Lehrerzimmern ist am Tiefpunkt

Die Umfrage des Lehrerverbands offenbart eine miese Stimmung unter den Pädagogen in Baden-Württemberg. Das größte Problem ist nach Meinung vieler Schulleiter die fehlende Digitalisierung.
Stuttgart - Nach sieben Monaten Corona-Krise ist die Stimmung in den baden-württembergischen Lehrerzimmern so schlecht wie lange nicht mehr. Das ist das Ergebnis einer neuen Umfrage ihres Dachverbands. „Die Berufszufriedenheit an den Schulen ist massiv zusammengebrochen“, bilanzierte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) am Freitag, Gerhard Brand. Schuld daran trage vor allem das Virus, sagte Brand. Schulleitungen benötigten aber vor allem mehr Zeit. „Und hier ist die Politik gefragt“, sagte er.
In der Digitalisierung der Schulen sehen viele Schulleiter laut VBE die größte Baustelle im Schulalltag während der Corona-Krise. Fast jeder zweite befragte Schulleiter gab in der VBE-Umfrage fehlende Geräte und Schwierigkeiten beim Online-Unterricht als größte Probleme an. Jede dritte Schulleitung bemängelt fehlendes Personal. Große Probleme bereiteten zudem die Hygienevorschriften, die erhöhte Arbeitsbelastung - und zunehmend auch uneinsichtige Eltern.
Hilfen der Politik brauchen zu lange
Die Politik habe zwar gute Ausstattungsprogramme auf den Weg gebracht, sagte Brand. Die weitere Umsetzung des Konzepts zur Entlastung der Schulleitungen dürfe nun aber nicht wie angekündigt auf das Schuljahr 2022/2023 verschoben werden. Rektoren bräuchten mehr Zeit, mehr Lehrer, um freien Stellen zu besetzen und bessere Vertretungslösungen für kranke Lehrer.
Das Kultusministerium zeige Verständnis. „Wir wissen, dass es dringenden Handlungsbedarf bei der Leitungszeit und beim allgemeinen Entlastungskontingent der Schulen gibt“, sagte Ministerin Susanne Eisenmann (CDU). Der geplante Ausbau der Leitungszeit könne aber erst in einem zweiten Schritt umgesetzt werden. Es müssten Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden, „die aktuell leider noch Mangelware sind“, sagte sie. Die Teile des Konzepts, die sich schon umsetzen ließen - also die höhere Besoldung für die Leitungen kleiner Grundschulen und eine Zulage für kommissarische Schulleitungen – seien wie geplant in Gang gekommen.
Monika Stein von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnte indes vor gesundheitlichen Folgen für die Schulleitungen. Es sei absehbar, dass viele in diesem Dauerstress nicht das ganze Schuljahr durchhalten könnten. Sie schlägt vor, mehr Lehramtsstudierende in Schularten mit Lehrkräftemangel einzusetzen und arbeitslose Gymnasiallehrkräfte zu beschäftigen.
Unsere Empfehlung für Sie

Nächtliches Ausgangsverbot in der Region Stuttgart Wie sinnvoll ist die Ausgangssperre?
Von Mittwoch an gilt in weiten Teilen der Region Stuttgart eine nächtliche Ausgangssperre. Das Sozialministerium verteidigt die Maßnahme. Allerdings gibt es auch Zweifel, wie viel die Ausgangssperre wirklich bringt.

Corona-Öffnungsschritte in Baden-Württemberg Diese Corona-Regeln gelten in Ihrem Kreis
Bund und Länder haben neue Corona-Regeln beschlossen. In Baden-Württemberg ist die Zahl der bestätigten Neuinfektionen in den Stadt- und Landkreisen maßgeblich. Wir zeigen, was aktuell wo gilt.

Coronavirus im Südwesten Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf knapp 161
Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle in Baden-Württemberg steigt weiter. Innerhalb eines Tages erhöhte sich die Zahl um 3244 auf 392.677. Doch es gibt auch gute Nachrichten.

Coronavirus in Baden-Württemberg Ausgangssperren in Stuttgart und vielen Kreisen verhängt
Die Zahl der Corona-Infektionen steigt weiter. Das bedeutet für einige Kreise in der Region Stuttgart und die Landeshauptstadt selbst, dass wieder nächtliche Ausgangssperren gelten.

Coronavirus in Baden-Württemberg 24 Millionen Euro für Verdienstausfälle wegen Quarantäne bewilligt
Wer in der Corona-Pandemie in Quarantäne geschickt wird und kein Geld verdienen kann, hat Anspruch auf eine Entschädigung. Einige Millionen wurden dafür schon bewilligt. Warum es noch nicht deutlich mehr ist, liegt aus Sicht der Arbeitgeber auf der Hand.

Coronavirus in Baden-Württemberg Impftermine für alle über 60-Jährigen ab Montag
Weil in der vergangenen Woche deutlich mehr Impfstoffe geliefert wurden, können ab Montag alle über 60-Jährigen einen Termin für die Corona-Schutzimpfung in Baden-Württemberg bekommen.